Epilog

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Sie fuhren durch eine Buchenallee, die im Frühjahr ein zauberhaftes hellgrünes Blätterdach entwickeln würde und Nathan parkte den Wagen vor einem eleganten georgianischen Landhaus mit einem ansprechenden, mit weißen Säulen versehenen Portal. Es war ein sehr hübsches Anwesen, dessen Besitzer sicher stolz darauf war, hier zu leben, umgeben von dichten Wäldern und grünen Auen.

"Besuchen wir jemanden?", fragte Jule auf dem Beifahrersitz stirnrunzelnd, als sie sich Nathan zuwandte. "Da hätte ich mich doch ein bisschen schick machen können."

Nicht, dass sie viele Kleider zur Auswahl gehabt hätte. Der Großteil ihrer Sachen war ja immer noch zu Hause bei Tante Lucy. Aber Jule hätte doch gerne etwas Besseres als Jeans und Pullover getragen, wenn sie schon einmal Freunden von Nathan vorgestellt wurde.

"Es gibt keinen Grund, sich schick zu machen, wo doch nur wir beide hier sind, mein Liebling", antwortete er und strahlte dabei übers ganze Gesicht.

"Ich verstehe nicht..." Sie zuckte verwundert die Schultern, während ihr bei dem Kosenamen das Herz aufging.

"Das Haus gehört mir", erklärte Nathan.

"Tatsächlich? Es ist wunderschön!"

"Man muss ein bisschen was dran machen, weil es jetzt schon eine Zeit lang leer steht. Die letzten Mieter sind Weihnachten vor einem Jahr ausgezogen. Aber ich werde es nicht wieder vermieten."

"Nein?"

"Nein." Plötzlich war er ganz ernst. "Ich gebe es dir, Jule."

"Wie meinst du das? Du gibst es mir?"

"Ich lasse es auf deinen Namen umschreiben. Es ist ein Hochzeitsgeschenk... damit du nie mehr ohne ein Zuhause bist."

Jule traute ihren Ohren nicht. Ein Haus geschenkt bekommen und dann noch so eines, war ja schon erstaunlich genug, aber es auch noch zu einem solchen Anlass zu erhalten!

"Ein Hochzeitsgeschenk, hast du gesagt?"

Er nickte und Jule konnte nicht verhindern, dass ihr Tränen in die Augen traten. Dann saß sie nur da und wischte sich immer wieder über die feuchten Wangen, zu mehr war sie vor Rührung nicht in der Lage.

Schließlich schloss Nathan sie ganz fest in seine Arme und küsste Jule. Als er danach - und es war eine ganze Weile - später den Kopf hob, lächelte er Jule verschmitzt an wie ein kleiner Junge, dem eine Überraschung gelungen war.

"Darf ich das als ein 'Ja' werten? Ich hätte dich schon vor viereinhalb Jahren fragen sollen. Aber da war ich einfach viel zu sehr mit mir und meinem Seelenfrieden beschäftigt!"

"Dich zu heiraten, habe ich mir schon immer gewünscht.. vom ersten Augenblick an. Als ich dich bei diesem Vortrag gesehen habe, wusste ich sofort, dass du der Richtige für mich bist."

"So ist es mir auch mit dir gegangen", sagte Nathan und blickte ihr tief in die Augen.

Einen Moment war er selbst so bewegt, dass Jule schon glaubte auch ihm würden gleich Tränen in die Augen treten. Dann strich er ihr mit leicht bebenden Fingern die Haare aus dem Gesicht und sah sie dabei an, als wäre sie sein Ein und Alles.

"Ich liebe dich, Jule und ich habe ganz schön lange damit gewartet, es dir zu sagen."

"Ich liebe dich auch, Nathan und diese Liebe wird ewig dauern. Da habe ich keinen Zweifel."

"Na, wenn das so ist.. können wir beide ja noch einmal ganz neu anfangen. Du hast übrigens völlig freie Hand, was die Gestaltung des Hauses betrifft. Wenn alles nach deinen Wünschen eingerichtet ist, ziehen wir ein - du, ich und Emma."

"Aber was ist mit Oak Grove?", fragte sie besorgt.

"Ich werde sicher noch hin und wieder dort sein müssen. Aber mein Bruder Ian kann mir bei der Arbeit helfen, so wie er es auch schon früher getan hat. Im Augenblick ist er auf Reisen. Doch sobald er zurückkommt, erzähle ich ihm von unserem Plan. Wir behalten das Apartment auf Oak Grove für Besuche und dann gibt es ja auch noch mein Cottage in den Bergen, wenn ich mal in Ruhe schreiben will. Doch wenn wir erst einmal verheiratet sind, ist das hier unser Zuhause - falls du einverstanden bist..."

"Ob ich einverstanden bin? Ich bin im siebten Himmel! Und dein Hochzeitsgeschenk für mich ist einfach wunderbar. Aber du sollst wissen, dass es mir egal ist, wo ich lebe, Hauptsache, ich kann mit dir und unseren Kinder zusammen sein."

Jule lehnte den Kopf an Nathans warme, breite Brust und seufzte leise, als ihr bewusst wurde, dass dies genau das Nachhausekommen war, nach dem sie sich immer gesehnt hatte.

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