15. Mäusejagd

49 4 0
                                    

Ich verfluchte es, dass ich mich ausgerechnet in eine weisse Maus verwandeln musste, wobei ich mir ja weder Tier, Farbe noch die Verwandlung an sich ausgesucht habe. Aber ich hatte das Gefühl, dass man mich in der hellen Farbe eher auf dem Boden ausmachen konnte und immerhin musste ich fast das ganze Schulzimmer durchqueren. Vorsichtshalber huschte ich direkt unter den hinter den Bänken von Bole und Montague hindurch, bis ich auf der Seite der Wand war und mich von dort fünf Sitzreihen nach hinten durchkämpfte. Jeden Moment rechnete ich damit, dass eine Schülerin aufspringen würde und kreischend berichtete, dass sie eine Maus sah. Als ich schliesslich bei der letzten Reihe ankam, überlegte ich erst, wie ich überhaupt auf die Bank und dann den Tisch kommen wollte. Unter dem Tisch durchzugehen schien mir zu gefährlich. Und eine Tasche hatten die beiden auch nie dabei, da sie überhaupt nur selten ihr Material mitnahmen und wenn sie es hatten, es meistens am Ende der Stunde in meine Tasche gleiten liessen. Immerhin war George so freundlich sie mir ab und zu zu tragen, seit wir ein Paar waren.

Dann fiel mir der Umhang auf, der fast bis zum Boden reichte. Vielleicht konnte ich ja daran hochklettern. Mit schlechten Gewissen bohrte ich meine Krallen so fest ich konnte in den schwarzen Stoff von Georges Umhang und kletterte Millimeter um Millimeter hoch. Irgendwann war ich auf der Höhe der Sitzbank angekommen und wollte da raufspringen, verfehlte sie aber und musste meine Krallen ins Holz schlagen um nicht abzurutschen. Vor Schreck entfuhr mir ein leises Quietschen und ich versuchte mit aller Kraft mich hochzuziehen. Plötzlich wurde ich gepackt und ehe ich mich versah, befand ich mich wieder in der Luft, dann auf einem Stück Pergament.

"Wo hast du die denn her?", fragte wohl Fred und ich wurde in die Seite gestupst. Ich warf einen Blick in seine Richtung, der sicherlich nicht so böse ausfiel, wie ich es gehofft hatte.

"Keine Ahnung. War auf einmal neben mir"

"Und was machen wir mit ihr?"

"Erschrecken wir ein paar Mädchen?"

"Oder wir locken Mrs. Norris an"  

"Hey!", empörte ich mich, aber alles was man hörte war ein Quieken. Irgendwie musste ich ihnen klar machen, dass ich es war. Vielleicht, indem ich meinen Namen schrieb. So begann ich den Tisch nach einem Tintenfass abzusuchen und fand es schliesslich. Ich stellte mich daran auf und versuchte ein Pfötchen hineinzustrecken, aber ich erreichte die Tinte nicht. Also versuchte ich, meinen Schwanz in die Luft zu heben und als es mir gelang, griff ich ihn und tauchte ihn in die kühle Flüssigkeit.

"Was macht sie da?" Im nächsten Moment wurde ich quer über den Tisch gezogen und mein Schwanz hinterliess wahrscheinlich eine blaue Spur auf dem Holz. Als man mich wieder losliess, drehte ich mich um die eigene Achse um den Schwanz zu erwischen und wollte dann anfangen zu schreiben, was sich als ziemlich schwer gestaltete. Ich zuckte zusammen als etwas seltsames meine Schnurrhaare berührten, ich hatte in den vergangenen Stunden oft gelernt, wie empfindlich diese Dinger waren. 

"Guck mal, sie ist kitzlig, George" Er hörte nicht auf mich zu nerven, also sah ich mich gezwungen ihn zu stoppen. Das, womit er mich berührte war eine Feder, die ich zu kaputtmachen versuchte. 

"Hört auf damit Jungs!", piepste ich, aber sie verstanden mich natürlich nicht. Also schlug ich eine andere Taktik ein. Ich ging zu George, stellte mich mit den Vorderpfoten an seinem Arm auf und rieb meine Nase an seinem Pullover. Vorsichtig strich er mit einem Finger über meinen Rücken, dass ich ihm meinen Körper entgegenstreckte. Irgendwie kam mir das ganze auf einmal weniger schlimm vor, da ich nun bei meinen Freunden war und alles wieder in Ordnung schien.

"Knuffig ist sie ja. Vielleicht können wir sie ja behalten. Oder geben sie Ron. Als Ersatz für Krätze."

"Oder Stella schenken"

Lumina NoctisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt