Die Tour ~ Distrikt 4 & Distrikt 3

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Die Tour ~ Distrikt 4 & Distrikt 3

Ich sitze am Fenster des Zuges, richte meinen Blick nach draußen. Die Landschaft zieht unheimlich schnell an mir vorbei. Auch wenn ich nicht der Typ für solche Dinge bin, würde ich mir wünschen das er Zug ein bisschen langsamer fährt, sodass man wenigstens ein bisschen von der Umgebung erkennen kann. Doch ich denke das ist zu viel verlangt.

Laut dem Kapitol ist es schon eine Ehre in all den Distrikten herum reisen zu können. Ich würde am liebsten darauf verzichten und einfach wieder so leben, wie früher. Das ist zur Zeit wohl mein größter Traum, aber mir ist klar das sich dieser nicht erfüllen wird. Wieso sollte er auch? Ich bin auch nur ein Mensch, unter tausenden.

"Guten Morgen.", grüßt mich eine Stimme, dann spüre ich wie sich dieser jemand neben mich setzt. "Morgen, Blight.", murmle ich. "Hast du eigentlich nie einen Kater?" Er räuspert sich, doch ich sehe ihn noch immer nicht an. Das ist ihm sichtlich unangenehm, ebenso wie mir. Aber solche Dinge müssen eben auch manchmal ausgesprochen werden.

Blight seufzt fast unhörbar, dann atmet er geräuschvoll aus. "Geht es dir gut, Johanna?" Ich zucke die Schultern. "Wie man's nimmt. Ich glaube nicht, das dir deine Tour der Sieger gefallen hat." "Nein, hat sie nicht, aber es gehört dazu." Jetzt drehe ich mich zu ihm um. "Ach ja, stimmt. Das hätte ich fast vergessen. Es ist doch super toll, wenn dreiundzwanzig Kinder sterben. Das muss gefeiert werden." Mein Magen macht einen Hüpfer, als ich diese Worte spreche.

"Sag sowas nicht zu laut.", sagt er. "Na schön, na schön. Ich weiß, die Meinung darf man hier so oder so nicht sagen. Wie geht es dir denn?" Ich klinge nun richtig patzig, denn ich bin ziemlich wütend. Okay, das ist untertrieben. Ich könnte gerade die gesamte Einrichtung demolieren, aber das tue ich nicht. Auch wenn der Drang dazu fast unüberwindbar ist. "Sehr gut." "Pah, du Heuchler.", lache ich auf.

Er sieht mich mit zusammen gekniffenen Augen an, dann lehnt er sich nach hinten und schüttelt den Kopf. "Ich kann deine Wut durchaus verstehen, Johanna. Aber ich bin alles andere, als ein Heuchler." Seine Antwort macht mich noch ein bisschen sauerer, denn er spricht in einem vollkommen ruhigen und entspannten Ton. "Ach nein, bist du nicht?" "Nein, natürlich nicht."

Mit gehobenen Brauen verschränke ich die Arme vor der Brust und schüttle den Kopf. "Natürlich.", widerhole ich. Dabei versuche ich meine Aufregung einfach zu verbergen, da er ebenfalls so ruhig bleibt.

Ich schwinge mich hoch und fahre mir durch die Haare. "Na schön, dann betrink dich eben weiter. Wenn's hilft." Während ich diese Worte spreche, höre ich mich ziemlich provokant an, aber das macht mir nicht. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie gut es hilft." "Hm...Klar." Es macht mich so richtig wütend. Doch ich wende ihm nur den Rücken zu und verlasse das Abteil.

Gerade rechtzeitig, denn mein Vorbeitungsteam drängt dich schon im Gang, in die Richtung meines Abteils. Nachdem sie mich laut und überschwänglich begrüßt haben und mir einen guten Morgen gewünscht haben, folge ich ihnen.

The Survivor: Johanna Mason | THG ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt