Kapitel 19

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Jule

Ich bin ganz schön aufgeregt, obwohl es dazu eigentlich keinen Grund gibt. Immerhin sind sie alle meine Freundinnen. Aber wir haben uns so lange nicht mehr gesehen, dass es schon fast wie ein Kennenlernen ist.

Wir sitzen in einem Café und plappern fröhlich drauf los, reden über Banales und Witziges. Niemand traut sich, die ernsten, wichtigen Themen anzusprechen. Selbst Katha ist heute ungewöhnlich zivilisiert. Und dabei trinkt sie gar keinen Alkohol! Die Therapie scheint etwas bewirkt zu haben, ich bin mir nur noch nicht sicher, was.

„La Bello hat also gerade die Katze durch den Garten gejagt, als...", erzählt Christin gerade begeistert. Ich nippe an meinem Cappuccino und meine Gedanken schweben zu meinem derzeit größten Problem: der Adoption.

Robert ist nicht gerade angetan davon, aber er lässt es sich durch den Kopf gehen. So der Stand seit einigen Wochen. Ich habe mich auch nicht getraut, ihn nochmal darauf anzusprechen, weil ich Angst vor seiner Antwort habe. Er hat zurzeit so viel mit seinem Fußball um die Ohren, dass dafür keine Zeit bleibt. Ich verstehe das und dennoch wünsche ich mir ein bisschen mehr Aufmerksamkeit.

„Jule?", fragt Tori und stupst mich leicht an.

„Ja?"

„Was ist los mit dir, du wirkst so abwesend?"

Ich seufze. „Nichts, ich bin nur müde."

Katha grinst schief. „Natürlich. Und ich bin auf Bio-Limonade umgestiegen – träum weiter!" Drei besorgte Augenpaare richten sich auf mich und ich habe wohl keine andere Wahl, als mich ihnen zu stellen. „Ich will ein Kind adoptieren", sage ich schnell und ein kollektives Oh ertönt.

„Das ist echt mutig. Aber wieso denn? Wollt ihr keine eigenen?", fragt Christin.

„Doch, aber wir werden keine bekommen", antworte ich beschämt. Wieder ein kollektives Oh, dieses Mal jedoch voller Mitleid.

„Nun ja, wenn das so ist...", fängt Tori an, bricht aber mitten im Satz ab, weil sie scheinbar nicht weiß, was sie dazu sagen soll.

„Und Robert möchte nicht?", fragt Katha nach, als sei das hier eine Fallbesprechung.

„Nicht so richtig. Ich will ihn auch nicht drängen, aber ich wünsche mir so sehr ein Kind."

Katha tätschelt mir tröstend den Arm. „Robert wird das schon noch einsehen."

„So Adoption ist ja auch nicht einfach. Ich meine, ihr bekommt ein völlig unbekanntes Kind", sagt Tori, die sich im Kopf bestimmt schon Pro und Kontra zurechtlegt.

„Ich weiß, doch das ist es mir wert. Wir werden sowieso noch Monate warten müssen, bis unser Antrag bearbeitet wird."

Ich trinke meinen Cappuccino aus. Die anderen schweigen bedrückt. Jetzt habe ich die Stimmung verdorben, aber sie haben schließlich gefragt.

„Wie geht es Henry?", erkundige ich mich, um das Thema zu wechseln. Auf Toris Gesicht erscheint für einen Moment ein Lächeln, das jedoch verblasst, als sie mir von den letzten Tagen in England berichtet.

„Das ist wirklich romantisch!", sage ich und habe richtig Gänsehaut, als sie mir von der Blitzhochzeit erzählt.

„Es wäre noch schöner, wenn wir uns nachher nicht sofort hätten trennen müssen", bedauert sie.

„Wie geht es nun weiter?", stelle ich die Frage, auf die alle gewartet haben. Irgendjemand muss sich ja trauen.

Auf den Schreck ordert Katha erstmal ein Glas Rotwein. Typisch.

Story of my Life - verzweifelte HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt