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---"Die Aussicht scheint dich nicht besonders zu reizen." Nathan konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. Aber er wollte auch nicht zulassen, dass man ihm noch einmal ein Kind wegnahm – einfach so.
"Es geht nicht darum,dass es mich nicht reizen würde, nach Irland zurückzukehren", antwortete Jule jetzt leise, wobei sie leicht die Brauen zusammenzog.
"Es ist mir gerade gelungen, unser Auskommen in London zu sichern und Emma würde auch ihre Großtante schrecklich vermissen, wenn wir dort weggingen. Tante Lucy gehört zu unserer Familie, ich kann uns da nicht einfach rausreißen."
"Selbst wenn es das Beste für Emma wäre?"
"Woher willst du denn wissen, was das beste für sie ist? Woher soll ich es wissen? Als Eltern muss man oft Entscheidungen treffen, ohne sicher zu sein, ob sie wirklich richtig sind."
Als Nathan nichts dazu sagte, fügte sie hinzu: "Ich werde über einen Umzug nachdenken, aber ich kann nichts versprechen."
"Hast du vergessen, wer ich bin, Jule? Was ich meiner Tochter bieten kann? Willst ihr tatsächlich einen besseren Start ins Leben verweigern?"
"Ich würde meiner Tochter nichts verweigern, was ihr am Ende helfen würde. Aber ich muss auch an meine Situation denken, Nathan!"
"Die da wäre? Du lebst in einer großen Stadt, in der sich jeder selbst der Nächste ist.Dabei bist du alleinerziehend und versuchst, das Unmögliche möglich zu machen, indem du in einem Buchladen arbeitest!"
Während Nathan noch dabei war, den Satz zu beenden, spürte er einen Stich im Herzen. Zum ersten Mal drang in sein Bewusstsein, wie schwer es Jule tatsächlich hatte. Doch das machte ihn nur noch entschlossener, sie und ihre Tochter zu sich zu holen auch wenn er nach wie vor nicht bereit war, ihr zu verzeihen.
"Nachdem ich nun erfahren habe, dass Emma meine Tochter ist, erscheint es mir nur recht, dass ich ihren und deinen Lebensunterhalt finanziere."
"Meintest du nicht eher, du wolltest deinen Beitrag dazu leisten?" Jule fuhr sich aufgeregt durchs Haar und sah Nathan mit wachsender Bestürzung an. "Ich bin bereit, die Verantwortung für Emma mit dir zu teilen... und ich würde ihr deine Unterstützung niemals verweigern. Aber ich braucheauch ein gewisses Maß an Unabhängigkeit. Ich bin es gewohnt zu arbeiten, mich um vieles allein zu kümmern. Und das letzte Mal, als ich mich hier umgesehen habe, gab es kaum Jobs. Ich kann nicht einfach zurückkommen und zusehen, wie du alles an dich reißt und eigenmächtig Dinge entscheidest, die uns beide betreffen!"
"Ich reiße gar nichts an mich! Aber ich bin jetzt auch ein Teil von Emmas Familie, genauso wie du und deine Tante! Glaubst du, ich sehe einfach zu, wie ihr wieder abreist, obwohl ihr alle finanziellen Sorgen los wäret, wenn ihr hier bleiben würdet? Bei mir hätte Emma Möglichkeiten, diesich ihr in London niemals bieten. Du hast vorhin gesprochen, dassman im Leben seiner Kinder Entscheidungen treffen muss und nie weiß,wie es gelaufen wäre, hätte man eine Möglichkeit gewählt. Aber ist es wirklich so schwer, zwischen Armut und Reichtum zu wählen?"
Nathan atmete tief durch und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. "Die einzig vernünftigeMöglichkeit für dich besteht darin, nach Oak Grove zu ziehen. Im alten Cottage deines Vaters könnt ihr jedenfalls nicht bleiben. Als ich es gestern gesehen habe, war ich richtig erschrocken, wie heruntergekommen es ist. Bestimmt lasse ich mein Kind nicht in einer solchen Bruchbude wohnen!"
Jule sprang auf. "Es ist nicht heruntergekommen! Wie kannst du es wagen, so etwas zubehaupten? Vielleicht hat mein Dad es ein wenig vernachlässigt, schließlich musste er alles allein machen. Nach dem Tod meiner Mutter ist es für ihn nicht leicht gewesen... aber er hat sein bestes gegeben. Wir mögen arm gewesen sein, doch meine Eltern warenimmer ehrlich und haben hart gearbeitet! Es gibt keinen Grund mich für irgendetwas zu schämen. Deshalb wage es ja nicht, so überheblich aufzutreten und die Nase über mein zu Hause zu rümpfen, nur weil deine Eltern Geld haben und meine nicht!"
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Zurück nach Irland
RomanceRaue See, Sturm über den Klippen, Schreie der Möwen. Jule ist wieder in Irland! Hier ist ihr Zuhause, hier hat sie einst bei Nathan Cunningham die Liebe gefunden. Und plötzlich steht der irische Traummann vor ihr. Er will wissen, warum sie ihn da...