12. Kapitel

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Bei der ersten Berührung begann Jules Puls zu rasen während ihre Knie ganz weich wurden. Sie legte ihm die Arme und die Taille - auch um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Nathan zog sie mit einem Ruck an sich und vertiefte den Kuss. Während seine Zunge ihren Mund eroberte, drückte er Jule so fest an sich, als wollte er jede Grenze zwischen ihnen aufheben, sie eins werden lassen.

Vor viereinhalb Jahren hätte sie ein solcher Kuss nur eine Bestimmung gehabt und sie beide hätten Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, um das Ziel zu erreichen. Aber jetzt erinnerte sich Jule schlagartig an ihre Tochter, die zu Hause bei einer Nachbarin betreut wurde und damit auch an das eigentliche Motiv ihres Besuchs. Sie wollte nicht mit Nathan schlafen, sondern ihm sagen, dass er ein Kind gezeugt hatte. Und so begann sie sich aus seiner stürmischen Umarmung zu winden.

Sofort wurde seine Enttäuschung sichtbar, durch seinen tiefen Seufzer und den enttäuschten Blick aus verhangenen jadegrünen Augen. Dann verzog er spöttisch die Lippen und meinte: "Tut mir leid, aber ich bin auch nur ein Mensch. Du scheinst immer noch die Fähigkeit zu besitzen mich im Bruchteil einer Sekunde zu erregen. Aber nachdem was zwischen und geschehen ist sollte ich gelernt haben dem zu widerstehen."

"Wir sollten über den Grund meines Kommens reden", entgegnete Jule ohne auf seine Bemerkung einzugehen. Dabei bemühte sie sich überzeugend zu klingen, obwohl sie noch ganz von dem leidenschaftlichen Kuss eingenommen war. Bebend vor Nervosität legte sie sich die Arme um dem Oberkörper und ging nun doch zum Kamin. Einen Moment sah sie ins Feuer und überlegte noch einmal, wie sie es ihm sagen wollte. Aber da gab es keine Formulierung , um die bevorstehende Aussage abzuschwächen. Deshalb sah sie Nathan schließlich direkt an und erklärte: "Ich habe ein Kind..."

Sofort waren da Verwirrung und Schock in seinem Blick und er wiederholte tonlos: "Ein Kind??"

"Ja, ein kleines Mädchen... Sie heißt Emma."

"Nun... dann hat es dir in London wohl nicht an männlicher Gesellschaft gemangelt!"

"Ich habe nie mit einem anderen Mann geschlafen, Nathan. Du bist Emmas Vater."

"Für wie blöd hältst du mich eigentlich?", rief Nathan aufgebracht und Jule dachte betroffen: Da hätte er mich auch gleich ohrfeigen können, ließ sich aber nichts anmerken.

"Ich halte dich nicht für blöd. Emma ist fast vier Jahre alt. Ich habe ihre Geburtsurkunde dabei, wenn du das Datum schwarz auf weiß sehen möchtest."

Es dauerte seine Zeit, bis Nathans Wut verblasst war. "Wenn Emma meine Tochter ist, so wie du behauptest, warum hast du dich dann nicht früher mit mir in Verbindung gesetzt? Und wenn dein Vater nicht gestorben wäre, sodass du herkommen musstest, hättest du es dann überhaupt für nötig gehalten mir von ihr zu erzählen?"

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