Kapitel 8

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Henry

Sie war da! Tori war bei mir gewesen. Ich habe ihre Stimme gehört und die Verzweiflung, die darin lag. Sie hat mich berührt und mir einen Kuss gegeben.

Das alles war so schnell vorbei,dass ich glaubte, es nur geträumt zu haben. Aber das ist nicht möglich, denn mein ganzer Zustand ist ein Traum.

Sie sagte, dass sie mich liebt und ich glaube ihr. Ich liebe sie auch,doch ich kann es ihr nicht sagen.

Ob ich es ihr je sagen kann?

Wenn ich den Ärzten glauben soll, dann eher nicht. Sie rechnen sich keine hohen Chancen für mich aus, das haben sie meiner Familie schon oft gesagt.

Doch ich darf die Hoffnung nicht aufgeben!
Es geschehen immer wieder Wunder, warum nicht auch bei mir?

Plötzlich wird es eiskalt um mich herum. Die Kälter kommt nicht von außen, sondern von mir selbst.

Was geschieht hier?

Ich drehe mich im Kreis, kann jedoch nichts anderes entdecken.Dann erscheint ein Licht vor mir. Es ist gleißend hell und zieht mich magisch an, wie das Sonnenlicht die Motte. Ich kann nicht anders, ich muss es mir ansehen.

Irgendwo ertönt ein langer Piepton, der mir irgendwie bekannt vorkommt. Ich weiß bloß nicht, woher.

Das Licht kommt näher und die Kälte mit ihm. Ich friere und habe nichts, um mich zu wärmen. Toris Gesicht erscheint vor mir. Sie lächelt mich vergnügt an.

Ich liebe dich! Höre ich sie sagen.

Wegtreten!", ruft jemand aus weiter Ferne und ich nehme es kaum wahr. Auf einmal rast Strom durch mich und ich zucke unkontrolliert hin und her. Das Licht ist noch da und ich will mehr denn je zu ihm.

Wegtreten!", ruft dieselbe Person nochmal und wieder rast Strom durch mich. Als ich mich beruhigt habe, ist das Licht verschwunden und ich bin wieder in der endlosen Schwärze gefangen.

„Er hat es überstanden", sagt die mir vertraute Stimme der Ärztin. Sie klingt erleichtert. Was hab ich denn getan?

„Es hätte anders ausgehen können", meint ein anderer. „Er hätte tot sein können!"

„Das Risiko besteht immer", erwidert die Ärztin. „Wichtig ist doch, dass er dem Tod dieses Mal entkommen ist. Wir werden ihm neue Medikamente geben müssen, damit sein Herz stabil bleibt."

Moment – was reden die da? Langsam dämmert mir, was es mit dem hellen Licht auf sich hat.Sollte ich wirklich kurz davor gewesen sein, zu sterben?

Aber das kann nicht sein, denn das helle, schöne Licht kann unmöglich der Tod gewesen sein. Dafür war es viel zu gut.Andererseits weiß ja niemand, wie der Tod aussieht, denn es gibt keinen Lebenden, der davon erzählen könnte. Außer mir, falls ich je aufwachen sollte.

Ich spüre den Stich der Nadel und ich werde auf einmal ganz ruhig und entspannt.
„Die Dosierung sollte ausreichen", höre ich die Ärztin sagen.

„Er ist meiner Meinung nach nicht mehr zu retten", meint ein anderer.

„Dann ist es ja gut, dass ich hier das Kommando habe und nicht du", erwidert meine Ärztin trocken. Sehr sympathisch. Sie hätte Tori gefallen.

„Die Familie ist informiert", meldet eine Krankenschwester.
„Gut, denn wir müssen uns dringend mit ihnen unterhalten", sagt die Ärztin zu ihrem Kollegen, der daraufhin nur verächtlich schnaubt.

Story of my Life - verzweifelte HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt