Kapitel 20

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Ich schaue Shinji verwirrt an. "Ok, da komm ich jetzt irgendwie nicht mehr mit. Du spürst, ob jemand lügt oder die Wahrheit sagt?" "So genau kann ich das auch nicht erklären, aber es scheint wohl eine meiner neuen Fähigkeiten zu sein." "Klingt gut." sage ich und schaue zu Boden. 

Keiner der beiden soll merken, dass ich neidisch auf sie bin. Shinji ist ein laufender Lügendetektor und Yui eine Sailor-Kriegerin. Und was kann ich? Ich kann mit Bäumen reden. Wow... Das ist ja so toll.... Ich frage mich, warum ich diese Fähigkeiten überhaupt habe. Was bringen sie mir?

Bisher haben sie mir nichts als Verwirrung eingebracht, die dazu führte, dass ich bei sowas wie heute Nacht nicht zu gebrauchen bin. Als wäre ich total nutzlos. Ich spüre, wie Shinji mich liebevoll in den Arm nimmt. Ihm kann man nichts vormachen, seitdem er seine Kräfte hat. Als ob er Gedanken lesen kann.

Auch wenn ich Shinji wirklich sehr mag, drücke ich ihn diesmal weg. Meinen Blick noch immer auf den Boden gerichtet, stehe ich auf. "Ich gehe nach Hause. Wir sehen uns später." sage ich trauriger als geplant und renne los. Währenddessen ich in die Richtung laufe, in der ich mein Zuhause vermute, sammeln sich Tränen in meinen Augenwinkeln.

Ich bleibe nicht stehen. Weinend renne ich die dunklen Straßen von Tokyo entlang, bis ich vor einer großen Treppe plötzlich stehen bleibe. Ich kenne diese Treppe. Sie führt hoch zum Hikawa-Tempel. Dort haben Shinji und ich uns zum ersten Mal geküsst. Auch damals bin ich weggerannt, so wie immer...

Rei's Sicht: 

Ich meditiere wie immer vorm Feuer, als ich in den Flammen den Kampf sehe. Ein neuer Feind? Doch dann erscheint Sailor Sunshine wie aus dem Nichts und vertreibt ihn. Von Sailor Sunshine hatte man viele, viele Jahrhunderte nichts mehr gehört. Anscheinend ist diese Yui die Reinkarnation von ihr.

Plötzlich höre ich die Glocken von weit her. Mitternacht. Ein neuer Tag beginnt. Ich höre von draußen ebenfalls dumpfe, aber schnelle Schritte die Treppe zum Tempel hinauf steigen. Das muss Kazumi sein, die Tochter von Minako-chan. Ich stehe auf und gehe ihr entgegen. Ich spüre, dass sie meine Hilfe braucht.

Hektisch sieht sie sich auf dem Hof um, bis sie mich entdeckt. Erleichterung zeichnet sich in ihrem Gesicht ab. Schnell rennt sie auf mich zu. Ich empfange sie mit offenen Armen. Sie zittert vom Weinen. Ich bringe sie nach drinnen und mache ihr eine Tasse meines Spezial-Beruhigungstees fertig.

Sie beruhigt sich dadurch sehr schnell. "Kazumi-san. Möchtest du mir erzählen, warum du hier mitten in der Nacht bei mir aufgetaucht bist?" Sie nickt und erzählt mir die ganze Geschichte. Auch die Tatsache, dass sie vor ihren Problemen davon läuft, anstatt sich ihnen zu stellen. Ich höre ihr geduldig zu und fülle ihre Tasse nach.

Als sie zum kürzlich erfolgten Kampf kommt, stoppt sie auf einmal. Ich schaue sie ruhig an: "Hab keine Angst. Erzähl ruhig weiter, du machst das gut!" Sie atmet tief ein und erzählt weiter. Zum Schluss sagte sie noch: "Ich weiß einfach nicht, was das alles bringt! Mein Kopf ist voll und raubt mir auch den Schlaf!"

"Viele Experten sagen, dass die eigenen vier Wände genau das widerspiegeln, was in unserem Kopf vor sich geht. Geh nach Hause und räume einfach mal dein Zimmer auf. Durch solche Aktionen wird auch dein Kopf klarer und ich denke, schlafen kannst du dann auch." Kazumi schaut mich nachdenklich an.

