Ruhephasen

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  Kapitel 17
Hawke sah zu Louisa, der sich an Skyes Bett gesetzt hatte. Es war klar, dass die Luchsin nun ihre Familie brauchte. Auch die beiden Zwillinge würden nach der Schule vorbeikommen. Er beugte sich vor. „Nein", knurrte er in ihr Ohr wohl wissend, dass sie es spürte. Schließlich spürte er auch ihre Präsenz. Sein Geist war von dem Luchs beherrscht, zu sehr für seinen Geschmack. Der Wolf hatte unüberlegt gehandelt, schließlich hatte er seine richtige Gefährtin verloren. Schon vor langer Zeit und nun musste er sich mit dieser Kratzbürste herumärgern.
Er wusste dass sie nur einen kurzen Kreislauf Zusammenbruch hatte und als sie das nächste mal die Augen öffnete sah er den Luchs in ihren Augen bevor sie die Augen niederschlug. Es lag zu viel Dominanz in seinen Blick.
Unwillkürlich knurrte der Wolf. Er wollte seine Gefährtin anfassen doch diese wollte sich nur unterwerfen. Es verstimmte den Wolf der unbedingt mit ihr spielen wollte. Der tierische Teil wollte sie kennenlernen aber Hawke gab kein Zentimeter nach. Er brauchte nun seinen logischen Verstand. Er wollte sie nicht kennenlernen. Nein.
„Wenn ich so etwas noch einmal höre-", drohte er. „werde ich dich in die Küche stecken. Und zwar für vier Wochen."
Das Mädchen hob den Kopf und sah ihn kurz an. Der Blick war deutlicher als das was er durch das Band spürte. Diese Verwirrung machte sie unsicher. Und ihr Luchs traute ihm nicht weswegen sie sich ihm unterwarf. Auf einmal wurde ihm klar, wie jung und verletzlich die Luchsin war. Und was für ein Brocken Arbeit nun an seinem Bein hin.
Jeder in diesem Raum wusste Bescheid. Doch niemand traute sich das Thema anzusprechen. Nur Lucas. „Hawke, vielleicht solltest du-", fing er an doch Hawke schüttelte den Kopf.
„Nicht hier", sagte er kurz angebunden und verließ den Raum. Lucas brauchte keine Aufforderung um ihm zu folgen. Er wusste, dass Hawke reden musste. Und zwar mit einer unabhängigen Vertrauten Person. Hawke knurrte und drehte sich um. „Ich bin in meinem Büro", sagte er beim Rausgehen. Lucas zog die Augenbraun zusammen bevor er ihm folgte.
Skye war immer noch weiß wie das Laken in ihrem Bett als Tammy nach Luft schnappte. „Wartet was?", fragte sie verwirrt. „Dein Paarungsband wurde mit Hawke geschlossen? Wie ist das möglich?"
Sie zog die Schultern hoch. „Ich weiß es nicht", gab sie zu und wollte sich die Haare aus dem Gesicht streichen aber ihr Arm tat zu weh. Frustriert sah sie zu Sascha. „Ich konnte der Kugel wohl doch nicht ausweichen"
„Du hast dich Manu vollkommen unterworfen und Hawke wollte nicht dass du dich mit ihm verbindest", sagte Sascha und sah zu Tammy und Lara. Letztere wich ihrem Blick aus.
Skye schien das zu merken und sah sie an. „Was verschweigst du mir?", fragte sie schwach.
Lara kratzte sich verlegen am Kopf. „Naja, er hat dein Leben gerettet. Du hast viel Blut verloren. Ohne ein Paarungsband hättest du nicht mal den Transport hier her überlebt", gab sie zu.

In seinem Büro setzte sich Lucas auf den Sessel und sah ihn fragend an. „Wie konnte das passieren?", fragte Lucas. „Mein letzter Stand war, dass du sie nervig findest"
„Tu ich auch. Niemand nervt mich mehr als sie", Hawke fuhr sich durch die Haare.
Hawke sah zu Lucas, der ihn abwartend ansah. „Was hätte ich machen sollen? Sie wäre gestorben", sagte er und fuhr sich durch die Haare.
„Wäre sie deine Heilerin hättest du ein anderes Band mit ihr", sagte Lucas und stand auf. „Jetzt hast du eine Gefährtin. Weißt du was das heißt?"
„Sie ist nicht meine Gefährtin. Der Wolf wird die Verbindung irgendwann lösen", sagte Hawke entschlossen.
Wieder zog Lucas die Augenbraun hoch. „Ich glaube, du überschätzt da was. Aber wenn du meinst, dass es der richtige Weg ist"
„Ich spürte sie überall und eins sage ich dir. Sie ist eine verdammte Nervensäge", der Wolf wollte, dass sie seinen Geruch trägt, aber der Menschlicheteil war dagegen. Wenn sie sich erst gar nicht an ihn gewöhnte, würde die Trennung des Bandes nicht so schmerzhaft werden. Wieder spürte er ihre Verzweiflung. „Diese Überreaktion", knurrte er und versuchte das Gefühl abzuschütteln.
Lucas lachte heiser. „Überreaktion? Du bist der Master der Überreaktion", sagte er und lief zum Kühlschrank, um dort zwei Biere hinaus zu holen. Sein Blick wurde wieder ernst. „Ich hoffe nur, dass du sie nicht unglücklich machst."

Eine Woche später war Skye wieder so fit, dass sie in ihre eigene Wohnung konnte. Louisa hatte zwar mit Hawke gesprochen und ausgehandelt, dass Skye wieder in die Familienwohnung ziehen durfte aber sie wollte nicht. Sie wollte viel lieber alleine sein. Sie empfing kein Besuch. Nicht einmal die Zwillinge. Die Wölfe gaben ihr Zeit, doch sie wusste, dass ihre Ruhe nicht mehr lange von Dauer wäre. Wölfe waren sehr behütend, wenn es um ihr Rudel ging. Drew stellte ihr jeden Tag eine Tafel Schokolade vor die Tür.
Skye fand die Geste gut, doch ihre Wunden mussten heilen. Sie stand vor dem Spiegel und schob ihre Haare zur Seite. Dann drehte sie ihren Rücken so, dass sie ihn sehen konnte. Manu hatte es geschafft. Sie hatte noch mehr Narben. Vorsichtig fuhr sie mit dem Finger über die Blutige Kruste. Er musste ein Messer in ihre Seite gerammt haben.
Lara hatte es nicht heilen können, nur nähen.
Aber sie war ja selbst schuld. Sie war von dem Revier, hätte sie nur darauf geachtet wo sie hingerannt war. Das alles hätte man verhindern können. Was war wohl aus Manu geworden? Hatte Hawke ihn umgebracht? Der Gedanke ließ sie erschauern. Sie spürte seine Kraft, seine Dominanz und seine Wut. Das war der wahre Grund, warum sie sich selbst in ihr Zimmer einschloss. Der Gedanke sich mit dem Wütenden Wolf auseinander zu setzen war nicht besonders verlockend.
Es klopfte, mal wieder. „Hey Skye, ich bin es. Barker", sagte seine Stimme durch die Tür. „Ich weiß, dass du da bist. Ich rieche dich ja"
Skye zögerte, doch dann wurde ihr klar, dass sie sich ja nicht ewig verstecken konnte und zog sich an. Dann öffnete sie ihre Tür und sah in Barkers Augen.  

Zwischen Dominanz und WahnsinnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt