31. Kapitel - JAMIE

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Zimmer Nr. 183

Klopf... Klopf...

Keine Antwort.

Klopf... Klopf...

Keine Antwort.

Mein Herz raste wie verrückt.

Klopf... Klopf...

Wieder keine Antwort. Ich betrachtete kurz die Karte in meiner Hand und schob sie dann vor den Sensor an der Tür. Langsam drückte ich die Klinke herunter und trat schließlich in das Zimmer ein.
Vorsichtig ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Er war nur sehr rustikal eingerichtet, sodass sich gerade mal ein Schreibtisch, auf dem ein Telefon stand und ein einfaches Doppelbett darin befanden.
Nur eine kleine Lampe auf dem Schreibtisch spendete ein wenig Licht. Die Dunkelheit wurde nur von ihr und den tausenden Lichter der Stadt durchbrochen, welche durch das Fenster kamen.

Ein Mann von großer Statur, der zwar wie Alex aussah, aber keines Falls wie mein bester Freund wirkte, saß auf der Kante des Bettes und sah aus dem Fenster. Auch als ich näher kam schweifte sein Blick nicht ab. In seiner rechten Hand hielt er eine Flasche und trank gelegentlich einen Schluck aus dieser.

"Alex?" Fragte ich so, als ob ich mir nicht sicher war, ob er überhaupt vor mir saß.

Behutsam legte ich meine Hand auf seine Schulter und fragte erneut "Alex?".

"Bitte Alex rede mit mir." Bat ich ihn. Dass ich mir Sorgen machte war mehr als untertrieben.

Er drehte seinen Kopf in meine Richtung und sein Blick war nun auf mich gerichtet. Seine Augen sahen traurig aus, sie sahen leer aus, irgendwie hoffnungslos. Er hatte auch ein blaues Auge, welches mir vorhin allerdings gar nicht aufgefallen war. Kurz um, vor mir war zwar ein Mann, aber nicht der Mann, den ich meinen besten Freund nannte.
Auch nicht der Mann, den ich vom ganzen Herzen liebte.

"Ich will aber nicht mit dir reden." Sagte er schlicht, wandte seinen Blick wieder Richtung Fenster und trank einen weiteren Schluck aus der Flasche von der ich annahm, dass sie Alkohol enthielt.

"Wieso nicht?" Entgegnete ich hartnäckig.

"Es hat doch keinen Zweck mehr. Es ist alles verloren... Ich habe es versucht, aber es ist einfach zu spät." Sagte er monoton ohne mich dabei anzusehen.

"Sag mir doch endlich was mit dir los ist. Was stimmt nicht mit dir?" Diese Frage klang sehr viel vorwurfsvoller, als sie sollte und ich bereute es auf der Stelle.

Plötzlich stellte er die Flasche auf dem Boden vor sich ab und erhob sich vom Bett. Nun stand er direkt vor mir und ich bekam es mit der Angst zutun. Ich hätte nie gedacht, dass mir Alex mal Angst machen würde, aber gerade war es das was ich fühlte.

"Was mit mir nicht stimmt? Kannst du es nicht sehen? Ich kann nicht mehr. Ich bin kaputt, zerbrochen, was zum Teufel auch immer! Ich will das alles nicht mehr, ich hab es satt!" Kurz herrschte Stille zwischen uns bevor er wieder ansetzte um etwas zu sagen.
"Und das ist allein deine Schuld. Du und nur du bist der Grund!" Seine Stimme wurde immer lauter, sogar leicht aggressiv.

"Alex... bitte, dass kann doch nicht... bitte hör mir zu!" Flehte ich ihn an, auch meine Stimme erhob sich nun.

"Ich will das aber nicht hören! Kannst du mich nicht endlich in Ruhe lassen?!" Seine Augen wurden glasig und ich hätte ihn am liebsten umarmt. Dennoch kam mir der Mann vor mir immer noch so fremd vor.

"Alex, ich..." Weiter kam ich nicht, denn er nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich hart und verlangend.
Seine Zunge kämpfte gegen meine und ich musste mich an seinem Shirt festhalten, um mich nicht zu verlieren.
Alex roch nach Schweiß, Alkohol und noch etwas anderes, Fremdes, was ich nicht zuordnen konnte. Der Kuss war kaum leidenschaftlich. In ihm schwingen ein Haufen Emotionen mit; Depression, Verzweiflung und Angst vor dem was kommt.
Ich für meinen Teil sollte es genießen, ihm wieder so Nahe zu sein, ihn wieder zu spüren, es sollte fantastisch sein, dass seine Lippen wieder meine berühren, aber das tut es nicht.
Das tut es nicht, weil alles was danach kommen wird ungewiss ist. Es fühlte sich so an als würde danach alles zerstört werden.

Plötzlich drückten sich seine Hände gegen meine Brust und er stieß mich weg. Ich, aber auch er versuchten nach Luft zu ringen. Wir atmeten beide schwer und ich versuchte zu verstehen was gerade eben passiert war.
Zwischen uns war bestimmt nur einen Meter Platz, aber dennoch fühlte es sich so an als ob er Meilenweit entfernt war.
Unsere Blicke trafen sich und ich versuchte aus seinen Augen zu lesen, aus ihnen schlau zu werden, aber nichts.
Stille.
Es herrschte einfach nur absolute Stille.

Die Sirenen und Geräusche der Stadt nahm ich kaum noch war, vor meinen Augen wurde alles schwummerig und ich klammerte mich an die Ecke des Schreibtisches.
Das letzte was ich noch hörte war das laute Zuknallen einer Tür.
Ich stützte mich am Tisch ab und versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen, doch Kopfschmerzen waren das einzige was mir blieben.
So vorsichtig wie möglich ließ ich mich auf den kalten Boden rutschen. Ich schloss meine Augen und fühlte nun die warmen Tränen an meinen Wangen hinunter laufen.
Keine Ahnung wie lange ich hier verbrachte. Vielleicht waren es nur Minuten, vielleicht waren es auch Stunden.

Aber das machte keinen Unterschied mehr.

Finding Happiness (menxmen) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt