18. Kapitel - JAMIE

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Wir beendeten gerade unsere Schicht, als Alex vorschlug noch eine Runde joggen zu gehen. Ich konnte nach diesem 'ruhigen' Tag ebenfalls etwas Bewegung gebrauchen und so trafen wir uns eine halbe Stunde später im Park wieder.

"Und bist du noch so fit wie früher?" In seiner Stimme konnte ich hören, dass er mich provozieren wollte.

"Willst du dich etwa mit mir anlegen?" Fragte ich ihn, obwohl ich genau wusste, dass er das wollte.

"Also, wenn du noch genauso lahm bist wie damals, als wir aus dem Freibad abgehauen sind, dann hab ich ja nichts zu verlieren." Er hatte dieses verschmitzte Grinsen in seinem Gesicht und wartete nur darauf, dass ich auf seine Provokation eingehen würde.

Das Freibad? Da kommen alte Erinnerungen wieder hoch.

"Na schön, wir machen ein Wettrennen. Wir starten hier und wer zuerst am See ist hat gewonnen." Schlug ich vor und er nickte mir nur zu.

"Auf drei geht's los. Eins..." Und Alex rannte los. Verdammt, das hätte ich wissen müssen. Wie konnte ich diese Masche nur vergessen. Nun rannte auch ich los und versuchte ihn einzuholen. Zwar hatte er einen leichten Vorsprung, aber ich könnte ihn noch kriegen...

Kurz vor dem Ziel hätte ich ihn fast überholt, aber als Alex mich sah legte er noch einen Zahn zu und kam dann als Erster am See an. Völlig aus der Puste kamen wir beide zum stehen und ich stützte meine Hände auf meinen Knien ab.

"Ich dachte du hättest mehr drauf, Kenning." Sagte er schon fast spöttisch. Dieser kleine Mistkerl. ER legt es wirklich drauf an.

"Hättest du nicht beschissen, dann wäre ich Erster gewesen." Erwiderte ich.

"Jaja." Gab er zurück. Daraufhin antwortete ich nichts mehr und verdrehte nur meine Augen.

Eigentlich wollten wir noch eine Runde um den See joggen, aber irgendwie kam es dann dazu, dass wir einfach nur gingen.

"Hey, ich hab noch gar nicht gefragt wie es eigentlich deiner Familie geht." Begann Alex das Gespräch. Ich weiß aber, dass er nicht nur aus reiner Höflichkeit fragte, sondern weil er früher gerne bei uns war. Mom hatte ihn auch immer gerne im Haus gehabt und sie hat zwar nie etwas gesagt, aber ich weiß, dass Alex in ihrem Herzen schon einen besonderen Platz hatte. Sie war damals auch am Boden zerstört, als er so plötzlich verschwunden war.

"Meinen Eltern geht's sehr gut. Ist bloß grade alles ein bisschen stressig, weil Joy bald heiratet." Antwortete ich ihm.

"Oh wow. Das sind tolle Neuigkeiten, aber irgendwie siehst du nicht sehr begeistert aus." Und wieder einmal laß er mich wie ein offenes Buch. Wie machte er das bloß oder war ich einfach so durchschaubar?

"Naja. Was soll ich sagen, die Beiden kennen sich grade mal knapp ein Jahr. Glaubst du, dass man dann schon so eine wichtige Entscheidung treffen kann?" Ich weiß, dass ich Joy gesagt hatte, dass ich hinter ihr stehe und sie mit ihren Hochzeitsplänen unterstütze, aber Sorgen mache ich mir dennoch.

"Ich kenne Joy ja noch von früher und daher weiß ich, dass man sie so oder so nicht mehr umstimmen kann. Ich denke auch, dass sie genau weiß was sie will und sie würde egal was kommt niemals leichtfertig eine Entscheidung treffen.
Und Jamie, ich glaube wirklich, dass wenn man sich in seinem Herzen sicher ist, dass man den einen Menschen gefunden hat mit dem man den Rest seines Leben verbringen möchte, dann spielt es keine Rolle ob man sich erst seit Monaten oder schon seit Jahren kennt." Seine Antwort hatte mich echt beruhigt. Er hatte recht, Joy weiß immer genau was sie tut und ich sollte nicht an ihr zweifeln.

"Ich wusste gar nicht, dass du so tiefsinnig bist. Hättest du mir nicht gesagt, dass du schwul bist, hätte ich es spätestens jetzt vermutet." Ich konnte mir den Joke nicht verkneifen und Alex schien es mir auch nicht Übel zunehmen, denn er musste auch etwas lachen.

Ein einfaches "Idiot" war die einzige Antwort, die ich von ihm zurück erhielt.

"Okay, Spaß bei Seite. Hast du eigentlich einen Freund, Romeo?" Kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, wäre Alex fast gestolpert.

"Ähm... nein... wie kommst du drauf?" Stotterte er. Was hatte er denn auf einmal? So schüchtern und unbeholfen war Alex doch sonst nie. War ihm dieses Thema etwa unangenehm?

"Nur so, ich war neugierig. Du bist auf einmal so komisch. Hat dir etwa jemand dein Herz gebrochen?" Auch wenn es sich so anhörte, als ob ich nur Spaß machte, wollte ich es unbedingt wissen. Ich war neugierig, immerhin war sein ganzes "hetero" Liebesleben von damals ja eine Lüge, da würde ich doch gerne mehr über sein wahres Liebesleben erfahren.
Allerdings verspannte er sich immer mehr. Es war ihm wahrscheinlich echt unangenehm drüber zu sprechen, sodass ich sofort wieder bereute gefragt zu haben.

"Sorry, ich wollte nicht aufdringlich sein." Entschuldigte ich mich.

"Nein, nein ist schon gut. Ich... ich war mal in einen Typen verliebt, sogar ziemlich doll. Es ist schon eine halbe Ewigkeit her. Damals war er leider unerreichbar für mich und seitdem... ach keine Ahnung. Der Punkt ist, dass ich zwar öfters mal was mit jemanden hatte, aber wirklich was ernstes war es nie. Willst du das überhaupt alles hören?" Es war schon komisch ihn so verletzlich und unsicher zu sehen.

"Nur, weil du über Männer redest anstatt Frauen? Das ist mir doch Schnuppe. Wenn ich mich bei dir über mein Liebesleben und meine Probleme auslasse, dann darfst du dir das auch gerne alles anhören." Versuchte ich ihn etwas aufzumuntern.
Alex tat mir schon leid, denn anscheinend hatte er nicht sehr viel Glück in der Liebe. Okay, ich konnte nicht behaupten, dass es mir in diesem Bezug besser erging.
Hm, es ist schon eigenartig. Sollte ich ihm vielleicht sagen, dass ich denke, dass ich bi bin? Dann fühlt er sich vielleicht nicht mehr so unsicher, wenn er über Männer redet.
Ich verwerfe den Gedanken, denn ich bin mir darüber noch nicht klar genug und noch zu verwirrt.
Denn was ist wenn ich mich wirklich täusche und das alles nur eine Phase ist?

Finding Happiness (menxmen) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt