9. Familientreffen

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Zum ersten Mal war ich fast zu spät für den Zug nach Hogwarts und ich fürchtete schon, ihn zu verpassen. Als wir am Bahnsteig ankamen, hatte es nur noch ganz wenig Leute und mein Vater kümmerte sich um das Gepäck, während ich auf den Zug sollte. Es reichte nur für eine kurze Verabschiedung, dann befand ich mich auch schon im Zug. Sofort begann ich in den Abteilen nach meinen Freunden zu suchen. Bald setzte das Fahrzeug sich in Bewegung und ich sah Dad dort stehen, der beide Daumen in die Luft streckte, woraus ich schloss, dass mein Gepäck an Bord war. Erst als ich ihn nicht mehr sah, setzte ich die Suche fort, bis mir auf einmal jemand auf die Schulter tippte. Ich zuckte ziemlich zusammen, ehe ich mich umdrehte und die Gesuchten hinter mir entdeckte.

"Sind wir echt so schrecklich?"

"Ihr ahnt nicht wie", gab ich zurück, als ich beide in die Arme schloss und dann versuchte George zu erkennen. Sie machten es mir zum Glück leicht und einer trat vor und gab mir einen Kuss auf die Wange.

"He Moment mal!", empörte sich der andere, "Ich bin George" Nun sah ich zwischen den beiden hin und her, zuckte dann mit den Schultern.

"Das lässt sich ganz einfach feststellen." So wandte ich mich an denjenigen, der vorhin behauptet hatte George zu sein. "Was für einen Satz habe ich dir auf Latein gesagt, als ich dich im Gemeinschaftsraum nach der Irrwichtstunde traf?"

"Dass ich mir keine Sorgen machen soll", kam es prompt. Ich tauschte einen Blick mit seinem Bruder und schüttelte grinsend den Kopf. "Mist" Wenigstens lachte er auch. "Was war es dann?"

"Das verrate ich dir doch nicht. Irgendwie muss ich euch ja unterscheiden können." Entgegen seinen Protesten ignorierte ich Fred und küsste seinen Bruder.

"Ist ja gut, ich geh ja schon", murrte Fred und ging rückwärts davon, ins nächste Abteil. Dann streckte er den Kopf nochmal hervor. "Aber nicht zu lange, ja?"

Kaum im Abteil platze ich mit den Neuigkeiten heraus.

"Meine Mutter besteht darauf, euch beide und eure Familie kennenzulernen. Mein Vater will das auch."

"Und wollen wir das?", fing Fred an.

"Definitiv nicht"

"Wann?"

"Und wo?"

"Sie denkt in den nächsten Ferien, aber zuerst einmal müssen eure Eltern zustimmen... ich meine immerhin ist meine Mutter..." Ich seufzte.

"Keine Sorge, Dad wird sie lieben."

"Und Mum auch"

"Wir haben dir doch schon gesagt, dass Dad Muggel mag."

"Also musst du dir nicht im Geringsten Sorgen machen"

"Am besten schicken wir gleich heute eine Eule zu ihnen"

"Oder einen Kauz", meinte George mit einem Blick zu Olivia die auf ihrem Käfig thronte. 

Als das Trimester anfing, ging auch das Quidditchtraining drei Mal die Woche wieder los, weshalb ich diese Abende meistens mit Luna verbrachte. Es war mir egal, wenn andere mich damit aufzogen, dass ich mich mit einer Verrückten abgeben würde. Aber manchmal wollte ich die Verantwortlichen für gemeine Beleidigungen anbrüllen, doch Luna hielt mich zurück. Es mache ihr nichts aus, sagte sie, was mich ein wenig erstaunte. In letzter Zeit hatte ich gemerkt, wie sehr es mich manchmal verletzte, wenn Montague oder seine Kollegen sich über mich lustig machten. Die Sache mit dem Irrwicht hatten sie nicht vergessen und mussten mich daran erinnern, wann immer sie mich ausserhalb des Unterrichts trafen. Meistens taten sie nur kurz so, als bekämen sie Panik sobald sie mich sahen und gingen schneller davon, spielend um Hilfe rufend. Wenn die Zwillinge bei mir waren, holten sie sich meistens Strafarbeiten, da sie in neun von zehn Fällen den Slytherinschülern etwas nachwarfen, Stinkbomben zum Beispiel, oder sie mit einem Kitzelfluch oder Schockzauber versahen. Schon oft hatte ich ihnen gesagt, sie sollen es lassen, aber sie hörten nie auf mich. Das einzige, was mich ein wenig erleichterte, dass die Sprücheklopfer noch immer nichts von George und mir zu wissen schienen, bis sie uns schliesslich entdeckten, als wir Hand in Hand vom Trainingsplatz zurück zu unserem Haus gingen und Fred neben uns herging. 

Lumina NoctisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt