Kapitel 11

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Was macht Shinji-kun hier?! Und warum sieht er in seiner festlichen Kleidung so verdammt gut aus? Warte! Was habe da gerade gedacht? "Kazumi-san. Was machst du hier?" "Meine Mutter ist eine gute Freundin von Rei-san, also Sakura's Mutter. Und du?" Er setzt sich neben mich. "Ein Mädchen aus dem Wohnheim, Mimiko-chan, ist in Sakura's Klasse. Sie nimmt mich jedes Mal mit. Ich bin quasi wie ein Bruder für sie." "Süß." Wir schweigen eine ganze Weile. "Ich würde Sakura-chan gerne kennen lernen, aber ich weiß nicht, wo ich sie finde!" "Immer im Mittelpunkt der Party. Komm mit! Ich zeige sie dir!" Er steht auf und reicht mir seine Hand. Zögernd nehme ich sie an. Er hilft mir auf und zieht mich ins Getümmel.

"Keine Sorge. Ich lasse dich nicht los! Sonst gehst du wieder verloren." Er zwinkert mir zu und drückt meine Hand noch fester. Ich folge ihm durch die Menge. Plötzlich bleibt er stehen und zeigt auf zwei Mädchen mit rosa Haaren. Er räuspert sich. Die Mädchen schauen auf. "Shinji-chan! Wer ist das?" Einer der beiden zeigt auf mich. "Das ist die Tochter von Minako-san. Kazumi-san. Kazumi-san, das sind Chibiusa-chan..." Er zeigt auf das Mädchen mit der Hasenfrisur. "...und Sakura-chan." Er zeigt auf das andere Mädchen. "Sie sind beide im selben Alter, also 12." Er lässt meine Hand los. "Ich wünsche dir Sakura-chan alles Gute zum Geburtstag und ich mag dein Kimono. Er sieht aus wie eine gigantische Kirschblüte!" "Danke. Möchtest du die anderen von uns kennen lernen?"

"Welche anderen?" "Na, die anderen Kinder von den Freundinnen deiner Mutter. Da wir uns regelmäßig sehen, haben wir sowas wie einen Club gegründet!" "Oh. Das klingt gut. Ich möchte sie gerne sehen." "Dann komm mit!" Chibiusa-chan zieht mich mit sich. Shinji-kun lasse ich schulterzuckend stehen. Sakura-chan flüstert: "Ist das dein Freund?" "Nein. Wir sind Klassenkameraden." Chibiusa-chan schaltet sich dazu: "Man sieht, dass er dich mag. Magst du ihn auch?" "Nein... Ja... Ich weiß es nicht." Chibiusa-chan wirft Sakura-chan einen vielsagenden Blick zu. Wir nähern uns einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen. Chibiusa macht sich bemerkbar: "Leute! Das hier ist Kazumi-san, die Tochter von Minako-san."

Alle begrüßen mich. Chibiusa-chan stupst mich an: "Ich stelle dir alle vor. Die beiden braunhaarigen Jungs sind Taro-chan, er ist 13, und Kenji-chan, er ist 7. Sie sind die Söhne von Ami-san. Da neben sind Daichi, 15, und seine kleine Schwester Akira, 12. Das sind die Kinder von Makoto-san. Dort drüben ist Yoshi-chan. Er ist Sakura-chan's kleiner Bruder und 9 Jahre alt. Und ich bin die Tochter von Usagi-san." Wow. Sehr viele Infos auf einmal. "Ok. Freut mich euch kennen zu lernen." sage ich leicht überfordert. "Keine Sorge. Wir beißen nicht. Setz dich doch zu mir und Sakura-chan!" Chibiusa zieht mich zu ihr. "Seid ihr alle hier in Tokio geboren?" "Ja." kommt es von allen zurück. "Und du kommst aus Amerika?" Kenji-chan sieht mich fragend an. 

