Dominanz

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  Kapitel 2:

Skye sah Lara an. „Brauchst du mich noch?", fragte sie nachdem sie die Wunde des Wolfs sauber und ordentlich vernäht hatten. Lara hatte ihn mit Schmerzmitteln vollgepumpt um sein Leiden zu lindern.

Lara schüttelte den Kopf. „Nein, Liebes. Hawke will dich um zwei Uhr in seinem Büro sehen", sagte sie dann. „Du solltest aber vorher duschen", grinste Lara.
Skye runzelte die Stirn. Warum wollte der Leitwolf das? Es war mehr als ungewöhnlich. Normalerweise ging er ihr aus dem Weg als hätte sie die Pest. Vielleicht lag es daran, dass sie ein Luchs war. Dennoch hatte Lara recht. Sie war voller Blut und konnte unmöglich so in Hawkes Büro gehen. „Ich komme später wieder", versprach sie schnell.

Lara nickte und lächelte. „Ich danke dir, dass du mir so viel hilfst. Du bist ein Geschenk des Himmels"
Skye lächelte verlegen. Insgeheim war sie froh, dass sie endlich eine Aufgabe hatte. Lange Zeit hatten die Wölfe sie gemieden doch mittlerweile wurde sie in der Gemeinschaft aufgenommen. Dank Riley, der sie gefragt hatte ob sie nicht bei Lara helfen wollte.

Ihr Blick fiel auf die Uhr. Es war bereits zwanzig vor zwei. Wenn sie noch duschen wollte, musste sie es jetzt tun. Mit schnellen Schritten lief sie zu ihrer Wohnung. Anderes als ihre beiden kleinen Geschwister wohnte sie nicht mehr in der Familienwohnung. Hawke meinte, sie sei zu alt dafür. Sie hatte es nie hinterfragt aber alle anderen im Rudel. Es sorgte offenbar für Unmut unter den jungen Erwachsenen. Es ging sogar so weit, dass die Leoparden ihr ein Baumhaus angeboten hatten. Aber sie konnte nicht weg von ihrer Familie. Ähnlich wie die Laurens waren nicht alle Familien Mitglieder hier. Ihr Vater wurde von Medialen getötet und ihre Mutter starb bei der Geburt von den Zwillingen.

Ihre Tante Louisa und ihr Mann Rasmus waren mit ihnen herkommen. Obwohl Rasmus anfangs dagegen war, musste er nun einsehen, dass es keine Schlechte Idee war. Lara hatte letztes Jahr bei ihm Krebs festgestellt und war nicht in der Lage diese Krankheit zu heilen. Es hatte immer mal wieder Gerüchte gegeben, dass diese ausgestorbene Krankheit zurück gekommen sei, aber niemand wollte es glauben. Jedenfalls bis jetzt. Rasmus hielt sich gut, doch wenn niemand eine Heilung fand würde er nicht mehr lange leben. Dieses Wissen lag wie ein Schatten über der Familie Grey.

Als sie in ihrer Wohnung ankam, zog sie sich bereits auf dem Weg ins Badezimmer aus. Auf keinen Fall wollte sie zu spät kommen. Als das heiße Wasser über ihren Körper floss musste sie an Siennas Worte denken. „Gibt Hawke keine Vorlagen um dich zu bestrafen", hatte ihre ihr geraten. „Aus einem mir unerklärlichen Grund bestraft er dich öfter als jeden anderen in der Höhle." Skye hatte es damals abgetan und behauptete, dass es daran lag das sie zu viele Regeln brach. Was sie nicht tat. Sie hielt sich an jede einzelne Vorschrift.

Sie hatte sich im Laufe der Zeit öfter gefragt, wieso Louisa damals zu den Wölfen geflüchtet war. Aber tief in ihrem Inneren kannte Skye die Antwort. Sie war der Grund. Die Leoparden waren ebenfalls Katzen und sehr freundlich. Mittlerweile war sich Skye sicher, dass sie sich dort besser eingefügt hätte. Lucas Hunter und seine emphatische Frau Sascha waren herzensgute Menschen. Sie verbrachte dort wahnsinnig gerne Zeit. Des Öfteren, hatte Lucas sie schon gefragt ob sie nicht Tamsyns Assistentin werden wollte. Doch auch Riley hatte bemerkt, wie viel Potenzial in ihr steckte und hatte sie Lara zu teilt. Es war kein Problem, denn Lara war großartig.

Niemals würde sie den Aufenthalt von Lou, Rasmus und den Zwilingen gefährden. Sie war sogar zwanghaft bemüht alles genau nach Hawkes Wünschen zu machen. Als sie mit dem Duschen fertig war, föhnte sie ihre Haare. Sie hatte noch fünf Minuten Zeit als sie angezogen war und durch den Gang entlang zu Hawkes Büro. Auf dem Weg traf sie Riordan. Er war ein Rekrut und gut mit Sienna befreundet.

„Hey Skye!", rief er ihr entgegen. Auf sein Gesicht war ein Lächeln zu sehen. Sofort blieb sie stehen.

„Hi Rio", sagte sie freundlich. Sie war eine der wenigen, die seinen Namen abkürzen durften. Er war der Meinung, dass Rio sich zu weich anhörte.

Er verwuschelte ihr frisch gekämmtes Haar. „Du weißt, dass ich Rio nicht mag", sagte er. Ihr Blick wurde böse als sie einen Schritt zurück trat. Sie war auch ein Tier und liebte die Berührungen, dennoch durfte sie nicht jeder Wolf einfach anfassen. Rio gehörte zu den auserwählten. Und das nutzte er schamlos aus. Sie knurrte leise als er lachte. „Wie soll ich dein Schnurren ernstnehmen?", fragte er und sah ihr in die Augen.

Eigentlich wollte sie den Blick standhalten, doch sofort senkte sie den Blick und hörte auf zu Knurren. Rio fluchte. „Scheiße, Skye. Es tut mir leid, das war nicht-", versuchte er sich zu entschuldigen doch es war zu spät. Skye wich zurück hielt den Blick gesenkt. Riordan war weit aus Dominanter als sie und ihr Luchs unterwarf sich ihm sofort. Rio wurde von seinem schlechten Gewissen geplagt und stammelte noch seine Entschuldigung als Hawkes Tür aufflog. Sein Knurren war laut und wütend.

„Was ist hier los?", fragte er gefährlich leise.

Rio schluckte und wand sich zu seinem Leitwolf um. „Ich-", er wusste nicht, wie er die Situation beschreiben konnte. So etwas war ihm noch nie passiert.

Skye holte tief Luft und beruhigte ihren Luchs bevor sie den Blick hob. „Es ist meine Schuld", sagte sie ohne Hawke anzugucken. „Es tut mir leid, dass ich zu spät bin." Ohne auf seine Antwort zu warten lief sie in sein Büro. Auch Rio sah sie nicht mehr an. Das Schamgefühl war zu groß. Sie hatte sich ihm unterworfen. Ihrem Freund. Jemanden mit dem sie lachen konnte. Jemand mit dem sie Spielen konnte. Was passierte dann wohl, wenn Hawke seinen Leitwolf Blick auspackte?

Angstschweiß bildete sich in ihren Händen. Sie wollte sich nicht so demütigen. Nicht vor Hawke. Nicht jetzt. Niemals. Ihr Herz schlug schneller und schneller. Auch der Luchs in ihr wurde unruhig. Sie traute sich nicht den Blick zu heben als die Tür zu ging. Das wäre ihr Untergang.  

Zwischen Dominanz und WahnsinnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt