33 Auf Augenhöhe

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Nachdem Deucalion endlich gegangen war, hatte Stiles sich erschöpft im Bett verkrümelt, um von dort aus Scott anzurufen. Natürlich wollte dieser auf der Stelle vorbeikommen, als er hörte was sich heute abgespielt hatte. Stiles allerdings überkamen sogleich ängstliche Visionen, wie eine messerschwingende Kate Argent seinen besten Freund stellvertretend für ihn abschlachtete, oder ihn entführte, damit sie ihn dann gegen Stiles eintauschen konnte, weil sie diesen selbst ja schließlich in Dereks 'Festung der Einsamkeit' nicht erwischen konnte. Stiles steigerte sich so sehr in diese Angst hinein, dass Derek seinen Freund schließlich durch Greenburg abholen ließ, auch wenn der Ältere dessen Besorgnis nicht wirklich teilte, aber Stiles sollte sich schließlich wohl fühlen.

Und so kam es dann auch dazu, dass sie in dieser Nacht zu viert in Dereks Bett lagen, drei Männer und ein struppiger, kleiner Hund, welcher zu ihren Füßen schnarchte, schmatzte, sabberte und im Traum mit den Pfoten zuckte.

Das war natürlich nicht ganz das, was Derek vorgeschwebt hatte. Es war ja auch nicht so, dass es in seinem Palast dutzende Gästezimmer gab, in welchen ein Besucher nächtigen konnte, dachte er grimmig, als er mit einem kleinen Stich der Eifersucht zu seinem Liebhaber hinüberblickte, welcher wie ein kleiner Klammeraffe die Arme um Scott gewunden hatte.

Dennoch war nicht zu übersehen, dass Stiles sich durch die Anwesenheit seines besten Freundes deutlich beruhigte, also war wohl alles gut, wie es war, richtig?

Derek selbst wollte es heute allerdings überhaupt nicht gelingen einzuschlafen und so erhob er sich irgendwann und Skippy schloss sich ihm an. Gemeinsam geisterten sie nun rastlos durch das dunkle Haus und Derek beschäftigten die Erinnerungen an seine Vergangenheit.

Er musste als junger Mann offensichtlich ein ziemlicher Idiot, oder zumindest wirklich, wirklich blind gewesen sein, denn zumindest zu Anfang ihrer Beziehung war er Kate schließlich noch gefolgt wie der kleine Skippy ihm in diesem Moment. Er hatte sie geradezu angehimmelt und aus irgendeinem Grund hatte er stets geglaubt, sie würde bloß einen Scherz machen, wenn sie wieder einmal eine ihrer gemeinen und herzlosen Bemerkungen über einen anderen Menschen gemacht hatte. Im Nachhinein war er überzeugt, dass sie jedes Wort davon auch genau so gemeint hatte.

Derek war wirklich sehr einfältig gewesen. Er hatte es beinahe jedes Mal heruntergeschluckt, wenn Kate ihn wieder einmal mit irgendeinem anderen Kerl betrogen hatte. Wie ein Idiot hatte er ihr jedes Mal auf's Neue geglaubt, wenn sie ihm Versprechungen gemacht, oder behauptet hatte, es habe nichts bedeutet und er hatte ihr verziehen. Vielleicht lag es jedoch auch mit daran, dass er damals viel zu viel getrunken und zu viele Drogen genommen hatte.

Und irgendwie war sogar Kate selbst wie eine Droge gewesen und hatte mit seinem Hirn gespielt.

Derek dachte an jenen Tag zurück, als sein Onkel Peter versucht hatte, ihn vor Kate zu warnen. Aus welchem Grund auch immer hatte er damals geglaubt, dass lediglich die Schuldgefühle wegen seines Betrugs aus ihm sprechen würden und er deshalb versuchte, Kate schlecht aussehen zu lassen, um besser mit sich leben zu können.

Heute war Derek sich nicht sicher, ob es nicht doch mehr gewesen sein könnte und er wünschte, er hätte damals besser hingehört.

Nach der Trennung hatte Kate es noch einige Male versucht, sich zu erklären, ihn ein weiteres Mal mit Worten einzuwickeln, wie schon so viele Male zuvor, doch da hatte sich ganz plötzlich etwas verändert. Derek war gar nicht wirklich wütend auf sie gewesen, denn so war Kate nun einmal und er hatte das endlich auch begriffen, aber etwas war in diesem Moment in ihm gestorben. Da war kein Herzklopfen mehr bei ihrem Anblick gewesen, kein aufregendes Ziehen, gar nichts! Es hatte gedauert, es waren viele Enttäuschungen nötig gewesen, doch mit diesem letzten Verrat waren seine Gefühle ganz einfach für immer erloschen.

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