Der elfte Tag ~ Weitermachen? Aufgeben? - Schmerz!

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Der elfte Tag ~ Weitermachen? Aufgeben?- Schmerz!

Es muss kurz nach Mitternacht sein, als ich aufwache. Die Hymne ist gerade verklungen. Ich drehe mich ein wenig zur Seite. Rufus liegt ein ganzes Stück weit weg. Sein Körper ist vollkommen angespannt, scheinbar sogar verkrampft. Mein Magen zieht sich zusammen. Er hätte es so viel leichter, wenn ich einfach verschwinden würde. Aber ich kann nicht! Ich bringe es einfach nicht übers Herz ihn allein zu lassen. Er soll jemanden bei sich haben...wenn er stirbt...Vielleicht stirbt er auch gar nicht. Vielleicht wird er der Gewinner der Spiele... Verdient hätte er es. Rufus hat genauso hart gekämpft wie ich.


Ich atme einmal tief durch und sehe ihn an. Dann setze ich mich auf. "Geht es dir gut, Rufus?", frage ich. Meine Stimme zittert. Ich schäme mich für meine Schwäche...Nein sogar Angst. Ich habe Angst vor Rufus. Und ja wohl, dafür schäme ich mich auch. Eigentlich schäme ich mich für alles! Sogar das ich mich in ihn verliebt habe, das er mir so wichtig ist! Wieso müssen meine Gefühle sich genau jetzt für so etwas entscheiden?

Er antwortet nicht, sondern gibt ein Grummeln von sich. Dabei kneift er seine Augen zusammen und scheint sich alle Mühe zu geben, um irgendetwas zu unterdrücken. "Rufus?", frage ich, fast schon eingeschüchtert. Wovon denn überhaupt? Ich tippe auf sein Verhalten, denn das beunruhigt mich wirklich.

"Rufus!" Sein Name hallt von den Steinen zurück. Es lässt mich zusammen zucken. Jetzt riskiere ich auch noch unser Versteck und unsere Deckung. Na super, Johanna, du bist ein wahres Genie! Er öffnet seine Augen. Ein böses Funkeln liegt ihnen. Möglichst unauffällig versuche ich nach meiner Axt zu greifen. "Sei doch noch ein bisschen lauter, du Trampeltier!", blafft er mich an. Während dessen setzt er sich so schnell auf, das ich noch ein Stückchen zurück weiche. "Ich weiß gar nicht was du hier überhaupt noch willst. Kannst du dich nicht einfach verpissen?" Ich sehe ihn ungläubig an. Bitte was? Manchmal lässt er mich wirklich sauer werden...Am liebsten würde ich ihm jetzt etwas gemeines an den Kopf werfen. Stattdessen bleibe ich einfach ruhig. Ich glaube das es ihn noch viel mehr provoziert. "Ich gehe nicht weg. Egal was du sagst."


Auch er richtet sich auf, kommt auf die Beine. "Ich will dich nicht bei mir haben!" Ich rolle mit den Augen. "Jetzt bist du derjenige der hier rumschreit!" "Ich kann dir gleich auch mal was ganz anderes zeigen..." "Ach, du kannst mich mal.", sage ich knapp. Wenn mein Herz nicht dagegen sprechen würde, würde ich jetzt sofort meine Sachen nehmen und abhauen. Wenn er mir nicht so wichtig wäre, dann könnte er mir wirklich einfach den Hintern küssen und Staub fressen. Aber nein! Er muss mir viel zu viel bedeuten.

"Jaa, dann hau endlich ab!" Es ist zwar ein großes Risiko, aber ich gehe trotzdem näher an ihn heran. "Und was ist wenn nicht?" Diese sonst so schönen grünen Augen sehen mich böse an, auf seinen Lippen liegt ein erschreckend böses Lächeln. Ich kann mir vorstellen wie Blight jetzt im Kapitol sitzt und am liebsten schreien würde: "Johanna, sei doch nicht dumm! Renn einfach weg! Dann kannst du gewinnen!" Jedoch fühle ich mich auch jetzt noch zu Rufus hingezogen... Ich kann einfach nichts dagegen tun.

Auch Rufus kommt mir erschreckend nahe. Es dauert nicht einmal zwei Sekunden, da sind unsere Gesichter genau voreinander und wir funkeln uns wütend an. "Ich an deiner Stelle hätte ganz große Angst und würde den Mund halten.", höhnt er. Ich grinse. "Klar, du bist ja auch ein Idiot." Nun zieht sich ein Lächeln über sein Gesicht. Es macht mir keine Angst. Denn es ist nicht dieses böse, störrische Lächeln. Nein, es ist das typische Rufus Lächeln. Das mit dem er mich immer angesehen hat, nachdem wir uns geküsst haben.

The Survivor: Johanna Mason | THG ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt