1 Schlaflos

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Derek hatte bereits alles ausprobiert; Tabletten, Alkohol, Drogen, Sport bis zu totalen Erschöpfung und gerade kam er von einem mehrwöchigen Meditationslehrgang aus einem Kloster in Tibet zurück, doch nichts hatte ihm bislang geholfen!

Seit eineinhalb Jahren war es in jeder verdammten Nacht dasselbe Spiel: Er schlief niemals mehr, als höchstens ein bis zwei Stunden am Stück!

Und das fing langsam an, ihm an die Substanz zu gehen!

Kaum schloss er des nachts die Augen, sah er es wieder vor sich; die brennenden Körper und das panische Durcheinanderrennen. Er hörte die panischen Schreie, das Brüllen der Flammen, das Krachen im Gebälk des Hauses, welches Stück für Stück in sich zusammenstürzte. Er hatte den Geruch brennenden Fleisches in der Nase und beißenden Rauch in seinen Lungen.

Und die Hilflosigkeit!

Er hatte niemanden retten können, außer sich selbst.

Und so war nun auch seine Welt; sie bestand aus ihm und nur aus ihm allein!

Sie waren einmal so viele gewesen, doch nun nicht mehr!

Wie immer, wenn Derek nicht schlafen konnte, setzte er sich ans Steuer seines mitternachtsblauen Fünfer-BMWs und fuhr durch die Straßen seiner Stadt, denn ebenso wie er selbst, schlief auch Los Angeles nicht.

Er betrachtete die unzähligen Lichtpunkte, die an ihm vorbei sausten und in seiner Erschöpfung verschwamm alles was er sah, zu einem bunten Einerlei.

Alles, bis auf dieses eine Gesicht am Straßenrand!

Nach ihrem Autounfall hatten seine Eltern Stiles nicht viel hinterlassen. Seine Mutter war sofort tot gewesen. Sein Dad hatte im Krankenhaus noch über einen Monat lang um sein Überleben gekämpft, ehe er ihr in den Tod gefolgt war.

Die Arztrechnungen und die Bestattungskosten hatten alles aufgezehrt, was an Ersparnissen dagewesen war.

Am Ende hatte es noch für ein Busticket nach L.A. gereicht.

Stiles war wochenlang wie betäubt durch die Straßen der Großstadt geirrt, hatte teilweise aus dem Müll gelebt, bis ihm zum ersten Mal ein Kerl Geld für seinen Körper angeboten hatte.

Er hatte Hunger gehabt und da war es ihm gleichgültig gewesen, woher das Geld kam.

Und es war ja auch nicht so, dass er noch eine Familie gehabt hätte, die es kümmern würde, was er so trieb.

Also war dies nun sein Leben: Er stand hier am Kantstein und bot sich für ein paar Dollar an, genau so wie all die anderen Jungs links und rechts von ihm, die das Leben hier angespült hatte, wie Treibgut!

Die meisten der Kerle in dieser Branche waren Einzelkämpfer, die vermutlich zu allem bereit wären, nur um einen kleinen Vorteil für sich selbst rauszuschlagen.

Der einzige Lichtblick und der Grund, warum Stiles nicht schon längst aufgegeben und sich vor einen Zug geworfen hatte war Scott!

Scott hatte ihm buchstäblich das Leben gerettet und ihm alles beigebracht, was er selbst über das Business wusste: Wo man stehen konnte, ohne gleich von der Polizei eingesammelt zu werden, welches die üblichen Preise waren, wo die Kleiderkammern, die Obdachloseneinrichtungen mit Duschen, Waschmaschinen, dem gratis Mittagessen und die Sozialarbeiter zu finden waren, die an Jungs wie sie Kondome und saubere Spritzen verteilten.

Letztere brauchte Stiles glücklicherweise nicht, denn Scott hatte ihm gründlich den Kopf gewaschen, als er vor einer Weile meinte, mit Drogen anfangen zu müssen, um vergessen zu können:

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