Kapitel 18

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Charles

Der Scheidungsanwalt, Mr. Wellington, sieht abwechselnd Carla und mich an.

Wahrscheinlich fragt er sich, ob wir noch alle Tassen im Schrank haben. Laut Ehevertrag stehen Carla fünfzehn Prozent meines Vermögens zu, was eine beträchtliche Summe ist! Doch dieses teuflische Weib maß sich an, mindestens fünfundzwanzig Prozent zu verlangen, weil sie auch noch für die Ohrfeige entschädigt werden will! Das ist eine Unverschämtheit.

Und genau so habe ich es dem Anwalt und Carla gesagt, weswegen wir schon eine Stunde über den Papieren sitzen und nichts nennenswertes passiert ist. Mr. Wellington zerbricht sich den Kopf, wie er meinen Kopf aus der Schlinge ziehen kann. Carla sitzt derweil triumphierend neben ihrem eigenen Anwalt, Mr. Hunter. Ein passender Name, wie ich finde. Meine Mutter reißt mir den Kopf ab, wenn sie davon wüsste. Immerhin ist mein Vermögen auch ihres und das unserer gesamten Dynastie. Ich würde in die Geschichte als Charles der Verlierer eingehen, wenn ich nicht gewinne.

„Das mit der Ohrfeige ist ein starkes Argument", meint Wellington leise zu mir und ich hätte ihm am liebsten selbst eine verpasst.

„Nein, ist es nicht. Sie müssen sie davon überzeugen, dass fünfzehn Prozent ausreichen", beschwöre ich ihn eindringlich. Wellington verschwand wieder zwischen den Papieren. Carla bewunderte unterdessen ihre manikürten Nägel, die sie zweifellos von meinem Geld bezahlt hatte. Denn woher hätte sie eigenes nehmen sollen? Sie hat zwei linke Hände und absolut zu faul zum Arbeiten. „Tja, Charles, sieht schlecht aus", meint sie zufrieden grinsend.

„Ach, sei still", fauche ich zurück, was ihr Grinsen nur noch verbreitert. Ich hätte zu Tori in den Flieger steigen sollen, dann müsste ich Carlas Gesicht nie wieder sehen.

Ich fliege mit den Gedanken zurück zu letzter Nacht: Tori hatte mich angerufen und ich hatte ihr meine Hilfe zugesichert, nachdem Henry mir erklärt hatte, was ich tun sollte. Dann hatten wir uns gegen zwei Uhr nachmittags am Flughafen getroffen, wo sie und ihre Freunde in das Flugzeug gestiegen waren, um vor er Queen zu fliehen. Tori hatte Tränen in den Augen, als sie mir einen Brief für Henry übergab. Ich hatte noch keine Gelegenheit, ihn diesen zu geben.

„Nun, Mr. Wellington, was sagen Sie?", wollte der gegnerische Anwalt wissen. Wellington setzte seine Brille ab und ließ sich mit der Antwort Zeit.

„Wir akzeptieren die Forderung nicht", sagt er sehr zu meiner Freude. „Der Anspruch auf Schmerzensgeld hat nichts mit dem Ehevertrag zu tun. Dieser müsste in einer extra Klage geltend gemacht werden, wenn ich mich erinnere."

An der Miene von Mr. Hunter konnte ich lesen, wie sehr mein Anwalt ins Schwarze getroffen hatte. Sehr gut!

Carla grinste nun nicht mehr, sondern versuchte mich mit Blicken zu töten. Tja, Pech gehabt! Für heute würde es zu keiner Einigung kommen und somit sind wir noch keine geschiedenen Leute.

Mr. Wellington und ich verließen als Erste den Saal und ich klopfte dem Anwalt anerkennend auf die Schulter. „Ich hoffe, wir müssen sowas nicht nochmal durchmachen."

Er nickt. „Da haben Sie Recht, Eure Hoheit. Carla könnte einfach akzeptieren und die Scheidung wäre durch."

„Sie spekuliert auf mein Vermögen", sage ich genervt. „Als ob sie davon nicht schon genug verschleudert hätte."

Unsere Wege trennen sich und ich steige in meine Limousine, die mich zurück in den Palast bringen sollte.

Auf dem Weg dorthin konnte ich viel nachdenken. Das Leben war alles andere als einfach und wenn es kommt, dann alles auf einmal. Ich ließ mich gleich am Haupteingang absetzen, von wo aus ich am schnellsten zu den Gemächern meiner Mutter gelangte. Wie zu erwarten, war dieser Teil des Palastes voller Touristen, die mich glücklicherweise nicht bemerkten. Also konnte ich unbehelligt durch die Flure in den abgesperrten Teil des Hauses gehen, wo ich mich bei meiner Mutter anmelden ließ.

Story of my Life - verzweifelte HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt