58 Und wenn es noch nicht gut ist...

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Stiles blickte mit großen Augen auf den wunderschönen Ring in der geöffneten Schachtel in Dereks Hand und war sich all der Augenpaare überdeutlich bewusst, die in diesem Augenblick gespannt auf ihm ruhten. Sein Blick wanderte von dem Schmuckstück, einem 4 Millimeter breitem, gerundeten, eismatten Platinring mit einem kleinen, eingelassenen Diamanten mit Radiantschliff vorn, hinauf in Dereks Gesicht.

Soeben hatte dieser Stiles vor allen Anwesenden eine bedeutungsvolle Frage gestellt. Und gerade Derek, der sich nicht leicht damit tat, seine Gefühle zu formulieren, hatte so wundervolle Worte dafür gefunden und dabei vergeblich versucht, das kleine, nervöse Zittern in seiner Stimme unter Kontrolle zu halten:

„Mein Liebling, du hast auf sehr ungewöhnliche Weise den Weg in mein Leben gefunden und in der kurzen Zeit, in der wir uns jetzt erst kennen, haben wir so viele Hindernisse gemeinsam überwinden müssen. Eines der größten davon waren vermutlich meine eigene Dummheit und Arroganz, doch die letzten Wochen, als ich nicht habe bei dir sein können, haben es mir noch einmal vollkommen deutlich gemacht: Du bist derjenige, den ich liebe und mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen will. Ich mag in der Vergangenheit in Herzensdingen nicht besonders klug gewesen sein, aber das ändert nichts daran, dass ich endlich mit absoluter Gewissheit weiß, wo mein Platz auf der Welt ist. Er ist an deiner Seite, Stiles und darum will dich heute fragen, ob du mein Mann werden willst."

Stiles wusste, dass er nun endlich eine Antwort geben musste. Es war so still im Raum, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Das Seltsame war, dass Stiles im Vorfeld sicher gewesen war, dass er auf Dereks Frage wie die Heldin eines schlechten Liebesfilms 'Ja, jaa, tausend Mal ja!', oder etwas ähnlich Dämliches hauchen würde und dann wäre die Sache geritzt, triumphale Musik würde ertönen, Cut, nächste Szene, er und sein Mann im herrlichen Sonnenschein unter einem Blumenbogen in ihren Hochzeitsanzügen und dann hieße es bloß noch 'Und sie lebten glücklich, bis ans Ende ihrer Tage.'

Doch das Leben war eben keine hirnlose RomCom und Stiles überkamen mit einem Mal riesige Zweifel. Er holte tief Luft:

„Derek, ich weiß, wir haben darüber gesprochen, aber..." begann er nervös: „... ich habe Angst, dass du das nicht bis zum Ende durchdacht hast. Du stehst im Licht der Öffentlichkeit. Es wird nicht unbemerkt bleiben, wem du dein Ja-Wort gibst. Du kannst dir eine Ehe mit jemandem wie mir doch gar nicht leisten. Es wird deinem Ansehen schaden und vielleicht sogar deinen Geschäften."

Derek wirkte verstört:

„Heißt das denn, du willst mich überhaupt nicht heiraten, Stiles?" wollte er wissen. Er verharrte noch immer in derselben Position, in der er gerade den Antrag gemacht hatte; seinem Freund erwartungsvoll zugeneigt, den Ring in seiner Hand.

Stiles zerriss es beinahe das Herz:

„Es wäre einfach nur egoistisch, wenn ich ja sagen würde. Nichts wäre ich lieber, als dein Mann Baby, aber ich habe dabei ja auch nichts zu verlieren, verstehst du? Du aber sehr wohl, Derek. Im Augenblick haben die Medien das Interesse an dir und mir verloren und um den kleinen Skandal, dass du dich mit einem Stricher eingelassen hast, schert sich keiner mehr. Aber heiraten, MICH heiraten? Das ist für immer! Das wirst du nicht mehr los, Liebling! Dieser Schmutz wird für immer an dir haften bleiben."

„Darf ich ihn schlagen?" knurrte Malia in die angespannte Stille hinein: „Ich habe selten so eine gequirlte Scheiße gehört. Ich will den Kerl jetzt einfach nur schlagen!"

Derek hob beschwichtigend die Hand, um seiner Cousine Einhalt zu gebieten:

„Hier wird niemand geschlagen!" bestimmte er. Dann nahm er Stiles Hände in seine eigenen und rückte sehr nah an ihn heran:

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