"Ja, genauer gesagt, komme ich aus Los Angeles." "Und wie war es da?" Jetzt kleben alle gespannt an meinen Lippen. "Na ja. Es war deutlich wärmer als hier und man spricht dort Englisch. Dort gibt es viele Strände und man sieht einige Promis, sofern man im richtigen Stadtviertel wohnt. Was ich leider nicht habe. Dafür hatte ich dort einen richtig guten Freund. Sein Name ist Luke. Aber jetzt kann ich ihn nicht mehr leiden, diesen Verräter." Die letzten Worte zische ich. Ich spüre, wie die Wut in mir hoch steigt. Meine Hände werden zu Fäusten. Chibiusa legt ihre Hand auf meinen Arm. Sie beruhigt mich schnell. Wie hat sie das gemacht? 

Man merkt, dass es langsam spät wird. Ich komme gerade von der Toilette, die mir Sakura zuvor gezeigt hat. Eine Hand packt plötzlich mein Handgelenk und zieht mich unsanft weg von der Party zu dem Baum, an den ich mich bereits vor wenigen Stunden verzweifelt angelehnt hatte. Erst jetzt erkenne ich, dass es Shinji-kun ist, der mich entführt hat. Er lächelt mich schüchtern an. "Hey... Wie ist die Party so?" Was? Wenn er nur das von mir will, dann hätte er mich doch nicht entführen müssen. "Ähm... gut, bis du mich weggezerrt hast." Genervt setze ich mich und lehne mich an den Baum. Er kratzt sich den Hinterkopf, setzt sich dann aber wieder neben mich.

So sitzen wir eine ganze Weile und schweigen. Mein Blick fällt immer wieder auf die Feier, wo sich immer weniger Menschen befinden. Die Sonne geht auch langsam unter. Wie spät es wohl ist? Ob meine Familie und Freunde mich schon suchen? Bestimmt. Ich schaue unauffällig zu Shinji-kun rüber. Er starrt in den bereits dunkelorangenen Himmel. "Ich habe übrigens mit niemanden über unsere Geheimnisse geredet, falls du dich das fragst." "Ok." kommt es von ihm zurück. Worüber können wir nur reden? "Was guckst du dir da so angestrengt an?" "Den Stern dort." Er hebt seine Hand und zeigt auf einen leuchtenden Punkt am Himmel. Ich erkenne ihn wieder. 

"Das ist die Venus. Ich hatte es damals in der Junior-High gelernt. Wenn du willst zeig ich dir mal ein paar Sternbilder." Er schüttelt den Kopf: "Nicht nötig. Ich kenne sie alle schon." "Hast du das auch in der Schule gelernt?" "Nein. Ich habe es mir selbst beigebracht. Als Hilfsmittel hatte ich nur ein paar Bücher aus der Bibliothek und ein kleines Teleskop, das ich mal auf dem Dachboden fand." "Cool. In der Junior-High hatten wir sowas auch. Irgendwie fehlt mir Los Angeles. Da war immer was los! Das glaubst du mir nie! Ich habe mal einen Promi getroffen, als meine Klasse einen Ausflug nach Hollywood machte. Leider habe ich das Foto von mir und ihm verlegt. Zumindest finde ich es nicht mehr. Dabei war da sogar sein Autogramm drauf!" 

"Wer war es?" "Sein Name. Mist! Wie war noch mal sein Name? Das war irgendwas mit R am Anfang und er hat ein Jr. im Namen." Shinji-kun's Augen weiten sich schockiert. "Meinst du etwa Robert Dawney Jr.?" "Ja! Genau der!" "D...Du... kennst ihn?" "Was heißt kennen? Ich habe ihn mal getroffen, er machte ein Foto mit mir und gab mir ein Autogramm, aber mehr nicht." "Wow. Ich finde, er ist ein toller Schauspieler. Und du?" "Ja, das ist er." Wieder schweigen wir. "Weißt du, was auch noch toll ist?" Er sieht mich mit glänzenden Augen an. Ich schüttle meinen Kopf: "Nein. Was denn?" "Das hier!" Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich.

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