Ein schwacher Versuch...

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Ein schwacher Versuch...

Oktober 2100 ~ 4 Monate nach den Hungerspielen

Ich lasse meinen Blick schweifen. Meine Hände zittern. Ich fühle mich ein bisschen wackelig auf den Beinen. Der Traum von letzter Nacht geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Dabei dachte ich, dass ich die schlimmsten dieser schon überwunden hätte.


Schließlich wurden die Albträume immer weniger, fast habe ich schon friedlich geruht. Das ist jetzt wohl wieder vorbei. Immer wieder flackern die Bilder von den Mutationen, von Rufus und der Vorstellung meiner toten Familie in meinem Kopf und Gedanken auf. Es ist unerträglich.

Die Luft ist erfrischend, jedoch recht kühl. Der Herbst neigt sich auch langsam dem Ende zu. Schon bald wird der Winter kommen. Ich bin mir fast sicher, das es Schnee geben wird. Kaum gebe ich mich wieder meinen Gedankengängen hin, kommen all diese Erinnerungen hoch. Am liebsten würde ich schreien, weinen und kotzen. Alles auf einmal, doch in den letzten Wochen ist mir eins klar geworden.

Diese ganze Sache ist nicht vorbei. Ich habe noch die Tour vor mir. Außerdem werde ich Mentorin für die Tribute sein. Es wäre nicht allzu gut, wenn ich schwächlich vor mich hin heule. So bin ich sonst auch nicht. Ich muss langsam, aber sicher wieder ich selbst werden. Einfach wieder Johanna Mason, verschlossen, jedoch recht höflich. Aber von Vorurteilen bestickt. Vielleicht wird damit alles besser.

"Johanna?", fragt eine Stimme hinter mir. Ich würde den Klang, dieser tiefen, melodischen Stimme überall erkennen. Um zu wissen das ist Blight ist, brauche ich mich nicht umzudrehen. Denn ich weiß es einfach. In den letzten Monaten habe ich mit ihm mehr Zeit verbracht, als mit sonst irgendjemanden. "Hm?"

Meine Arme sind noch immer fest vor der Brust verschränkt. Meine Zähne bohren sich in meine Unterlippe, wie schon so oft. Sie ist ganz aufgerissen. "Ich hab eine Idee...Was wir heute machen können." "Ach ja?" Blight macht es sich noch immer zur Aufgabe mich zurück ins Leben zu bringen. So langsam muss ich mir selbst eingestehen, dass es wirklich etwas bringt.

"Ja." Ich höre seine Schritte widerhallen. Auch nach den vielen Monaten kann ich mich nicht an die viel zu großen Räume gewöhnen. Manchmal ist es wirklich unheimlich, bei meinen Träumen ist das, aber auch nicht wunderlich. Da ich nicht antworte, sondern noch immer meinen Gedanken nach hänge, ergreift er nach einigen Sekunden das Wort.

"Zieh dir Sachen an in denen zu dich bewegen kannst.", verkündet er. "Ich seh dich in dreißig Minuten am See." Ich stehe noch immer am Fenster und sehe nach unten. Seine Schritten entfernen sich, die Haustür schlägt zu. Dann sehe ich wie er durchs Dorf nach neben an läuft. Er hat noch nicht Mal gefragt, ob ich einverstanden bin. Ganz dreist hat er mir einfach einen Befehl erteilt. Das sollte ich mir eigentlich nicht gefallen lassen.

Widerwillen würde jedoch auch nichts bringen. Ich meine, es ist Blight. Seine Überzeugungskraft ist beinahe erschlagend, wenn ich also nicht freiwillig kommen würde, dann würde er mich einfach davon tragen. Es dauert eine Weile, bis ich mich dazu durchringe das Fenster zu schließen und mich auf den Weg in das Ankleidezimmer zu machen.

The Survivor: Johanna Mason | THG ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt