20. Kapitel

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Besorgt stellte Jule fest, dass der Wintertag schneller zu Ende ging als geplant und dunkle Schneeflocken aufzogen. Während Emma und Nathan draußen waren, hatte sie sich im Cottage ums Feuer gekümmert, so dass es auch weiterhin eine einladende Wärme ausstrahlte. Auf dem bequem gepolsterten Sofa war Emma nach dem Schneemannbauen neben ihrer Mutter fest eingeschlafen. Die Kälte hatte ihrem kleinen Körper doch sehr zugesetzt und die heiße Schokolade, die Nathan ihr anschließend zum Aufwärmen gemacht hatte, trug dazu bei, dass der Kleinen bald die Augen zu fielen. Man sah nur noch das gerötende Gesichtchen und das blonde Haar, das sich wie gesponnenes Gold über die blauen, roten und grünen Karos der Wolldecke ergoss.

Dabei mussten sie eigentlich so schnell wie möglich aufbrechen, wenn sie heute noch fahren wollten. Im Dunkeln den Weg nach Hause durch die Berge zu wagen, wäre heller Wahnsinn.

Einmal mehr eilte Jules Blick besorgt zum großen Panoramafenster, hinter dem es nicht nur immer düsterer wurde, sondern jetzt auch noch zu schneien begann.

Nathan hatte sie nun schon eine ganze Weile allein gelassen. Den appetlichen Gerüchen aus der Küche zu urteilen, war er in der Küche und machte etwas zu essen. Jules Magen knurrte schon. Aber Hunger hin oder her, sie würde darauf bestehen müssen, dass sie sofort aufbrachen.

Gerade als Jules beschloss, ihm das mitzuteilen, kam er ins Zimmer zurück und sein Blick fiel sofort auf das schlafende Kind.

"Das habe ich mir schon gedacht.", bemerkte er nur, trag ans Feuer und schürte die Glut, sodass kleine orangefarbende Funken aufstoben.

"Sie konnte ihre Augen nicht länger aufhalten.", sagte Jule und betrachtete Nathans Profil im Widerschein des Feuers. Jetzt kniete er sich hin und seine durchtrainierten Oberschenkelmuskulatur zeichnete sich durch die Hose ab. Die tanzenden Flammen ließen sein attraktives Gesicht wie eine furchteinflößende Maske wirken. Jule fragte sich unwillkürlich, ob sie sich nur eingebildet hatte, dass es ihr früher gelungen war, ihn aus seinen Srimmungsriefs zu holen und ihn zum Lächeln zu bringen.

Wie auch immer... noch einmal würde sie das nicht schaffen - nie wieder. Nie wieder würde sie die Fähigkeit haben, diesen Wandel bei ihm hervorzurufen. Beinah so, als wenn man eines morgens aifwacht und erfährt, dass es niemals mehr Frühling wurde und der Winter ewig dauerte.

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