8 Jahre zuvor
Ich schlich mich leise in das Haus und versuchte so still wie möglich die Haustür zu schließen. Mich beschlich die Vermutung, dass mein Vater zuhause sein würde, denn sicher konnte ich mir nie sein. Auf Zehenspitzen ging ich durch den Flur zur Treppe. Doch in dem Moment als ich die erste Stufe berührte konnte ich den Blick von ihm auf meinem Rücken spüren.
"Du denkst auch, dass du machen kannst was du willst?!" Die Stimme meines Vaters klang wütend und angsteinflößend.
Ich drehte mich zu ihm. Wegrennen war nun keine Option mehr."Schämst du dich nicht du kleines Stück Scheiße!?" Er lallte nicht wie sonst, wenn er mit mir sprach. Er schien nicht betrunken zu sein, das machte mir noch mehr Angst. Es machte mir Angst, da ich mir nun sicher sein konnte, dass er auch jedes Wort so meinte wie er es sagte. Oder eher brüllte.
"Wo... wovon redest du?" Nun zitterte aber meine Stimme und ich konnte nichts dagegen tun.
"Willst du mich verarschen? Du bist eine scheiß Schwuchtel! Ich musste letzte Nacht mit eigenen Augen ansehen wie mein eigener Sohn in eine Bar für Tunten gegangen ist. Und wer war dein kleiner japsen Freund, Hä?! Antworte mir!... Gefällt es dir wenn er dich durchnimmt?!"
Scheiße, ich hatte mich gestern mit Finn wieder in einen Club geschlichen, er musste uns gesehen haben. Nun kam er mir immer näher bis ich schließlich mit dem Rücken an die Wand knallte. Mir blieb die Spucke weg und meine Augen wurden feucht. Jetzt bloß nicht heulen...
"Verdammt! Antworte mir du Bastard!!!" Ich konnte nicht. Ich war wie eingefroren und konnte mich nicht bewegen. Ich sah wie seine Geduld immer geringer und sein Gesichtsausdruck immer wütender wurde.
"Na schön, wenn du nicht reden willst dann musst du halt fühlen!" Plötzlich packte er mich unsanft am Hals. Er begann mich zu würgen und jetzt bekam ich erst recht keine Luft mehr. Seine Fingernägel bohrten wie spitze Dornen in meine Haut. Ich versuchte zwar Luft zu schnappen, aber vergeblich, denn er drückte mit voller Kraft in meine Kehle. Ich wollte mich wehren, aber ich war zu schwach, um auch nur irgendetwas auszurichten.
"J...j..aa..a." Bekam ich noch gerade krächzend heraus.
Mir wurde fast schwarz vor Augen und ich hätte bestimmt mein Bewusstsein verloren, wenn er nicht von mir abgelassen hätte. Doch direkt danach handelte ich mir schon den nächsten Schlag mitten ins Gesicht ein. Der Schmerz war unerträglich und ich rutschte mit meinem Rücken die Wand hinunter. Ich faste mir an die Nase. BLUT.
"Du willst mir also weiß machen, dass du auch zu denen gehörst?!" Seine Wut und sein Zorn nahmen kein Ende. Ich lag schon auf dem Boden und er trat trotzdem noch auf mich ein. Ich versuchte mich zusammen zu kauern, aber selbst das half nichts. Erneuter Schmerz durchzog meinen ganzen Körper und ein metallischer Geschmack breitetet sich auf meiner Zunge aus.
Nun beugte er sich zu mir runter und sah mir direkt in die Augen. Ekel und Verachtung waren in seinem Blick.
"Ich will dich dreckiges Stück Scheiße nie wieder sehen. Ich habe keinen Sohn mehr! Und wenn ich dich hier jemals wieder sehen sollte, dann schwör ich dir werden deine kleinen Freunde mehr leiden als du. Das kannst du mir glauben." Mir stiegen wieder Tränen in die Augen, aber das wollte ich ihm nicht auch noch gönnen. Ich würde nicht weinen, nicht jetzt.
Ich wusste, dass diese Drohung nicht nur leere Worte waren. Das spürte ich deutlich.
"Oh, ich schwöre dir dann mach ich nicht nur dir das Leben zur Hölle, sondern auch allen, die dir Nahe stehen. Und jetzt verpiss dich, wenn ich wiederkomme bist du verschwunden." Das waren die letzten Worte, die ich jemals von ihm hören sollte.
Verletzt, blutend und alleine, ließ er mich zurück. Er knallte die Tür hinter sich zu und nun spürte ich wie warme Tränen an meinen Wangen hinunter liefen. Ich war immer noch wie erstarrt und konnte mich nicht bewegen.
Hatte ich denn eine andere Wahl als zu gehen? Mein Vater (War er überhaupt noch mein Vater?) war unberechenbar und das hatte er eben wieder einmal bewiesen.
Wenn ich bleibe, dann werden alle leiden, die ich liebe.
Wenn ich gehe, dann verliere ich alle, die mir wichtig sind, aber ihnen geschieht nichts.
Am wichtigsten, JAMIE passiert nichts.Ich denke meine Entscheidung ist klar...
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Finding Happiness (menxmen)
RomanceAlex ist ein gebranntes Kind. Ziemlich klischeehaft, aber seine Kindheit war mehr als beschissen. Dazu gehörte ein dauerhaft betrunkenes Arsch als Vater und eine früh verstorbene Mutter. Der einzige Fixpunkt in seinem Leben ist sein bester Freund, J...