Kapitel 4

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Tori

Ich bin froh, dass die Supermärkte so lange geöffnet sind. Schnell habe ich das Nötigste an Putzmittel gekauft und bin nun auf der Suche nach was Essbarem. Zwar hätte ich auch etwas Tiefgekühltes mitnehmen können, aber das hätte zu lange mit Zubereiten gedauert. Also sehe ich mich nach einem Chinesen oder ähnlichem um.
Da ich mich hier nicht auskenne, halte ich mich immer nah bei der Straße, in der wir wohnen. Es ist schon komisch, dass wir alle zusammen in dieser kleinen Wohnung leben müssen, obwohl die Reise eigentlich nur mich betrifft. Aber ich bin allen dankbar, dass sie mich unterstützen.
Es wäre auch viel zu langweilig allein. Ich habe nur Angst, dass Christin hier ihr Kind zur Welt bringen muss.
Ich biege um die Ecke und stehe zu meinem Erstaunen tatsächlich vor einem Fastfoodrestaurant. Das hätte ich in dieser Gegend nicht vermutet.Schnell überschlage ich, wie viel Geld mir noch zur Verfügung stehen wird und denke, dass für jeden von uns ein Burger raus springt.

Es ist nichts los im Laden, sodass der Verkäufer nur Augen für mich hat. Ich stelle meinen Eimer mit dem Lappen und dem Putzmittel ab und widme mich der Bestellung. Dabei fällt mir der neugierige und bohrende Blick des Verkäufers auf. Das macht mich nervös, also sehe ich ihn ebenso an.
„Ja?", frage ich nicht gerade freundlich.
Er zuckt zusammen und fragt unsicher:„Sind Sie nicht die Freundin von Prinz Henry?"
Ich habe zwei Möglichkeiten: entweder erzähle ich ihm, dass wir getrennt sind oder ich leugne meine Identität. Weil ich keine Lust auf löchernde Fragen habe, entscheide ich mich für Letzteres.
„Nein, tut mir Leid, die bin ich nicht", sage ich netter.
„Oh, dann verzeihen Sie die Verwechselung", entschuldigt er sich höflich. „Also, was darf es sein?"
Ich teile ihm meine Wünsche mit und er packt alles zusammen. Mein Geld reicht geradeso dafür und ich verlasse den Laden so schnell ich kann. Er hat mich tatsächlich erkannt!
Und das, obwohl ich schon längst aus dem Gedächtnis der Menschen gelöscht sein müsste.Ich gehe so schnell es geht zurück zur Wohnung.
Dort angekommen, klingele ich, da ich ja keinen Schlüssel mitgenommen habe.Die anderen haben sich schon ihre Schlafstätten ausgesucht und mir wurde der alte und marode aussehende Sessel zugeteilt. Hoffentlich wohnen da keine Milben drin.Ich stelle meine Mitbringsel auf den Küchentisch und alle machen sich zuerst über die Burger her.
„Wieso hast du nur so wenig mitgebracht?", beschwert sich Christin. „Ich esse für zwei,schon vergessen?"
„Jammere nicht, sondern sei zufrieden mit dem, was du hast", sage ich mit erhobenem Zeigefinger. „Mehr Geld hatte ich nicht."

„Hat überhaupt jemand von uns viel Geld eingesteckt?", will Katha wissen. Außer Jule hebt niemand die Hand, aber sie hat ja auch Roberts Kreditkarte.
„Wenn es ums Bezahlen geht, ist das kein Problem", meint sie. „Da ist genug drauf, um jedem von uns ein Haus zu kaufen."Beruhigt beiße ich in meinen Burger. Finanziell sind wir also abgesichert.
„Da Geld kein Problem darstellt, können wir uns ja dem nächsten großen Ereignis widmen",meint Jule plötzlich und grinst über beide Ohren. Katha verkriecht sich hinter ihrer Serviette und ich weiß zunächst nicht, worauf Jule hinaus will.
„Bitte nicht", seufzt Katha.

„O doch, du wirst eine Party zu deinem Geburtstag schmeißen", besteht Jule darauf und ich nicke zustimmend.
Ihre Partys sind Wahnsinn und sie soll nicht darauf verzichten, nur weil die Stimmung wegen Henry derzeit ein bisschen gedrückt ist. Ich muss zugeben, dass ich mich besonders auf diese Ablenkung freue. Und es ist keineswegs eine Schande, dass ich mich darauf freue, denn ich leide schon genug.
Es vergeht keine Sekunde, in der ich nicht gedanklich bei Henry bin. Es frisst mich auf, aber ich möchte nicht, dass die anderen das sehen. Sie haben es verdient, glücklich zu sein und ihr Leben zu führen. Dass sie mich begleitet haben, war ihre Entscheidung und ich will sie ihnen nicht vermiesen, indem ich mich von meiner Traurigkeit überrollen lasse.Mein Lächeln täuscht nur über alles hinweg, aber es hilft niemand, wenn ich mit verkniffener Miene und schlechter Stimmung am Tisch sitze und jammere.
„Das ist in ungefähr fünf Tagen", sage ich nun und setze mein schönstes Lächeln auf. Meine Fassade strahlt, aber mein Innerstes bröckelt.
„Ich weiß", mault Katha.
„Also Jake würde sich freuen", sagt Christin grinsend.
Er weiß nicht mal, wann ich Geburtstag habe!"
Paolo lacht. „Das heißt ja nicht, dass er es nicht noch erfährt."
Katha errötet und gibt sich geschlagen. Gegen diese Übermacht kommt sie nicht an.
„Okay, aber nur was kleines", sagt sie ergeben.Wir nicken alle und Jule zwinkert mir zu. Sie hat bereits einen Plan und sicherlich schon alles organisiert, wie ich sie kenne.
„Gut, Jake darf seine Freunde mitbringen. Damit sind wir dann schon mal genug, um die legendäre Bowle nach dem Rezept deiner Oma leer zutrinken", meint sie.
Die Bowle ihrer Oma ist durch Zufall entstanden. Wenn ich mich noch richtig erinnere, schüttete ihr Oma einfach alles an Alkohol, das sie finden konnte, in die Schale und tat ein paar Früchte dazu.Das Ergebnis war ein Getränk, welches selbst den härtesten Alkoholiker umgehauen hätte.
„Andrej soll auch kommen", schlägt Christin vor. „Ihm wird die Bowle gefallen!"Damit wäre die Gästeliste geklärt.
Über alles andere werden wir uns ein anderes Mal unterhalten, denn wir sind viel zu müde, um noch weitere Pläne zu schmieden.Nachdem alles abgeräumt wurde, suchen wir unsere Schlafplätze auf.

Story of my Life - verzweifelte HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt