Schweigen

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Harleen erwachte aus ihrem unruhigen und mit Alpträumen geplagten Schlaf. Seit der Sache mit Jace Flynn hatte sie keine Nacht mehr ohne Alpträume verbracht. Nun träumte sie auch noch von Michael Mitchell. Es waren Träume die so real waren, die so nah an dem dran waren was passiert war, dass es Harleen schwer fiel zu erkennen, dass dies nur Träume gewesen waren, dass sie sicher auf ihrer Couch in ihrem Zuhause lag. Sie schaute auf ihr Handy das neben den 24 Anrufen in Abwesenheit auch die aktuelle Uhrzeit anzeigte: Es war 3 Uhr morgens. Sie hatte also noch Zeit bis ihr Wecker klingelte. Sie stand auf und ging aus dem Wohnzimmer hinaus, die Treppen hinauf und betrat ihr Schlafzimmer. Dort angekommen wechselte sie kurz von ihren Klamotten in ihr Schlafshirt und verkroch sich augenblicklich in ihr Bett. Innerhalb wenigere Minuten war sie auch schon wieder eingeschlafen.

Als schließlich ihr Wecker klingelte erwachte Harleen aus einem traumlosen Schlaf, wofür sie sehr dankbar war. Nachdem sie sich im Bad soweit zurecht gemacht hatte stand sie leicht ratlos vor ihrem Kleiderschrank. Sie fühlte sich unwohl bei dem Gedanken einen Rock zu tragen. Diesem Mitchell zu viel Haut zu zeigen. Also griff sie zur Abwechslung zu einer blauen engen Jeans und einer blauen Bluse. Sie lies das Frühstück aus, sie verspürte einfach keinen Hunger. Wenn man genauer darüber nachdachte hatte Harleen in den letzten Tagen allgemein nicht viel gegessen. Doch verübeln konnte man ihr diese Appetitlosigkeit bei all dem was momentan passierte auch nicht.

Pünktlich um 8 Uhr kam sie auch heute wieder in Arkham an. Unterwegs hatte sie kurz angehalten um sich einen Kaffee to Go mitzunehmen, welchen sie nun in ihrer linken Hand hielt. Ihre rechte Hand schmerzte noch immer. Sie sollte die Hand bei Gelegenheit mal einem Kollegen auf der Krankenstation zeigen.
Sie ging wieder zielstrebig in ihr Büro und fuhr den PC hoch. Sie schaute auf ihren heutigen Plan und konnte zu ihrem Bedauern keine Veränderung auf diesem vorfinden. Außer einen erneuten Termin mit Dr. Sharp. Wahrscheinlich ging es um den Zwischenfall mit Michael Mitchell. Harleen seufzte. Doch sowohl ihr Termin mit dem Joker am Vormittag als auch ihr Termin mit Mitchell am Nachmittag standen weiterhin auf ihrem Plan. Sie fluchte leise vor sich hin. Sie wollte Mr. J sehen. Und doch wollte sie ihn nicht sehen. Und auf Michael Mitchell konnte sie, wenn es nach ihr ginge, komplett verzichten. Doch leider ging es nie nach dem was sie wollte. Vielleicht würde sie ja Sharp in ihrem Termin davon überzeugen können, dass es besser wäre sie würde einen anderen Patienten übernehmen. 

Pünktlich um halb neun betrat sie das Gesprächszimmer mit ihrem Kaffee in der Hand. Auf das Klemmbrett verzichtete sie dieses mal direkt. Auch dieses mal saß der Joker bereits auf seinem Stuhl, seine Hände hinten an der Jacke befestigt, als sie das Zimmer betrat. Doch dieses Mal grinste er sie nicht an wie die anderen Tage als sie den Raum betreten hatte. Er starrte auf den Tisch. Er schaute erst auf, als sie ihren Kaffee abstellte und sich auf den Stuhl ihm gegenüber setzte. Es war fast so als ob er in Gedanken versunken gewesen war.

J starrte sie an. Und sie blickte kühl zurück. Sie würde nicht mehr schwach werden vor ihm. Sie würde sich nicht mehr von ihm einwickeln, sich auch nicht mehr provozieren lassen. Das hatte sie sich fest vorgenommen. "Wie geht es dir heute, Mr. J?" fragte sie und schaute ihn an. Leider klang ihre Stimme nicht so sicher und fest wie sie es erhofft hatte. Es war eher ein flüstern gewesen. J deutete ein Lächeln an, das war aber schon alles was in seinem Gesicht passierte. Der Clown und die Psychiaterin schienen heute beide nicht mehr sie selber zu sein.

"Wie geht es einem Mann schon, der in diesem Drecksloch hier festsitzt?" fragte er und hob eine Augenbraue. "Man lebt so vor sich hin, Doc." Harleen wusste nicht warum, aber es versetzte ihr einen Stich, dass er sie nicht mit ihrem Vornamen ansprach. Dass er sie nicht einmal direkt namentlich ansprach. Und sie verstand nicht warum. Sie nahm bewusst einen Schluck von ihrem Kaffee um sich zu sammeln. 'Harleen' redete sie auf sich selber ein. 'Bleib professionell, er ist nur ein Patient. Nicht mehr, nicht weniger'. Ja sie wusste das ja, aber es war leichter gesagt als getan. Sie spürte dieses Kribbeln wenn sie ihm nahe war. Dieses verlangen ihm noch näher sein zu wollen. Und auch wenn er sie verletzt hatte, sie immer wieder verletzen würde. Auch wenn sie wusste er könne sie töten. Sie kam nicht gegen den Herzschlag an der sich beschleunigte sobald sie an ihn dachte, der stolperte sobald sie ihn sah. Und doch versuchte sie krampfhaft sich und das, was auch immer in ihr vorging, unter Kontrolle zu halten.

Mad love - The BeginningWo Geschichten leben. Entdecke jetzt