27. Kapitel - ALEX

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"Alter, ich muss dir von gestern Abend erzählen. Du wirst mir nicht glauben was passiert ist." Wir machten gerade Mittagspause und so wie es schien wollte Luke mir über seinen neuesten One Night Stand berichten. Allerdings hatte ich kaum Interesse daran und war sowieso mit den Gedanken ganz woanders.

"Schieß los." Sagte ich dennoch.

"Also gestern. Ich war in dieser Bar und dachte an nichts Besonderes, ich wollte einfach nur ein Feierabendbier. Plötzlich kommt da diese total heiße Schnalle auf mich zu. Haut wie Karamell, ein hammer Body und einfach nur wow.
End of story: Ich hab sie mit zu mir genommen."
Er hatte dieses gewinnerhafte Grinsen drauf und hob seinen Arm. Anscheinend wollte er, dass ich ihm ein High-Five gebe. Ich reagierte allerdings nicht, denn ich hatte grade das hübsche Gesicht auf der gegenüberliegenden Straßenseite gesehen, welchem ich versuchte aus dem Weg zu gehen.

"Alex? Hast du mir überhaupt zugehört?" Fragte Luke.

"Ähm ja klar." Antwortete ich, während ich hoffte, dass Jamie mich nicht sehen würde.

"Verarschen kann ich mich selbst. Du bist schon wieder so merkwürdig und abwesend drauf. Das bist du immer wenn dich was stört. Was ist los mit dir, Bro?" Ich weiß er meint es nur gut, aber das Letzte was ich will ist über diese scheiß Situation zu reden in der ich momentan stecke.

"Nichts, alles okay." Entgegnete ich ihm nur.

"Wenn du meinst."

Shit! ich glaube er hat mich gesehen. "Lass uns bitte gehen." Flehte ich Luke an.

"Alter, was zum Henker?" Fragte er verwirrt. "Ohhhhh." Er hatte nun auch Jamie gesehen und ihm schien aufgefallen zu sein, dass er der Grund für mein Versteckspiel war.
"Was ist das eigentlich zwischen euch? Zuerst hasst du ihn, dann seit ihr die besten Freunde und jetzt gehst du ihm schon wieder aus dem Weg."

"Halt die Klappe. Da ist nichts." Meine Nerven waren ein wenig strapaziert, denn wieder einmal war ich in dieser ausweglosen Situation gefangen.

"Alex. Du weißt, dass ich immer ein offenes Ohr für dich habe oder?"

"Jaja, aber es ist kompliziert. Ich habe es niemanden erzählt, aber wir kennen uns von früher. Wie waren beste Freunde in der Schule und... ach keine Ahnung. Wir haben uns wieder angefreundet, aber jetzt kann ich nicht mehr mit ihm befreundet sein und es ist einfach kompliziert."

"Das erklärt natürlich vieles. Aber wieso kannst du nicht mehr mit ihm befreundet sein? Hat er dir was getan?"

"Können wir bitte nicht darüber reden." Es tat mir leid wie ich Luke gerade behandelte und ihn außen vorließ. Ich weiß, dass ich ihm vertrauen kann, aber ich kann es ihm einfach nicht erzählen.

"Okay... Okay. Dann lass uns gehen." Wieder nahm er es einfach hin und ich war so froh, dass er nicht weiter nachhakte.

Später als ich von der Arbeit nachhause kam ließ ich den ganzen Tag in meinem Kopf Revue passieren.
Den ganzen Tag habe ich auf der Arbeit versucht Jamie so gut es geht aus dem Weg zu gehen. Das war echt scheiße schwer.
Wieso?
Ich würde gerne sagen, dass ich es nicht weiß, aber wem mache ich hier eigentlich etwas vor.
Ich dachte nach unserem Kuss könnten wir einfach so weiter machen wie bisher und dass sich nichts ändern wird. Aber ich war so naiv, denn natürlich hat sich alles geändert.
Es fühlt sich wieder genauso wie damals an. Ich bin der Typ, der sich in seinen hetero besten Freund verliebt hat und es ihm aber nicht sagen kann, weil er zu viel Schiss davor hat alles kaputt zu machen.
Ich bin also am gleichen Punkt wie vor 10 Jahren.

Jamie hat mir gestern Abend eine Nachricht geschrieben, dass er mit mir reden wolle. Ich konnte ihm nicht antworten und werde es auch nicht tun. Deswegen habe ich auch den ganzen Tag versucht ihm nicht zu begegnen.
Mir ist bewusst, dass das keine Lösung ist, aber wenn ich mir die Alternative ansehe, die mein gebrochenes Herz beinhaltet ist mir das tausend mal lieber.
Er sagt, dass er mit mir reden will und ich bin nicht blöd, ich weiß genau was er sagen wird. Jamie wird mir sagen, dass er nicht schwul ist, dass er betrunken war, dass es ein Fehler war und er nur mit mir befreundet sein will.
Ich will das allerdings nicht hören und so lange ich dem aus dem Weg gehen kann, umso besser.
Ist vielleicht nicht für jeden nachvollziehbar, aber den Schmerz, den ich damals gefühlt habe, als ich gehen musste und Jamie verloren habe, den will ich nie wieder spüren. Keines Falls werde ich das zulassen und nie wieder will ich diese Scherben aufsuchen müssen.

Jamie Kenning war meine erste große Liebe, aber er war nie dazu bestimmt MEIN zu sein.
Das sehe ich ein und deshalb muss ich versuchen nach vorne sehen.

Und ich habe auch schon eine Idee wie ich das anstellen werde.

Piep... Piep... Piep...

"Hallo?" Es tat gut seine vertraute Stimme zu hören.

"Hi, hier ist Alex."

"Oh mein Gott. Ist ja schon ewig her seit ich das letzte Mal von dir gehört habe."

"Sorry, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber ich wollte mal wieder bei dir vorbei schauen."

"Klar. Ich freu mich auf dich."

Finding Happiness (menxmen) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt