Überraschungen 2.0

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Sie stand noch immer unter der Dusche und lies das kalte Wasser über sich laufen, als sie ein Klopfen hörte. Doch sie reagierte nicht. Sie schaute einfach nach oben zum Duschkopf und lies das Wasser an sich hinunter laufen. Das Klopfen wurde immer energischer, doch sie verharrte weiter an Ort und Stelle. Egal wie lange sie unter dem kalten Wasser stand, das mittlerweile schon so kalt war, dass es sie schmerzte, und sie am ganzen Körper zitterte vor kälte, sie wurde Harley nicht los. Sie trällerte die ganze Zeit in ihrem Kopf, ununterbrochen. Nicht einmal als die Tür mit einem lauten Krachen zu Boden ging zuckte sie zusammen. Sie stand weiterhin da, starrte in die Luft und das Wasser mischte sich in ihrem Gesicht mit ihren Tränen.

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J stand schnaufend in der Tür, vielmehr nun auf der Tür, und starrte Harleen, die regungslos in der Dusche stand, fassungslos an. Nachdem er nach einer Stunde, in der er sich halbwegs beruhigt hatte, nach ihr gesehen hatte und anhand des Wassers, das er aus dem Badezimmer gehört hatte, geschlossen hatte, dass sie duschte, war er eine Stunde später erneut vorbei gekommen um nach ihr zu sehen. Doch als er noch immer das Wasser gehört hatte wusste er, dass etwas nicht stimmte. Und so stand er nun hier, auf der Tür die er so eben gewaltsam eingetreten hatte und starrte die Frau fassungslos an. "Was zur Hölle" sagte er und packte sie am Arm, doch sie reagierte nicht. Er spürte das eisige Wasser und knurrte. War diese Frau denn nun völlig verrückt?

Erst als er das Wasser abdrehte neigte sie ihren Blick nach unten und schaute ihn an. Er sah ihre Tränen, ihre geröteten Augen. Mechanisch hob sie ihre Hand um das Wasser wieder aufzudrehen, doch J war schneller. Er umfasste ihre Hand und zog sie aus der Dusche. Sie war eiskalt und zitterte, dennoch versuchte sie erneut in die Dusche zu gelangen und das Wasser aufzudrehen.

Er schob sie wenige Zentimeter von sich weg und hielt sie an den Schultern fest um sie anzuschauen. Sie schaute ihn nicht an, sie starrte auf den Boden, zitternd und weinend. "Sie verschwindet einfach nicht" murmelte sie und hielt sich die Hände an die Ohren. "Sie soll gehen" schrie sie nun. J kam nun gar nicht mehr mit. Unsanft umfasste er mit einer Hand ihr Kinn und zwang sie ihn anzusehen.

"Was redest du da, Weib?" fuhr er sie an. Endlich schaute sie ihn an. Sie nahm ihre Hände von den Ohren und legte sie stattdessen an Jokers arm, nicht um seine Hand von ihrem Kinn zu entfernen, sondern um sich an ihm festzuhalten. "Harley. Sie verschwindet einfach nicht. Mach, dass sie weg geht Mr. J, mach, dass sie verschwindet." flehte sie.

Nun verstand er sie, oh wie gut er sie doch verstand. Er lies ihr Kinn los und schob ihre Hände von seinem Arm. Sie starrte ihn an, die Augen weit aufgerissen. Noch immer flossen Tränen ihre Wange hinunter. Und dann fing J an zu grinsen. Dies war genau der Punkt gewesen, an dem er sie haben wollte. Dies war der Moment, indem sie anfing dem Wahnsinn zu verfallen. Zwar aus anderen Gründen wie von ihm zuvor einmal geplant, aber das Ziel war erreicht. 

Er fing an zu lachen. Sein schönstes, wahnsinnigstes Lachen erfüllte den Raum. Er sah genüsslich zu, wie sie ihn anstarrte aus einer Mischung aus Angst und Unverständnis.  Er packte sie erneut an den Händen, um sie dann zu drehen. Er zog sie aus dem Badezimmer, hinaus in das geräumigere Schlafzimmer, und wirbelte sie herum. Er zwang sie mit ihm zu tanzen während er weiter lachte. Und nach einer kurzen Zeit spürte er wie sie sich veränderte. Wie ihre Haltung sich veränderte. Und dann hörte er sie ebenfalls lachen. 

