Obwohl so viel Zeit vergangen war, wusste er noch genau, wie gut Jule immer geduftet hatte. Aber die Zeit hatte auch seine Wut auf Jule nicht mildern können. Jetzt klammerte er sich regelrecht daran, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.
"Versuch es trotzdem. Ich habe keine Eile.", sagte er deshalb spöttisch. Dabei war sein Blick so hart und unerbittlich wie die Steinsäulen, die sie umgaben. "Und wen wir hier erfrieren, bevor ich eine zufriedenstellende Antwort bekommen, dann ist das eben so."
"Nun, ich habe nicht vor hier zu erfrieren!", antwortete Jule ein wenig aufgebracht. "Ich will so schnell wie möglich wieder nach Hause. Ich habe noch viel zu tun, das Cottage meines Vaters auflösen, bevor ich wieder nach London zurückkehre. Außer mir gibt es niemanden, der das erledigen könnte."
"Du gehst also wieder zurück in die Stadt?", stieß Nathan zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Vor langer Zeit hast du einmal behauptet, du wolltest an keinem anderen Ort der Welt leben als hier... das du die Landschaft, das Wetter und die wilde Natur leibst und hierher gehörst. Doch offensichtlich hat London deinem wankelmütigen Wesen mehr zu bieten als unsere Gegend, Jule."
"Ich bin nicht wankelmütig! Und ich finde es hier immer noch sehr schön! In London kann man manchmal kaum atmen... zu viele Menschen, zu viel Verkehr und jeder ist in seiner ganz eigenen Tretmühle gefangen. Sollte London auch so etwas wie einen positiven Einfluss auf die Seele der Menschen haben, ist er mir bisher verborgen geblieben. Ganz anders als hier!"
"Aber irgendetwas muss dich ja dahin gezogen haben!", meinte Nathan kopfschüttelnd und bemüht ruhig zu bleiben. "Was war es ein anderer Mann?"
"Nein!" Sie sah ihn entsetzt an, wobei der Wind ihr Haar in einen goldenen Fächer zu verwandeln schien, der ihr Gesicht einrahmte. mit einer ungeduldigen Handbewegung strich sie die Strähnen weg. "Wie hätte ich denn einen anderen Mann kennenlernen sollen? Ich habe doch meine gesamte Freizeit mit dir verbracht, Nathan! Und ich wollte auch nur mit dir zusammen sein."
"Du lügst. eine andere Erklärung gibt es nicht und du hast die Gegend hier genauso leicht vergessen wie mich."
"Ich habe dich nicht vergessen. Ich würde niemals..."
Sie verstummte und Nathan verspürte den gefährlichen drang, sie in die Arme zu schließen. Vorsichtshalber wich er einen Schritt zurück.
"Keiner wollte, dass wir zusammen sind, Nathan... Weißt du noch, wie schwer man es uns gemacht hat?" Sie sprach so leise, dass Nathan sie beim dem heulen des Windes kaum verstehen konnte. "Mein Vater... deine Familie... alle haben ständig versucht und auseinander zu bringen."
"Netter Versuch Sweetheart, aber nicht überzeugend. Probier's noch mal."
"Ich war erst achtzehn! Was hätte ich denn tun können? Ich hatte keinen Einfluss und kein Mitspracherecht! Und es war immer sehr offensichtlich, dass deine Familie dich lieber mit jemanden liiert gesehen hätte, der besser zu dir passt - jemand aus deiner eigenen Schicht, nicht die Tochter irgendeines Tagelöhners in der Landwirtschaft! Glaubst du vielleicht, ich wollte warten bis du dir eine andere suchst? Ja, ich hätte dir sagen sollen, dass wir die Beziehung besser beenden und das ich weggehen will. Aber... aber ich konnte dir damit einfach nicht gegenübertreten. Wahrscheinlich hältst du mich jetzt für einen furchtbaren Feigling. Doch damals hat mich einfach alles entmutigt, auch die Art wie mein Vater mit mir umgesprungen ist."
"Das hättest du mir mal lieber erzählen sollen, anstatt mich über deine Gefühle im dunkeln zu lassen!"
"Damals war es nicht so leicht, mit dir über persönliche Dinge zu reden."
"Wieso nicht?"
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Zurück nach Irland
RomanceRaue See, Sturm über den Klippen, Schreie der Möwen. Jule ist wieder in Irland! Hier ist ihr Zuhause, hier hat sie einst bei Nathan Cunningham die Liebe gefunden. Und plötzlich steht der irische Traummann vor ihr. Er will wissen, warum sie ihn da...