100-Leser-Special: Shinji's Gedankenwelt

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{Sailor Moon -> Chibiusa und Helios - In einem wunderschönen Traum.  Unbedingt anhören beim Lesen der letzten beiden Absätze! Ich habe es leider in keiner besseren Qualität gefunden...}

Shinji's Sicht:

Mein Name ist Shinji. Ihr kennt mich ja seit dem zweiten Kapitel. Ich war derjenige, der den Ball durch das Fenster schoß und der Kazumi am Kopf traf. Seit ich sie das erste Mal sah, das war am Montag, wo ich beim Training war morgens, mochte ich sie schon. Sie kam mit Sachiko durch das Schultor. Dadurch stolperte ich über den Ball und ging zu Boden. Von meinem Trainer gab es gleich wieder eine Ansage. Dennoch ging sie mir nicht aus dem Kopf. Ich habe sie vorher noch nie gesehen, zumindest war sie nicht auf meiner Mittelschule. Sie kommt bestimmt von einer anderen, denn in der Oberschule, besonders im ersten Jahr, in dem ich bin, kommen die Schüler alle von verschiedenen Mittelschulen.

Doch Frau Haruna klärte uns auf, da auch die anderen sie offenbar nicht kannten. Sie ist frisch aus Los Angeles, Kalifornien her gezogen. Und sie sitzt neben mir. Tja, manchmal ist das Glück mit den Dummen, denn ich bin in Englisch eine Niete. Dennoch kostete es mich viel Mut, sie anzusprechen. Mein Herz raste in diesem Moment und ein Kloß saß in meinem Hals. Aber wir lernten uns besser kennen. Meine Nervosität ihr gegenüber verschwand aber bisher noch nie ganz. Doch der schwarze Tag rückte näher und verdrängte sogar Kazumi aus meinen Gedanken. Ich konnte nicht mehr schlafen, war übermüdet und dennoch dumm genug es vertuschen zu wollen.

Dann hatte ich meinen, nennen wir es mal, 'Sportunfall'. Während ich bewusstlos war, sah ich sie vor mir. Ihr wunderschönes Gesicht, ihr Lachen, ihre Stimme, wie sie meinen Namen sagt. Und dann hörte ich sie wirklich. Oder bildete ich es mir nur ein? Ich versuchte nach ihr zu greifen, aber sie entfernte sich immer mehr von mir.
Im Krankenhaus war mein Verstand wie ausgeknipst. Ich hasse Krankenhäuser, da ich meine im Koma liegende Mutter hier das letzte Mal sah, bevor sie in eine Entzugsklinik musste. Ich nahm selbst Kazumi kaum wahr, ich sah nur meine Mutter vor meinem geistigen Auge, wie sie mich betrunken fragte: "Wer bist du? Verpiss dich aus meinem Haus, du obdachloser Gassenjunge!"  

Mein Vater brachte mich damals zu diesen Ort,an dem ich jetzt lebe, als er am 21. April 2011 für immer ging. Hier verbrachte ich unzählige Stunden damit, im Garten zu arbeiten und so diesem Schmerz auszuweichen. Doch Kazumi hat etwas in mir verändert. Sie legte, ohne, dass sie es wusste, einen Schalter in mir um. Ich begann mich meinen Gefühlen zu stellen. Gut, dass ich die nächste Woche Zuhause bleiben durfte. Ich lies nur Kazumi an mich ran und begann ihr zu vertrauen. Ich wusste, dass sie weiß, wie ich aussehe, aber sie verurteilte mich nicht. Sie sprach mich nicht mal darauf an. Sie war einfach da. Und das mag ich so an ihr. Dennoch habe ich das Gefühl, wenn ich sie ansehe, als würde ich sie schon ewig kennen und nicht erst seit so kurzer Zeit...

Ich gebe zu, dass ich mich etwas in sie verguckt habe, falls du, der Leser, es noch nicht mitbekommen hast. Sie war die Hand, die mich aus dem tiefen Loch holte. Und dass innerhalb von nicht mal all zu langer Zeit. Wir haben nichts weltbewegenden gemacht, aber es sind tatsächlich die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen. Das habe ich bereits durch sie lernen dürfen. Ich habe mich darüber gefreut, als sie sagte, wir sind Freunde. Am meisten gefällt es mir, gemeinsam mit ihr zu lachen, einfach Spaß zu haben. Ich habe in den letzten Jahren total vergessen, wie schön das doch sein kann, wenn man glücklich ist. Zumindest für einen kleinen Zeitraum. 

Ich will sie küssen, unbedingt und jetzt ist sie mir so nahe. Mein Herz rast. Mein Atem geht schneller. Meine Nervosität steigt, aber ich schalte meinen Verstand ab, ignoriere aufkommende Ängste und Zweifel. In meinen Träumen habe ich es schon oft getan und wünsche es mir seit den letzten Tagen besonders doll. Ich tue es jetzt einfach. Ich bin es ihr schuldig... 

Ein Gefühl breitet sich in mir aus, das ich noch nie vorher wahrgenommen habe. Es katapultiert mich in den Himmel. Ich bin frei und fliege wie ein Vogel über die Welt. Ich bin glücklich. Kazumi macht mich glücklich und sie gibt mir die Hoffnung, dass alles wieder gut wird. Sie gibt mir den Mut, dass ich alles schaffen kann, wenn ich es will. Sie gibt mir genau das, was es benötigt, um mit der Verarbeitung der Trauer anzufangen. Was auch immer es ist, sie hat es.

Tokyo, mein neues ZuhauseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt