35. Verraten

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Doch bereits Mitte nächster Woche ging es mir deutlich schlechter. Zum Schlafen kam ich kaum noch, da ich irgendwann noch Hausaufgaben machen musste und Ausreden fielen mir auch keine mehr ein, mit denen ich Fred und George abwimmeln konnte. Am Donnerstag sagte ich deshalb einfach nichts und ging nach dem Unterricht in die Richtung der Toiletten, für den Fall dass sie mir folgten.

Das Nachsitzen lief wie immer. Abgesehen davon, dass sie nun entschlossen schien, mich jeder Serie von vier Sätzen zu unterbrechen. Manchmal merkte ich, dass ich kurz davor war, irgendwas zu sagen, zu lügen, dass ich nur meine Ruhe hatte. Aber ich konnte mich gerade noch so am Riemen reissen. Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, sah ich ein, dass Umbridge bald gewinnen würde und sie vielleicht nur noch zwei drei Abende brauchen würde, um mich zu brechen ihr alles zu sagen. Vielleicht würde ich dann das Serum auch freiwillig zu mir nehmen. An diesem Tag überlegte ich mir ernsthaft, mich an unsere Hauslehrerin, den Schulleiter oder Dad zu wenden, einfach an jemanden, der mir helfen könnte. Wenn ich ehrlich war, hoffte ich auf eine Art auch dass die Zwillinge wirklich bald die Schule verliessen, dann könnte ich mit ihnen gehen.

Heute behielt sie mich aussergewöhnlich lange bei sich, vielleicht weil sie fast schon sehen, konnte wie ich kämpfte. Als es schliesslich nach Mitternacht war, schickte sie mich leicht enttäuscht fort. Kaum war ich draussen, kam alles hoch, was ich in den vergangenen Stunden zurückhielt und die Tränen flossen nur so über meine Wangen. Auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum traf ich zunächst Peeves, der sich offenbar ziemlich über meine Situation amüsierte und anfing, ein Lied zu trällern. Wahrscheinlich hatte sein Gelächter Mrs. Norris angelockt, der aus Versehen ich in die Rippen trat, weil ich sie nicht sah. Sie fauchte und rannte davon. Mir war klar, dass sie innert kürzester Zeit mit Filch hier auftauchen würde. Tatsächlich hörte ich den Hausmeister bereits keuchen und ich beschleunigte die Schritte. Peeves machte es nicht besser, da er laut verkündete, dass ich hier weinend umherging. Meine einzige Erleichterung war es, als ich vor dem Bild der fetten Dame stand. Ich nuschelte das Passwort und sie öffnete verwirrt die Augen.

"Wo bist du denn gewesen? Was fällt dir ein, erst so spät zu kommen?" Darauf wiederholte ich nur das Passwort und sie öffnete seufzend. Kaum warf ich einen Blick hinein, erstarrte ich. Es waren nur noch zwei Personen hier im Gemeinschaftsraum. Fred und George. Dass sie auf mich gewartet hatten war klar, nicht erst, als George seinen Bruder anstiess, der offenbar eingenickt war. Sofort standen beide und kamen auf mich zu. Erst als ich einen Schritt zurückmachte, blieben sie stehen.

"Was ist passiert? Wo warst du?" Es klang wohl nicht so sanft, wie George es beabsichtigt hatte Mir kam eine Idee.

"Irgendjemand hat mich in der Mädchentoilette eingesperrt und als Filch mich befreit hat, hat er mir für morgen Nachsitzen aufgebrummt. Bei Umbridge" Rasch wischte ich mir die Tränen weg, was ein Fehler war. Meine linke Hand wurde gepackt und als ich es merkte, versuchte ich mich zu befreien. "Hör auf, lass mich los. Bitte" Doch George hörte nicht auf mich und las die Sätze auf meiner Hand halblaut vor.

"Da warst du also die ganze letzte Woche. Bei Umbridge?", schloss Fred. Niedergeschlagen nickte ich.

"Warum hast du uns angelogen? Und was bedeuten die Sätze? Wieso musstest du überhaupt nachsitzen?" Obwohl ich es eigentlich nicht erklären wollte, holte ich Luft, als die beiden mich auf das Sofa bugsierten und mich in ihre Mitte nahmen. Während ich erzählte, was passiert war, nachdem Montague mich das erste Mal zum Büro der Professorin schleppte und was dann geschah, kamen irgendwann die Tränen wieder. Die Zwillinge schien überhaupt nicht erfreut das zu hören und wahrscheinlich rissen sie sich gerade zusammen um nicht komplett auszurasten. Dann endlich hatte ich geendet, zog die Beine an und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Der ältere sprang auf.

"Jetzt ist sie zu weit gegangen. Komm, George, wir reden mal mit diesem Schwein"

"Ich weiss nicht...", fing George an, was seinen Bruder noch wütender machte.

Lumina NoctisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt