Kapitel 24

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„Franka?", fragte ich erschrocken nach. „Woher hast du diese Nummer?"

„Was denkst du denn? Du hast alle Informationen zu allen SIM-Karten, die du jemals gekauft hast schön ordentlich abgeheftet. Es hat ein paar Tage gebraucht, bis ich dahintergekommen bin, das du bestimmt eine neue hast und dann nur noch ein paar Stunden, bis ich deine Nummer wusste. Im Übrigen ist das keine Antwort."

„Tut mir leid", flüsterte ich leise.

„Na immerhin etwas", seufzte Franka. „Erzählst du mir, was los ist?"

„Ich kann nicht, Franka", sagte ich. „Nicht jetzt. Nicht am Telefon."

„Warum nicht?", fragte sie nach.

Weil du es nicht verstehen würdest. Weil du keine Ahnung hast, wie es ist, weg zu wollen. Weil du perfekt bist. Ich sprach es nicht laut aus, sondern schwieg.

Sie seufzte. „Wirst du denn wiederkommen?"

„Ja", sagte ich.

„Wann?"

„Weiß ich noch nicht."

„Ruf an, wenn du es weißt."

„Mache ich. Es tut mir wirklich leid, Franka, aber ich brauche eine Auszeit. Und ich kann momentan nicht darüber reden."

„Kannst nicht oder willst nicht?", hakte sie nach.

„Beides", gab ich zu.

Sie schwieg.

„Bitte komm zurück, Salina", sagte sie dann leise und ich wusste, dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen. „Ich brauche dich. Gott, Salina, ich brauche meine große Schwester noch ein bisschen länger."

„Ich liebe dich, Franka", sagte ich und hatte nun auch mit den Tränen zu kämpfen. Ich hasste es, wenn meine kleine Schwester weinte. Und jetzt tat sie es auch noch meinetwegen. „Ich verspreche dir, dass ich wiederkomme. Nur bitte, gib mir noch ein bisschen Zeit, in Ordnung?"

„In Ordnung", flüsterte sie und legte dann auf, bevor ich noch etwas sagen konnte. Und um ehrlich zu sein, war ich ihr dankbar dafür.

„Alles in Ordnung?", fragte Mara besorgt nach.

„Keine Ahnung", sagte ich und ließ mich auf den Boden sinken. „Gib mir drei Sekunden."

„Okay", sagte sie und setzte sich einfach neben mich. Mein Kopf lag sofort auf ihrer Schulter.

„Das war meine Schwester", sagte ich nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten. „Sie möchte, dass ich zurückkomme."

Mara schwieg. „Willst du denn zurück?", fragte sie mich dann.

„Ich glaube nicht", sagte ich unsicher. „Noch nicht. Ich habe noch nicht gefunden, nach was ich suche."

„Dann mach es nicht", sagte Mara leise. „Das hier ist dein Leben, das hier ist dein Abenteuer. Du kannst es abbrechen. Wenn du das möchtest. Aber wenn nicht, dann denk an dich und mach erst einmal das, was du machen willst und nicht das, was deine Familie möchte. Denn dann wirst du es dein ganzes Leben lang bereuen."


Noch auf dem Weg zum Leuchtturm dachte ich über Maras Worte nach. Wie konnte es nur sein, dass sie so intelligent klang. Als hätte sie bereits Jahrzehnte Lebenserfahrung. Und das hatte sie nicht, soviel wusste ich.

„Worüber denkst du nach?", fragte Mara mich.

„Hm?", machte ich. „Über deine Worte vorhin."

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