Kapitel 22: Warum bist du nicht tot?

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Fassungslos starrte ich meine Mutter an.

„ D-Das kann nicht sein... Was machst du hier?“

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, meine Finger vergruben sich ins feuchte Gras.

Meine Mutter grinste breit.

„ So begrüßt du mich? Ich wäre in deinem kleinen Käfig fast erstickt und an dem Gift gestorben, aber zum Glück hat man mich gefunden. Nun bin ich hier, um dich zurück zu holen. Du wirst mit mir zurück nach Amegakure kommen und in Zukunft gefälligst das tun, was ich dir sage.

Es gefiel mir nicht, wie klein und zerbrechlich ich vor ihr saß und stand auf. Ich klopfte mir den Schmutz von den Kleidern und sah ihr fest in die Augen.

„ Warum bist du nicht tot?“, zischte ich.

Sie faltete die Hände ineinander.

„ Dasselbe könnte ich dich fragen. Warum hat niemand ein Monster wie dich umgebracht? Warum lebst du noch...“, giftete meine Mutter ihrerseits.

Ich schnaubte und trat einen Schritt auf sie zu, sodass ich ihr eklig-süßes Parfüm riechen konnte.

„ Weil mir in diesem Dorf gezeigt wurde, dass ich keine Monster bin, Mutter. Ich habe Freunde gefunden. Und ich habe einen Freund, ein neues Leben. DU hast hier keinen Platz mehr.“

Für einen kurzen Moment blitzte die Überraschung in ihrem Gesicht auf, doch wie immer hatte sie sich schnell wieder im Griff.

„ Ach ja? Warum hockst du dann hier und bist nicht bei deinem Freund? Habt ihr Streit? Ist es aus?“

Ich lachte auf. Gaara.. Der Streit musste beiseite geschoben werden. Zumindest fürs Erste.

„ Ja, wir hatten Streit. Aber das legt sich wieder. Und an deiner Stelle würde ich jetzt das Weite suchen, und nie wieder auftauchen. Nur wenn dir dein Leben lieb ist natürlich.“

Ich hasste sie. Ich hasste sie so sehr, dass ich das Verlangen hatte sie zu töten. Hier und jetzt.

Warum eigentlich nicht? Niemand würde sie vermissen und ich konnte mein Leben in Ruhe weiterleben. Die Angst die ich früher empfand war wie weggeblasen und machte Platz für Wut. Und wie immer schien meine Mutter Gedanken lesen zu können. Sie kam noch einen Schritt näher auf mich zu und ich spürte ihren Atem meinen Hals kitzeln.

Ich sah sie nicht an.

„ Was ist los, du kleines Biest? Hast du keine Angst mehr vor mir, so wie früher?“

Sie streckte ihre Hand aus, um nach meinem Handgelenk zu greifen, doch ich schlug ihre Hand weg.

„ Denk nicht daran!“, knurrte ich. „ Ich könnte dich sofort töten, Mutter. Ich habe gelernt Chakra zu kontrollieren. Und mein Verlangen nach Blut. Tsunade macht mir meine Medikamente und du bist Machtlos gegen mich. Also sag mir, Mutter. Warum sollte ich dich nicht sofort töten?“

Mit eiskalten Augen sah ich sie an, doch sie konterte meinen Blick.

„ So? Du hast also dein unendliches Verlangen nach Blut unter Kontrolle, ja? Der Wolfsgeist hat keinen Einfluss mehr auf dich? Gut, dann habe ich ein Geschenk für dich, Hiko.“

Mit einem Satz sprang sie zurück, und als ich ihr hinterher hechtete, hörte ich das Rascheln in den Blättern über mir zu spät. Die vollen Eimer kippten um und die rote Flüssigkeit ergoss sich über mich. Sofort blieb ich stehen, schloss meinen Mund und hielt die Luft an.

Nicht Atmen, Hiko. Nicht Atmen.

Zähflüssig und mit metallischem Geruch verbreite sich das Blut überall auf meinem Körper, durchnässte meine Kleidung, tropfte zu Boden und lockte die ersten Fliegen an. Ich tat was ich konnte, doch der Geruch des Blutes erfüllte meine Nase, drang tief in meine Lungen und verankerte sich, drängte sich in einen Spalt meines Mundwinkels und floss hinein.

Die Flüssigkeit benetzte meinen Gaumen und meine Zahnfleisch fing an zu brennen. Mein Herz pochte wild gegen meine Brust und meine Augen zuckten.

Komm schon, Hiko. Nimm es an. Du willst es doch. Du liebst den Geschmack von Blut, würdest am liebsten drin Baden. Lass es zu, lass es zu, dass es dich in meine Welt entführt und mit mir vereint. Nimm es an.

Nein.

Nimm es an.

Nein!

Nimm es an!!!

NEEEIN!!!

Mit den Handflächen wischte ich mir das Blut aus den Augen und schüttelte mich. Meine Mutter lachte, ihre Bosheit schien die Umwelt zu vergiften.

„ UND?! Kannst du es spüren, Hiko?? Kannst du dich kontrollieren!!? Was wirst du jetzt machen??“, schrie sie und ihre Stimme hallte von den Bäumen wieder.

„ Dich umbringen!!!“, brüllte ich und stürzte mich auf sie.

Mit einem lauten Knall flog sie zu Boden und ich landete auf ihr. Ich haute ihr meine Klauen ins Gesicht und ihr Blut spritzte mir entgegen. Sie lachte nur. Unaufhaltsam und fast hysterisch.

„ WARUM STIRBST DU NICHT!!“, schrie ich wieder und wollte ihr mit meinen Klauen den Todesstoß verpassen, da wand sie ihre Hand aus meinem Griff und schleuderte mir etwas entgegen.

Eine violette Rauchwolke kam auf und sofort begann ich zu husten und meine Augen brannten und tränten unaufhaltsam.

Sie verpasste mir einem gezielten Tritt gegen meine Schädel, ich rollte von ihr herunter und versuchte meinen Mund zu bedecken. Ich wollte ihr zuschreien, dass sie nicht so ein Feigling sein soll, doch ich bekam kein Wort heraus. Ihr nachzulaufen würde keinen Sinn machen, also rappelte ich mich mit letzter Kraft auf und lief zurück ins Dorf.

Das Blut auf meiner Haut trocknete bereits und bildete Risse, doch der Geruch war noch immer so stark, dass er mir fast den Verstand raubte. Ich war von oben bis unten voll und wenn ich es nicht bald von mir herunter bekam, würde ich mich nicht mehr kontrollieren können.

Als ich die Innenstadt erreichte, liefen meine Zähne bereits Spitz zu, meine Sicht wurde immer schlechter und alle Leute starrten mich an, als hätte ich gerade eines ihrer Familienmitglieder umgebracht.

Als ich vor einem Brunnen stand, musste ich stehen bleiben.

Ich konnte nicht mehr. In meinen Ohren rauschte es, mein Herz schlug mir bis zum Hals, meine Krallen verletzten mich selbst und meine Zähne bohrten Löcher in meine Zunge. Ich sank auf alle Viere und schloss die Augen.

Ich verlor die Kontrolle.

Und als ich nur noch das Blut und den lauten schnellen Herzschlag der Leute um mich herum hörte, ihre Angst spürte und ihr jämmerliches kleines Leben in meinen Händen wusste, war mir klar:

Ich war nicht mehr ich selbst.

[DE] Watashi ha eien no ai wo chikaimasu- Ich schwöre dir ewige Liebe(GaaraxOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt