Tokyo, mein neues Zuhause

Kapitel 16

Die Tage vergehen,etwa zwei einhalb Wochen, ohne dass es etwas Neues zu Sachiko's Verschwinden gibt. Am Samstag, den 27. Mai; Zwei Tage vor dem Ausflug zur Erdbeerenernte, sitzen Yui und ich bei ihr im Garten und versuchen unsere neuen Fähigkeiten bewusst einzusetzen. 

"Es funktioniert noch nicht so gut, aber ich werde immer besser!" erzählt mir Yui, als es plötzlich an der Tür klingelt. "Wer kann das sein?" "Vielleicht Omi, die ihren Schlüssel vergessen hat. Ich mache auf." "Ok. Ich warte dann solange hier." Ich schaue mir die Rinde des Baumes genauer an. "Kazu-chan!" Was macht er hier?

"Hi, was machst du hier?" "Ich wollte mit dir reden. Ich habe ein Problem und weiß nicht, an wen ich mich sonst richten soll..." Er kratzt sich am Nacken. "Mir fällt gerade ein, dass ich noch was kochen wollte. Ich lass euch dann mal alleine!" Yui geht ins Haus. Ich weiß, dass das nur ein Vorwand ist, um uns alleine zu lassen, denn sie kann nicht kochen!

Ich wende mich wieder Shinji zu: "Was gibt es denn für ein Problem?" Er zögert kurz, redet dann aber doch. "Seit etwa drei Wochen habe ich, immer wenn der Mond am Himmel steht, seltsame Träume..." "Und von was handeln die Träume?" "Es ist immer wieder die gleiche Story, aber sie muss auch mal von der anderen Seite erzählt werden."

"Andere Seite? Wovon redest du?" "Ein Krieg zwischen zwei alten Völkern. Lange vor unserer Zeit..." Muss ich ihm jetzt wirklich alles aus der Nase ziehen? Warum sagt er es nicht einfach? "Welche alten Völker? Und warum haben diese sich bekämpft?" Er zögert und schaue sich nochmal nach Yui um.

Nachdem er sich vergewissert hat, dass sie nicht da ist, geht er noch einige Schritte auf mich zu und bleibt direkt vor mir stehen. Er ist zwar nur 10cm größer als ich, aber dennoch musste ich hoch schauen. Er beugt sich zu meinem Ohr herunter und flüstert: "Die alten Völker des Silver Millenniums der Erde und des Mondes." 

Mir bleibt vor Überraschung der Mund offen stehen. Ich starre Shinji an. Ich will etwas sagen, aber die Worte bleiben mir im Hals stecken. Shinji geht wieder einen Schritt zurück und sieht mich aus seinen Augen an. Ich schüttle meinen Kopf und fange an nachdenklich hin und her zu tigern. 

Kann das wirklich nur Zufall sein? Der Ritter des Mondes sieht exakt aus wie Shinji und nun hat dieser ebenfalls den gleichen Traum gehabt wie ich. War es überhaupt ein Traum? Und wenn nicht, was war es dann? Ich stoppe und schaue zu Shinji, der mich die ganze Zeit beobachtet hat. "Wer bist du in deinen Träumen?"

Er schaut mich verwirrt an. "Ich wurde Ritter des Mondes genannt. Ich bewachte ein Portal zum Mond und habe mich als Ritter des Mondes in ein Mädchen namens Sailor Erde verliebt, die dir übrigens wie aus dem Gesicht geschnitten ist." Ich sage dazu nichts. Das muss ich erstmal verarbeiten. Ich lasse mich ins Gras fallen.

Ist es wirklich nur Zufall? Oder schon vor langer Zeit geplant? Ich muss zugeben, ein bisschen habe ich mich schon in Shinji verguckt, aber wirklich große Gefühle sind das nicht, obwohl ich mir da nicht so sicher bin. Seit Sachiko weg ist, verbringe ich irgendwie mehr Zeit mit ihm. Jetzt erst fällt mir auf, dass ich auch lange nichts mehr von Yukio gehört habe.

Es klingelt an Yui's Tür. Ich höre, wie Yui diese öffnet und stehe auf. Ich verstehe nicht, was die beiden sagen, aber ich erkenne die Stimme wieder. Und wenn man vom Teufel spricht, es ist Yukio. Beide kommen zu mir und Shinji in den Garten. "Kazu-chan? Yukio-kun möchte kurz mit dir reden." "Ist in Ordnung." antworte ich ihr.

Daraufhin geht sie wieder und zieht Shinji unauffällig mit sich mit. "Hi." sage ich. "Hey." Yukio wirkt sehr schüchtern. Warum eigentlich? Sonst ist er das doch nie! "Kazumi-san. Ich habe dir vor etwa drei Wochen eine Frage gestellt. Kannst du sie jetzt beantworten?" Welche Frage meint er? Er fährt fort: "Willst du mit mir zusammen sein?" 

Oh! Diese Frage! "Ja, ich kann dir eine Antwort darauf geben!" spreche ich tapfer aus. Er sieht mich erwartungsvoll an. Ich hole tief Luft. "Es tut mir leid, aber ich kann deine Gefühle nicht erwidern. Für mich bist du ein Freund und das soll auch so bleiben." Enttäuschung blitzt in seinen Augen auf. Ich nickt: "Das habe ich mir gedacht."

Er wusste, dass es bei mir keine Chance hat und hat es dennoch versucht? Wow! Respekt! Er wendet sich zum gehen: "Wenigstens habe ich jetzt die Gewissheit, dass wir Freunde bleiben." Er zwinkert mir zu und geht. Yui und Shinji kommen aus dem Wohnzimmer. Ich drehe mich um und klettere auf den Baum. Ich will jetzt alleine sein.

Der Baum redet natürlich sofort mit mir, sagt aufmunternde Worte, aber ich höre ihm nicht zu. Ich sehe von meinem Platz aus, dass sich Yui Sorgen um mich macht. Shinji beruhigt sie. Dann geht sie wieder ins Haus, während Shinji zu mir auf den Baum klettert. "Ich will alleine sein!" knurre ich ihm zu.

"Manchmal denkt man, dass man allein sein will, doch in Wirklichkeit braucht man einfach jemanden, mit dem man reden kann." Bezieht er sich gerade auf die Sache vom 21. April? "So wie du für mich da warst am 21. April, möchte ich nun für dich da sein." Ich wusste es. Hat er Recht? Brauche ich nur jemanden zum Reden?

Er hat Recht. Du solltest mit ihm reden, Sailor Erde. Wieder meldet sich der Baum. Hast du eigentlich einen Namen, Baum? Ich bin ein Ahorn, aber meine Freunde nennen mit C-Horn. Ähm, das verstehe ich nicht ganz. Ich bin wohl ein Ahorn der Gattung C-irgendwas. Kann ich mir nie merken.

Deswegen nennen dich alle C-Horn? Ja, aber du solltest jetzt mit dem Ritter des Mondes einige Worte wechseln. Du hast Recht C-Horn. Ich wende mich an Shinji. "Wir sollten über das reden, was grade zwischen mir und Yukio-kun vorgefallen ist. Hattest du schon mal einen Korb von einem Mädchen bekommen?"

"Ja. In der 2. Klasse der Mittelstufe. Ich war danach zwar traurig, aber nach ein paar Wochen war ich wieder ganz der Alte." "Wird es Yukio-kun jetzt genauso ergehen?" "Wahrscheinlich. Aber bei ihm wird es nicht sehr lange dauern, bis er das verkraftet hat." "Warum?" "Nunja, er hat sich quasi schon neu verliebt." 

"Ist doch gut, oder? Ich freue mich für ihn. Wer ist denn die Glückliche?" Er zögert. "Yui-san." "W... Was? Yui-chan?" "Ja. Er sagte, dass ihr euch ziemlich ähnlich sieht." "Klar, wir haben die gleichen Haare, aber ihre sind noch heller und sie hat grüne Augen und nicht blaue." "Genau! Und sie ist nicht so hübsch wie du!" Erschrocken über seine eigenen Worte hält er sich die Hand vor den Mund.

Ich grinse. "Ich bin also hübsch?" Er nickt kräftig, noch immer die Hand vor dem Mund. "Dann danke ich dir für das Kompliment." sage ich mit der britischen Höflichkeit. Ich grinse weiterhin. Plötzlich muss ich lachen. Ich halte mir nun ebenfalls die Hand vor dem Mund. Als ich Shinji's verwirrtes Gesicht sehe, muss ich noch mehr lachen.

Er nimmt die Hand weg. "Warum lachst du?" "Wie du geguckt hast, das sah komisch aus!" "Aha, ich sehe also komisch aus?" "Nein, so war das doch gar nicht gemeint!" "Wie dann?" "Keine Ahnung." Er verdreht die Augen. "ich hatte eh was anderes vor." "Was denn?" "Na, das hier." Er kommt näher und seine Lippen berühren meine. Erneut durchströmt mich dieses angenehme Gefühl, was auch mein Herz zum Rasen bringt.