"Mein Zimmer sieht aus, als hätte mein Kleiderschrank geniest. Ich danke dir, Rei-san." sagt sie. "Wenn du wieder Probleme hast, zum Beispiel verwirrende Träume oder Liebesangelegenheiten, zögere nicht zu mir zu kommen. Ich als Priesterin kann dir sicherlich helfen." In ihren Augen spiegelt sich Überraschung.

"Woher weißt du, dass ich seltsame Träume habe?" "Als Priesterin und auch als Mutter merkt man, wenn einem Menschen verrückte Träume plagen. Möchtest du sie mir anvertrauen?" Kazumi nickt. Sie erzählt mir zuerst von einer Vision, die sie hatte, als Artemis in ihr Leben getreten ist.

Sie beschreibt das Leben der, von uns als verschollene Kriegerin bezeichneten, Sailor Erde. Ich als Sailor Mars habe sie damals nur einmal getroffen, aber die Gemeinsamkeiten zwischen ihr und Kazumi waren mir schon bei unserer ersten Begegnung aufgefallen. Auch die anderen Sailor-Kriegerinnen bemerkten dies sofort.

An diesem Abend erzählte uns Minako ebenfalls, dass nicht etwa Wataru Araki der Vater ihrer Kinder sei, sondern jemand anderer. Sie wollte uns jedoch nicht mitteilen, wer er ist bzw war. Als Usagi-chan und Mako-chan nachgehakt haben, ist Minako weg gelaufen. So wie es auch Kazumi tut. 

"Du und deine Mutter seid euch ähnlicher als du denkst." Kazumi schaut mich an: "Wie kommst du denn jetzt darauf? Hat sie auch solche Träume?" "Das nicht, aber ihr seid Mutter und Tochter. Aber als Außenstehender kann man durchaus denken, dass ihr Schwestern seid. Sowohl außen, als auch innen." 

Kazumi starrt in ihre Teetasse. Damit habe ich ihr was zum Nachdenken gegeben. "Dennoch gibt es einige ausschlaggebende Unterschiede zwischen euch. So gleich, aber doch so verschieden. Denk mal drüber nach." Sie nickt nur gedankenversunken. "Du solltest jetzt nach Hause. Ruh dich aus und tue, was ich dir geraten habe."

Ich helfe ihr auf und begleite sie bis nach draußen. Ich sehe, dass sie leidet. Sie geht einige Schritte Richtung Treppe. Als sie sich nochmal nach mir umdreht, sehe ich Tränen in ihren Augen. Der Wind frischt auf und bringt einige Regentropfen mit sich. Der Regen wird auch etwas stärker, hört aber sofort auf, nachdem Kazumi gegangen war.

Ich spürte, als Kazumi bei mir saß, deutlich die Anwesenheit von Sailor Erde. Denn sie strahlte damals im Silver Millennium inneren Frieden und Einklang mit der Natur aus. Kazumi hat diese Ausstrahlung ebenfalls. Sie mag es jetzt noch nicht wissen, aber sie kann deutlich mehr, als sie denkt.

Ich spüre die Kräfte von Sailor Erde deutlich in ihr schlummern. Als wenn diese durch etwas blockiert werden, genauso wie ihre Erinnerungen, die Artemis zum Teil hervorholen konnte. Ich rufe Phobos und Deimos, meine beiden Raben, zu mir. "Behaltet sie für mich im Auge." flüstere ich ihnen zu. 

Sie sehen mich mit ihren klugen Augen an und fliegen dann in die Richtung, in die Kazumi gegangen war. "Findet heraus, was ihre Kräfte blockiert..." sage ich zu mir und gehe wieder ins Haus. Am Zimmer von Sakura halte ich an und schaue auf unseren Hausgast Chibiusa. Sie wird eine Verbündete von Kazumi werden, dessen bin ich mir sicher.

Als Sailor Chibimoon wird sie mal wieder gegen neue Gegner kämpfen müssen. Ich frage mich, ob die anderen und ich nochmal gebraucht werden als Heldinnen von Tokyo gegen das Böse. Was sind das für Kreaturen? Ich habe vorhin gespürt, dass andere, stärkere Kräfte von Nöten sind, um sie zu besiegen. 

Vielleicht ist es an der Zeit für einen Wechsel. Die nächste Generation der Sailor-Krieger wird uns ablösen. Sailor Erde, Sailor Sunshine, der Ritter des Mondes und Sailor Chibimoon...



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