Er hatte sie an dem Punkt an dem er sie haben wollte. Es fehlte nicht mehr viel bis sie dem Wahnsinn ebenso verfallen würde wie er es tat. Und er wusste schon genau was er tun musste, damit sie ihre eigene wahnsinnige Natur akzeptieren würde. Und dann, das sagte er sich immer wieder, dann würde er sich ihrer entledigen. Denn wenn er sein Ziel mit ihr erreicht hatte, dann gab es keinen Reiz mehr, keinen Grund mehr, sie noch länger um sich zu halten. Sie überhaupt am Leben zu erhalten. 

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Sie wusste nicht wie viel Zeit seit ihrem kleinen Tanz mit J vergangen war, doch in der Zwischenzeit war sie, abgesehen von dem Negligé wieder vollkommen getrocknet. Sie erinnerte sich nur noch dunkel daran, dass sie sich, nachdem J gegangen war, in das Bett verkrochen hatte und dabei wohl erneut eingeschlafen sein musste.

 Sie merkte, wie es sie leicht fröstelte und schaute sich erneut im Zimmer um. Sie ging an den großen Schrank ohne zu wissen, was sie genau hoffte dort zu finden. Doch sie hätte in diesem Moment alles angezogen um aus diesen nassen Sachen rauszukommen.

Sie staunte dann aber nicht schlecht als sie den Inhalt des Schrankes betrachtete. Er war gefüllt mit allerlei Klamotten für Frauen. Und zufälliger weise schienen sie auch alle die passende Größe für sie zu besitzen. Sie nahm sich, neben der Unterwäsche die sie zu ihrer Erleichterung ebenfalls im Schrank fand, eine schwarze Leggings sowie ein rotes Korsagen ähnliches Top heraus. Kurz nachdem sie sich angezogen hatte hörte sie ein leises Geräusch. Erneut stand ihr der Joker gegenüber.

Er schien sie einen kurzen Moment zu beobachten, lies seinen Blick über ihren kompletten Körper gleiten, dann umspielte ein Grinsen seine Lippen. Er streckte ihr die Hand entgegen. Nach kurzem Zögern reichte sie ihm die Hand und wurde prompt von ihm davon gezogen. Sie vermutete zunächst er würde sie erneut zu Mitchell bringen, doch diesen Gedanken verwarf sie als sie einige Treppen hinab stiegen. Sie wusste zwar nicht mehr genau in welchem Zimmer dieser Irre am Stuhl festgebunden rumsaß, doch sie wusste mit Sicherheit, dass er sich im selben Stockwerk wie sie befunden hatte. Nach einiger Zeit blieb J vor einer Tür stehen und schaute sie erwartungsvoll an.

"Ich habe ein Geschenk für dich" sagte er mit funkelnden Augen und deutete ihr die Tür zu öffnen. Sie zögerte kurz und verspürte für einen Moment ein ungutes Gefühl. Doch dann übernahm erneut Harley die Oberhand und sie lächelte vergnügt. Mit Schwung und funkelnden Augen öffnete sie die Tür, ein erfreutes Grinsen auf den Lippen. Der Raum war dunkel und nur das Licht aus dem Gang, welches durch das öffnen der Tür in den Raum strömte, erhellte mit einem schmalen Streifen den Raum. Sie blinzelte ein paar mal, dann sah sie ihr Geschenk und augenblicklich weiteten sich ihre Augen vor Schreck. Harley war für den Moment verschwunden und Harleen übernahm wieder ihren eigenen Körper. Auf dem Boden lag ein ziemlich schwer verletzter Mann, den sie sofort erkannte.

"Wie?" fragte J lachend als er den Raum betrat und ihre Reaktion genau musterte. "Freust du dich denn nicht? Ich dachte du würdest dich freuen, wenn ich dir deinen doch so treuen Freund herbringen lassen würde." Sie schluckte, denn mit der Art und Weise wie J diese Worte sprach traf er sie schwer. Vor ihr lag der Mensch, der diesen erneuten Albtraum erst ermöglicht hatte, der aber eigentlich ihr bester, ihr einziger, Freund war. "Nick" flüsterte sie mit rauer Stimme.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 09, 2018 ⏰

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