Kapitel 23

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Tori

„Hi", ist alles, was ich herausbringe. Die Nervosität schnürt mir die Luft ab. Ich habe Angst und als ich in Henrys Gesicht blicke, weiß ich auch, wieso. Charles und Will lächeln mich aufmunternd an und verschwinden dann diskret im Nebenzimmer.

Henry und ich sind allein.

Mein Herz schlägt wild und ich bin nicht mehr in der Lage zu sprechen.

Henry mustert mich von oben bis unten und schenkt mir schließlich ein kühles Lächeln. Wer ist dieser Mann? „Guten Abend, Viktoria", sagt er ohne den geringsten Anflug von Freude in seiner Stimme. Trotzdem löst die Art, wie er meinen Namen ausspricht, Gänsehaut auf meinen Armen aus.

Ich hasse meinen Körper, diesen Verräter.

Schweigen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, sondern sehe ihn einfach nur an. Er sieht kräftiger aus und scheint sich erholt zu haben. Das alles bereitet mir Freude, doch sein Blick ist kalt und drohend, sodass ich flüchten möchte.

Lässig kommt er einen Schritt näher. „Was tust du hier? Wieso hast du dich von Dad zu seiner Marionette machen lassen? Das sieht dir gar nicht ähnlich."

Ich weiß, dass er mich auslacht. Der Spott und die Verachtung in seiner Stimme sind nicht zu überhören.

„Wieso hast du dich von deiner Großmutter zur Marionette machen lassen?", kontere ich mit dem letzten Rest Selbstbewusstsein, das ich noch habe. Henry kommt langsam und bedrohlich näher und ich widerstehe nur schwer dem Drang, einfach wegzulaufen. Dann hätte ich verloren. „Ich bewundere deinen Mut, einfach hier aufzutauchen und zu glauben, du könntest...was? Mich verändern? Den alten Henry zurückholen?" Er lacht. „Ich fürchte, ihr alle verschwendet damit eure Zeit und es wäre besser gewesen, ihr hättet euch nicht eingemischt."

Er ist mir jetzt so nah, dass ich sein Lieblingsparfüm an ihm riechen kann. Oh, wie habe ich diesen Duft vermisst!

„Du wolltest den Thron für uns beide", erwidere ich. „Ich sollte deine Königin werden, nicht

Cindy. Wir haben uns geliebt, Henry! Wo sind diese Gefühle hin?"

Er zuckt mit den Schultern. „Liebe ist ein großes Wort. Sie kann sich verschieden zeigen und vielleicht hast du mich all die Zeit falsch verstanden."

Jetzt schäume ich vor Wut. Er stellt mich hin, als wäre ich ein kleines, naives Kind, das Wahrheit von Lüge nicht unterscheiden kann.

„Halt den Mund!", fahre ich ihn an. „Ich habe alles für dich getan, du elender Idiot! Ich habe an deinem Bett gesessen, als du im Koma lagst, weil es niemand sonst tat..."

„Richtig", unterbricht Henry mich ruhig. „Ich lag wegen dir im Koma! Wie konnte ich das vergessen? Es ist also das Normalste der Welt, dass du voller Schuldgefühle an meinem Bett gesessen hast."

Wie kann er sowas sagen? Ich weiß selbst, dass ich nicht eben unschuldig an dem Unfall war, doch letztlich ist er mit dem Auto gefahren, nicht ich! Früher hat er mir deswegen nie Vorwürfe gemacht, sondern zu mir gehalten, als die Queen mich dafür verantwortlich machte. Verdammt, wer ist dieses Arschloch mir gegenüber?

„Henry", sage ich mit brechender Stimme. Lange kann ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. „Was ist nur aus dir geworden? Warum warst du nicht von Anfang an ehrlich zu mir und hast unsere Beziehung beendet, wenn du mich sowieso nicht liebst? Dann hättest du dir die ganze Show sparen können." ...und mein Herz wäre noch heil, füge ich in Gedanken hinzu. Ich wische mir eine Träne aus dem Gesicht. Was soll ich hier noch?

Story of my Life - verzweifelte HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt