Kapitel 7

297 32 0
                                    

Noch am Samstag, spät in der Nacht, hatte ich meinen Rucksack gepackt und war, nach einem ausgiebigen Frühstück mit Josefine, Chris, Mia und Jonas, bei dem ich ihnen gebeichtet hatte, dass ich weiterziehen würde, zum Bahnhof gebracht worden, wo ich den nächsten Zug genommen hatte. Josefine hatte mir erklärt, dass ich in Cottbus umsteigen müsste, um dann schlussendlich nach Berlin zu kommen – meinem nächsten Ziel. Jonas und Mia meinten, dass wenn ich schon weiter zog, ich die Hauptstadt sehen müsste. Zwar war ich schon einmal dort – auf Klassenfahrt, in der neunten Klasse, jedoch hatte ich schnell zugestimmt. Die Vorteile, die Berlin mit sich brachte waren, dass man immer etwas machen konnte und die Chance hatte, viele neue Menschen kennenzulernen, was ja eines der Ziele war, die diese Reise mit sich bringen sollte.

Mittlerweile war ich bereits umgestiegen und saß nun in dem Zug. Jedoch, da ich keinen Sitzplatz mehr ergattern konnte, saß ich im Aus- und Einsteigbereich, der nicht klimatisiert war und somit war es unnatürlich warm. Ich war eine der wenigen Fahrgäste, die ihr Gepäck auf den Boden gelegt hatten und nun darauf saßen, die meisten standen drängelnd über mir und drohten bei jeder Kurve, umzukippen.

Durch meine Kopfhörer drang die Stimme von Pink in mein Ohr und sorgte dafür, dass ich die lauten Stimmen nur noch als Hintergrundgeräusche wahrnahm. Doch nach der dritten Haltestelle in dem Gedränge der ganzen Menschen und dem gierigen Luft einsaugen bei jeder damit kommenden Öffnung der Tür, reichte es mir und ich verließ den Zug einfach. Durch Pinks Stimme in meinem Ohr hatte ich nicht mitbekommen, wo genau ich war, doch ein Blick auf den Bahnsteig vor mir und dem Schild mit dem Städtenamen erklärte mir, ich sei in Lübben.

Das erste was ich zugegebenermaßen tat, war, mein Handy aus der Hosentasche zu holen und Google aufzurufen. Nachdem das geschehen war, googelte ich erst einmal, wo genau ich hier überhaupt war und erfuhr, dass ich mich in Brandenburg in einer Stadt mit 13.824 Einwohnern befand, also einer Stadt, die an Einwohnern gemessen wesentlich kleiner noch war, als Rheine. Jedoch machte sie das mit vier Flüssen und einem Kanal wieder wett. Eine Jugendherberge, in der ich laut Internetseite für 16,50€ pro Nacht übernachten könnte, hatte ich schnell gefunden und wollte mich auf den Weg dorthin machen, jedoch ging ich vorher noch zu dem Asia-Restaurant, das sich im Bahnhof befand. Eine Nudelbox hatte ich mir schnell bestellt und war kurz danach, nun mit einer Nudelbox und Essstäbchen zusätzlich zu meinem Rucksack, auf dem Weg zur Jugendherberge. Die Nudeln aß ich auf dem Weg und würde wohl in der Jugendherberge erst einmal eine Runde schlafen. Heute Nacht hatte ich nicht viel Gelegenheit dazu gehabt, denn erst um ein Uhr morgens waren die letzten Gäste gegangen und mit achtzehn konnte man nicht mehr einfach so ins Haus und in sein Zimmer gehen, außerdem war ich gestern Nacht noch nicht müde gewesen. Und im Gegensatz zu Josefine, Chris und ihren Kindern hatte ich danach noch meine Sachen zusammengepackt, bevor ich mich in mein Bett gelegt hatte, wobei auch da noch nicht an Schlaf zu denken war. Erst um zehn Uhr an diesem Morgen, als ich zum Frühstück geweckt wurde, hatte ich festgestellt, dass es vielleicht doch nicht die beste Idee gewesen war, noch ein paar Stunden an meinem Handy zu verbringen.

Heute Abend, nach meinem Nickerchen, konnte ich ja dann etwas mit den anderen Insassen der Jugendherberge machen, auf die ich sehr neugierig war.

Ich persönlich liebte es, in Jugendherbergen zu schlafen, allein schon, weil die anderen Gäste meist nicht abgehoben und arrogant waren und man sich mit ihnen – jedenfalls mit den meisten – gut unterhalten konnte. Doch bevor ich mich mit irgendeinem anfreundete, sollte ich wirklich schlafen. Ich gähnte ein weiteres Mal und bog dann links ab.

In der Laufzeit zur Jugendherberge schaffte ich es locker, meine Nudeln aufzuessen und die Reste in einen Mülleimer zu schmeißen. Der Teil des Dorfes, den ich bis jetzt zu sehen bekommen hatte, war zwar schön gewesen, wie ein Dorf, in dem man sich wohlfühlen konnte, jedoch war ich enttäuscht, als ich an der Jugendherberge ankam und immer noch keinen der vielen Flüsse gesehen hatte. Da ich jedoch wusste, dass  sich die Jugendherberge nah an der Spree befand, beschloss ich, nach dem Schlafen erst einmal dorthin zu gehen.

Die SuchendenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt