Wie konnte das alles nur passieren?

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Harleen legte auf und starrte das Mobiltelefon in ihrer Hand an. Es gab ein seltsames Bild ab wie sie da stand, das Mobiltelefon in der Hand, mit ihrem grauen Bleistift Rock und dann oben rum nur mit einem dunkelroten BH bekleidet.
Sie merkte langsam wie ihr kalt wurde und begann zu zittern.
Es war ziemlich frisch in dieser Zelle.
Hätte Sie doch nur ihren Arztkittel an gehabt.

Plötzlich stand Joker direkt vor ihr mit nacktem Oberkörper und hielt ihr mit seiner unversehrten Hand sein Insassen T-Shirt hin.
Sie starrte ihn überrascht und verwundert an.

“Ihnen ist kalt. Mir nicht. Ziehen sie es sich an“ sagte er tonlos und wackelte mit besagtem T-Shirt vor ihrer Nase herum.
Zögerlich nahm sie es entgegen und murmelte leise “Danke“.
Er fuhr sich mit seiner Hand durch die Haare und knurrte, dann ging er zu seiner schmalen Pritsche und legte sich hin.
Er sah mitgenommen und noch blasser aus als sonst.
Nichts desto trotz, sein tätowierter nackter Oberkörper war ein schöner Anblick. Das musste Harleen zugeben.

Sie merkte, dass sie ihn anstarrte und zog sich rasch das Shirt über. Es roch nach ihm und sie sog seinen Duft ein.
Vorsichtig schaute sie erneut zu ihm hinüber. Seine verletzte Hand ruhte auf seiner Brust, die andere Hand hatte er unter seinen Kopf gelegt. Er beobachtete sie.

Harleen merkte wie sie rot anlief und drehte sich weg von ihm. Sie hörte sein leises Lachen. Stattdessen hatte sie nun den toten Jace im Blick. Sie starrte ihn an und fragte sich selber, wie das passieren konnte.

Sie weiß nicht wie lange sie so da gestanden war bis sie die Schritte hörte. Harleen drehte sich um in Richtung Glaswand / Tür und sah Dr. Sharp, einen der Sanitäter aus dem Krankenflügel sowie mehrere Wachmänner auf sie zulaufen.
Sie straffte ihre Schultern und machte sich auf das was nun folgen sollte gefasst.

“Dr. Quinzel“ sagte Sharp etwas atemlos als er vor der jungen Ärztin stehen blieb. Er musterte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
“Was ist hier passiert? Ich erwarte antworten!“ sagte er und schaute sie erwartungsvoll an.
“Und wieso in Gottes Namen haben sie das Shirt vom Joker an?!“

Harleen hatte ihrem Vorgesetzten alles berichtet. Sie hatte natürlich ihren Aussetzer im Freien sowie Details des Gesprächs mit dem Joker ausgelassen, aber sie hatte ihn über Jace Flynns Entwicklung berichtet.

Sie hatte sein besitzergreifendes Verhalten bei ihrem letzten Besuch beim Joker besonders hervorgehoben. Und dann erklärt, dass sie ihrerseits eine seltsame Vorahnung hatte in dem Moment als sie auf den Fahrstuhl wartete der einfach nicht kam und feststellte, dass auch der Wachmann nicht kam.

Sie hatte erzählt wie sie zurück gegangen war und dieser Wachmann aber nicht mehr da war. Wie sie durch die Schleuse trat, denn Gang entlang lief und den Joker rufen hörte, dass er ihn doch töten solle.

Ab hier lies sie erst einmal nichts aus und beschrieb wie sie den Wachmann vom Joker wegzog. Und wie dieser dann durchgedreht war und versucht hatte sie zu töten. Und der Joker sie gerettet hatte, wodurch es zu seiner Messerverletzung kam und sie in Notwehr Jace Flynn schließlich tötete.

Und sie erklärte auch warum ihre Bluse nun dem grünhaarigen die Hand zierte und sie sein Shirt an hatte.
Sie hatte einfach alles erklärt, nur ein paar J-Details ausgelassen.
Und nun wartete sie auf Dr. Sharps Reaktion. Er hatte die ganze Zeit über nichts gesagt und auch sonst keinerlei Reaktionen gezeigt.

“Nehmen sie den Joker mit auf die Krankenstation und schaffen Sie die Leiche hier raus“ sagte Sharp nach einem kurzen Moment.
Harleen sah zu wie der Sanitäter gemeinsam mit mehreren Wachmännern den Joker aus der Zelle geleiteten. Der Joker wirkte relativ vergnügt, auch wenn sein äußeres Erscheinungsbild immer noch recht mitgenommen aussah.

Sharp wartete bis sowohl der Joker als auch der tote Jace Flynn aus dem Raum waren. Erst dann, als sie alleine waren, wand er sich erneut Harleen zu.

“Dr. Quinzel“ versuchte er mitfühlend zu sagen. “Das ganze klingt zugegebenermaßen nach einer unglaublichen Geschichte, aber ich glaube Ihnen. Welchen Grund hätten sie schließlich mich anzulügen.“
Harleen atmete erleichtert aus.
“Es muss ihnen furchtbar gehen nachdem Sie, natürlich in absoluter Notwehr, einen Menschen getötet haben. Aber sehen wir es einmal positiv“ sprach er und klatschte sich in die Hände.
'Positiv? Was war denn daran positiv? Ist der etwa auch irre?' fragte sie sich augenblicklich.
“Das ganze hat die Verbindung zwischen Ihnen und den Joker noch weiter gestärkt! Genau genommen müssen wir Mr. Flynn dafür fast dankbar sein!“ sprach Sharp seine Gedanken aus.
'Jop. Noch ein Irrer. Na super' dachte sie sich nur und versuchte gekünstelt ein zustimmendes Lächeln aufzusetzen. Es war vielmehr eine Grimasse, doch es schien dem Anstaltsleiter zu genügen.

Anschließend hatte er sie nach Hause geschickt mit der Anweisung die nächsten Tage daheim zu bleiben und sich zu erholen.
So kam es, dass sie schließlich endlich um kurz vor Mitternacht die Auffahrt zu ihrem Haus hinauf fuhr.

Sie stellte das Fahrzeug ab und ging die Stufen zu ihrer Eingangstür hinauf. Sie war so fertig, sie wollte nur noch ins Bett.

.....

Harleen hörte den Joker schreien und rannte den Gang entlang. Als sie an seiner Zelle ankam sah sie gerade noch wie Jace ihm die Kehle aufschlitzte. Leblos fiel J zu boden und ihre Kehle schnürte sich zu. Dann drehte sich Jace zu ihr um, mit einem irren Grinsen im Gesicht.
“Du bist spät, lass uns essen gehen!“ sagte er und kam mit erhobenem Messer auf sie zu. Starr vor Angst blieb sie bewegungslos stehen. Schließlich stand er direkt vor ihr, riss das Messer in die Luft um es ihr dann in die Kehle zu rammen. - Das war der Moment in dem Harleen keuchend und schweißgebadet aufwachte.

Es war bereits hell draußen und sie schaute auf die Uhr. Es war 9 Uhr morgens. Sie beschloss also langsam aufzustehen.

Als sie kurze Zeit später frisch geduscht im Morgenmantel in der Küche stand und dabei war sich ihr Frühstück zuzubereiten klingelte es an der Tür. Sie legte das Messer aus der Hand, mit welchem sie gerade dabei war eine Tomate für ihr Omlett klein zu schneiden, und ging zur Tür. Sie öffnete diese und vor ihr stand - niemand. Irritiert schaute sie sich um, doch es war weit und breit niemand zu sehen. Sie wollte sich gerade wieder umdrehen und ins Haus gehen, als ihr auffiel dass vor der Tür etwas auf dem Boden abgelegt war.
Sie beugte sich hinab und hob den Gegenstand auf. Es war eine Rose mit einer Notiz:

Wir wissen wohl, was wir sind, aber nicht, was wir werden können
- J

Mad love - The BeginningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt