Kapitel 9

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Tori

Gemeinsam stehen wir am Rollfeld und ich bewundere wieder einmal Roberts Privatjet. Er steht Henrys in Nichts nach, finde ich. Jule kann sich glücklich schätzen, einen Mann wie ihn zu haben und deshalb kann ich ihre Entscheidung nachvollziehen.

Gestern haben wir noch alles Mögliche an Babyausstattung bestellt und bezahlt. Es wird in den nächsten Tagen geliefert werden, aber wenigstens ist das Bett schon gekommen und der Kinderwagen soll heute ankommen.Jule steht da und sieht uns alle traurig an. Ihr wird was fehlen!
„Okay, dann sag ich mal tschüss", meint sie mit schiefem Lächeln und umarmt jeden von uns.Ich werde sie auch vermissen und hoffe, dass ich auch irgendwann wieder nach Hause kann.Jule nimmt ihren Koffer und steigt in den Jet. Bevor sich die Tür schließt, winkt sie nochmal. La Bello kläfft laut, als sich das Flugzeug in Bewegung setzt. Er hatte Jule in letzter Zeit sehr lieb gewonnen und wird sie auch vermissen.

„Aus", sagt Paolo streng und der Welpe schweigt. Wir sehen dem Flugzeug noch nach, bis es in den Wolken verschwindet.

„Jetzt sind wir nur noch drei", murmelt Katha vor sich hin. Damit meint sie die Anzahl der verbliebenen Freundinnen.
„Lasst uns gehen", meint Jake, der uns hierher gebracht hat. Wir verlassen das Rollfeld und steigen in sein Auto.

La Bello sitzt auf der Rückbank zwischen Paolo und mir; vorher musste er im Kofferraum mitfahren und hatte nur gejault. Aber wir konnten ihn auch nicht allein in der Wohnung lassen, sonst hätte uns alles kaputt gebissen, so verspielt wie er ist.

Ich werde mir einen Job suchen!", teile ich allen überraschend mit.

„Als was denn?", fragt Katha. „Als Putzfrau?"

„Nein, nicht unbedingt. Es gibt noch andere Arbeiten außer putzen", sage ich zu ihr. „Und du könntest dich auch um einen Job bemühen. Schließlich müssen wir von irgendwas unser Essen bezahlen."Und deinen Alkohol, füge ich in Gedanken hinzu.Paolo, mein Retter in der Not, nickt zustimmend.
„Tori hat Recht, Katha. Wir müssen irgendwie an Geld kommen."

„Ich dachte da an Regale einräumen in Supermärkten oder Hilfskraft in sozialen Einrichtungen", schlage ich vor. „Immerhin spreche ich inzwischen ziemlich gut Englisch,oder Jake?"

„Das stimmt, du sprichst sehr gut Englisch", antwortet er. Wenn wir unter uns sind, reden wirdeutsch, doch in Gegenwart von Jake oder anderen englisch. Katha seufzt.

„Okay, dann sehe ich mich auch mal um. Christin kann ja nicht arbeiten, weil sie auf die Kinder aufpassen muss. Aber solange wir drei was finden, dürfte das Geld ausreichen."Sieh an, sie ist auf meiner Seite.

Wir kommen bei unserer Wohnung an und beschließen, in den Tageszeitungen und im Internet nach Stellenanzeigen zu suchen. Es gibt leider nur wenig, was wir machen können.Wir sind keine Staatsbürger und deshalb fallen gut bezahlte Arbeiten schon mal weg, sonst müssten wir Steuern zahlen.

Erst jetzt fällt mir auf, wie gut wir es hatten, als Jule noch alles bezahlte. Da war unser Leben relativ einfach.

Ich hab was gefunden!", sagt Katha laut und hält uns eine Zeitungsannonce hin. „Es werden Küchenhilfen gesucht. Und zwar bei...im Palast!

Ungläubig beugt Jake sich zu ihr herüber, um sich alles durchzulesen.

„Tatsächlich", sagt er überrascht. „Das ist mir neu, dass Personal über die Zeitung gesucht wird."
„Es ist für uns sowieso nicht möglich, im Palast zu arbeiten", erinnere ich sie. „Uns kennt jeder und wir dürfen nicht mehr dahin."
Wir suchen weiter, finden aber nichts, was man als Ungelernte tun könnte. Nicht einmal Putzjobs sind derzeit zu vergeben.

Story of my Life - verzweifelte HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt