Kapitel 101

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Erzählersicht:
Schnell bewegten sich die zwei Gestalten durch die Nacht, darauf bedacht keine Spuren zu hinterlassen die darauf hinwießen welchen Weg sie eingeschlagen hatten. Der Mond stand hoch oben am Himmel und dessen Sichel führte sie durch die Finsternis der Nacht. Kein Laut erklang, nur das leichte Rascheln ihrer Kleidung war hier und da wahrzunehmen und so setzten sie ihren Weg weiter fort, um ihre Beute sicher zu ihrem Unterschlupf zu bringen. Das Mädchen, welches sie den Vampiren entrissen hatten, war noch immer ohne Bewusstsein und wurde von den Armen des Älteren sicher gehalten. Sie war wie ein Schlüssel zur Macht und er war angetan darüber, dass dieser durch Zufall in seinen Schoß gefallen war. Sein Bruder hatte ihm von diesem Mädchen erzählt und wie köstlich ihr Blut roch, doch konnte er seine Begeisterung darüber weniger teilen, war sie in seinen Augen nichts weiter als ein Mensch. Doch als dieser davon sprach wie es war ihr Blut zu trinken, konnte er sich in einem schwachen Moment einfach nicht zügeln, wurde er schnell hellhörig. Sein Bruder war mehr als nur entzückt, schon beinahe komplett verfallen und wenn er eines sagen konnte, dann das dies in all den Jahrhunderten noch nie vorgekommen war. Es war einfach anders, als wenn er sonst Blut zu sich genommen hatte, konnte sein Bruder von nichts anderem mehr sprechen. Eines Abends war dieser auf Streifzug gegangen und hielt sich in der Nähe des Anwesens auf, indem die Vampire lebten. Sie hatten vor Monaten ihre Chance vertan die Macht an sich zu reißen, wurde die Person, welche diese ihnen hätte geben können, getötet und das bevor sie ihren Nutzen erfüllen konnte. Doch hatten sie dennoch die Vampire weiterhin beobachtet, wollten sie über künftige Entscheidungen informiert sein. So kam jene Nacht, wo der jüngere der zwei Brüder erneut das Anwesen der Vampire beobachtete und schlussendlich "sie" das erste Mal sah. Er lag gerade dösend auf der Mauer welche das Anwesen der Vampire umgab, darauf bedacht seine Aura zu verschleiern, als etwas seine Aufmerksamkeit erregte. Ein süßer Geruch stieg ihm in die Nase und er hob leicht ermüdet den Kopf, um diesen in den Nacken zu legen. Er hatte seine Wolfsform angenommen und begann neugierig zu schnüffeln um jede noch so kleine Einzelheit des Geruchs auszumachen. Man hätte denken können, dass etwas Simples dazu führte das er auf "sie" aufmerksam wurde, doch war dies nicht der Fall. Es war nicht ihr Aussehen, noch der Klang ihrer Stimme welches seine Aufmerksamkeit erregte, nein, es war der Geruch ihres Blutes, welchen er nun wahrnahm und der seine Neugierde weckte. Er streckte für einen Moment seine vier Pfoten von sich und drückte seinen Rücken durch, während er müde gähnte und seine Zunge dabei herausstreckte. Er schüttelte kurz seinen Körper, bevor er nun von der Mauer sprang. Er schnüffelte für einen kurzen Moment, als er schon ihre Witterung aufgenommen hatte. Schnell ging er diesem für ihn so verführerischen Duft nach, der zu einem anderen Anwesen führte welches an dem der Vampire angrenzte. Der Wald, in dem er sich aufhielt um der Aufmerksamkeit der Vampire zu entgehen, erstreckte sich selbst hier. Er hatte dieses Anwesen in den letzten Monaten schon des öfteren durchquert und es überraschte ihn das der Geruch von hierher kam, war es doch bislang unbewohnt. Er kam zu der Villa welche sich auf dem Grundstück befand und nahm nun noch andere Gerüche wahr. Es roch hier noch stärker nach Blut, doch war es nicht jenes welches er gerade wahrgenommen hatte. Wieder streckte er seine Nase in die Luft und versuchte die Witterung aufzunehmen. Als ihm dies gelang setzte er seinen Weg schnell fort, doch nahm er nun noch etwas anderes war. Er hörte verschiedene Stimmen, welche durch die Nacht hallten, doch konzentrierte er sich weiterhin auf den süßen Geruch der ihn bis hierher geführt hatte. Er schlüpfte schnell und beinahe geräuschlos durch das Unterholz, der Spur des Duftes folgend. Doch blieb er nun abrupt stehen, als er ihre Präsenz wahrnahm... die der Vampire! Sein Fell sträubte sich sogleich, während er angewiedert die Nase rümpfte, widerte ihn der Gestank dieser an. Auch wenn sein Instinkt ihm dazu riet nicht weiterzugehen, riskierte er es erkannt zu werden, konnte er einfach seine Neugierde nicht ignorieren. Langsam schlich er sich an, wollte er es vermeiden das sie ihn bemerkten, doch schienen sie zu sehr abgelenkt um dies auch nur ansatzweise tun zu können. Er legte sich flach auf den Boden, geschützt von Sträuchern und kleinen Büschen und sah nun zu den sechs Vampiren. Diese standen verteilt um eine kleinere Gruppe Sterblicher, die fluchend und komplett außer sich vor Wut anfingen mit ihren Waffen auf die Vampire zu schießen. Diese waren jedoch zu schnell, zu mächtig als dass solch Kugeln, abgefeuert von der zittrigen Hand eines Menschen, sie hätte treffen können. Die vier sterblichen Männer waren bei weitem unterlegen und so dauerte es nicht lange, dass die Vampire mit ihnen kurzen Prozess machten. Doch beteiligten sich nicht alle an diesem Massaker. Es waren die Drillinge, welche die Männer töteten, während die anderen mit genügend Abstand einfach nur dabei zuschauten. Die Flüche verstummten, bis nur noch deren Blutgeruch die Nacht erfüllte. Die Überreste der Männer waren über den Boden verteilt, doch hatte er nur Augen für eine Person... ein Mädchen. In dem Moment wo er sie sah, war ihm bewusst das dieser süße Geruch, der ihn hierher geführt hatte, von ihr ausging. Sie hatte lange dunkelbraune Haare, die ihre schon so recht blasse Haut noch heller wirken ließ. Sie war eindeutig ein Mensch und der Gedanke, dass ein solch süßer Geruch von einem Sterblichen ausgehen konnte, faszinierte ihn. Er wollte sie haben, sie besitzen, stand es nur ihm als Gründer zu, über solch schönes Blut zu verfügen! Doch musste er dabei zusehen wie die Vampire sie mit sich nahmen und dieser Umstand machte ihn wütend. Doch hatte er keine Wahl, als dies zu dulden, wusste er das sein Bruder dagegen sein würde wenn er jetzt eigenmächtig handelte. Der Drilling mit dem Hut nahm sich ihrer an und hob sie nun hoch, während der andere, welcher einen Teddy in den Armen hielt, ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche zog. Er begann irr zu lachen, als er eine Flamme erschienen ließ, die sich wie von Geisterhand lila verfärbte. Er warf das Feuerzeug, dessen Flamme nicht mehr erlosch, auf die Überreste der Toten damit diese sie verschlingen konnte. Keiner der Vampire bemerkte das sie beobachtet wurden und so machten sie sich daran zu ihrer Limousine zurückzukehren, die der junge Wolf oben am Straßenrand ausmachte. Er stand nun auf, als sie mit seiner Beute davonfuhren und sah für einen kurzen Augenblick dem sich immer weiter entfernenden Fahrzeug nach. Doch lief er nun zu den Überresten der Menschen, deren Geruch nach verbranntem Fleisch in seine Nase stieg, warum er sich kurz angewidert schüttelte. Er wusste das die Vampire bald zurückkehren würden um auch das andere Fahrzeug, welches er ebenfalls oben am Straßenrand ausmachte, zu beseitigen. Das war dann wohl auch die einzige Sache, welche die Vampire mit ihnen gemeinsam hatten. Sie beseitigten ihre Spuren und alles was auf ihre Existenz hindeutete, damit kein Sterblicher je von ihnen erfahren würde. Etwas was ihm seit Jahrhunderten störte, war er doch der Meinung das sie, die Gründer, über die Welt herrschen sollten, waren die Menschen nur Mittel zum Zweck und am Ende nicht viel mehr als Nahrung. Aber dennoch lebten sie wie Schatten ihrer selbst in der Finsternis verborgen und fernab von den Sterblichen, obwohl man sagen musste, dass die Vampire ein gutes miteinander gefunden hatten um unter ihnen zu leben. Doch würde dies nie für ihn in Frage kommen, verbot sein Stolz ihm einfach diese doch so kleine Schwelle zu überschreiten. Nie würde er sich versteckt unter ihnen aufhalten, wenn dann nur erkennbar als das was er war, ein Gründer. Es gab jetzt für diesen Moment nichts weiter was er hätte ausrichten können, warum er sich dazu entschied den Rückzug anzutreten. Noch einmal sah er zu den verkohlten Überresten bevor er sich nun gänzlich abwandt um zurück und hinein in den Wald zu laufen der ihm Deckung und Sicherheit versprach. Kurz kam der Gedanke in ihm auf, dass sie sein Geruch wahrnehmen könnten wenn sie erstmal zurückgekehrt wären, doch schüttelte er diesen schnell wieder von sich, würde der Gestank nach verbrannten Fleisch wohl gerade alles überdecken. Schnell lief er zurück zu dem Ort, wo er momentan mit seinem Bruder lebte nachdem sie aus ihrem Gefängnis ausgebrochen waren. Es lag gar nicht mal so weit entfernt von dem Anwesen der Vampire, doch hatten weder sie, noch ihr heuchlerischer Vater, davon bislang Kenntnis genommen. Diesen Umstand hatten sie wohl der Macht seines Bruders zu verdanken, war er es am Ende der einen magischen Schutzkreis um das Anwesen legte, welcher ihre Auren verschleierte. Schnell durchbrach er die unsichtbare Mauer und spürte, wie sich sein Fell nun regelrecht aufstellte, war es als würde ein leichter elektrischer Schlag seinen Körper durchziehen. Er rannte immer weiter, überbrückte die letzten Meter welche zwischen ihm und dem Anwesen standen. Er trat nun vor das große metallische Tor, welches von hohen Mauern umschlossen wurde, die das Anwesen umgaben. Er blickte hinauf und wie auf ein stummes Zeichen hin öffnete sich das Tor und gewährte ihm somit Einlass. Er passierte es, welches sich nun sofort hinter ihm wieder verschloss und setzte so seinen Weg weiter fort. Er hatte die Eingangstür nun fast erreicht und begann sich in seine eigentliche Form zurück zu verwandeln. Ein Gedanke daran reichte, dass er schon spürte wie sich sein Körper veränderte. Seine Knochen bildeten sich regelrecht zurück und verkleinerten sich Stück für Stück, was sich darin bemerkbar machte das sich sein Kiefer zurückbildete, seine Pfoten zu Fingern wandelten, sowie seine Hinterläufe zu Füssen. Er knurrte, war es nicht ganz schmerzlos für ihn, doch richtete er sich nun wankend auf um seine Wirbelsäule durchzudrücken. Immer mehr wandelte sich seine wölfische Form zu der eines Mannes. Sein Fell verschwand nun gänzlich, so dass nur seine Haut noch übrig blieb. Er stöhnte schwer vor Schmerz und sackte für einen Moment erschöpft, sich auf seine Hände stützend, zu Boden. Doch beruhigte er sich immer mehr, wodurch er sich nun langsam aufrichtete. Er war nackt von Kopf bis Fuß, doch störte dieser Zustand ihn nicht weiter, war er durch all die Jahrhunderte mittlerweile daran gewöhnt. Er hatte sich bis auf ein Detail komplett zurückverwandelt und seine wahre Gestalt wieder angenommen. Normalerweise war das Verwandeln weniger schmerzhaft, doch je länger diese anhielt um so intensiver war es für ihn. Es gab Momente wo er den Schmerz ausweichen und sich einfach nicht mehr zurückverwandeln wollte, doch würde dies sein Bruder nie dulden, ja, ihn am Ende sogar zur Vernunft zwingen. Wiederum wollte er die Freiheit, die Wildheit welche er als Wolf verspürte, nicht missen. Er entschloss das er für die Zukunft das richtige Maß zwischen den Verwandlungen finden musste, wenn er dem Schmerz entgehen wollte. Doch war ihm auch klar, dass er sich dies in all den Jahrhunderten nicht nur einmal vorgenommen hatte. Er akzeptierte das sein Bruder das Oberhaupt seiner Familie war, stand seiner Stärke und Macht nichts entgegen, doch war er für sein Wolfsrudel wie der Alpha, interessierte sich sein Bruder nicht sonderlich für das Verwandeln in andere Formen. Er war es, der das Rudel im Sinne seines Bruders lenkte und ihm gefiel diese Stellung und Anerkennung, welche er dadurch erfuhr. Doch egal wie sehr er auch das Leben als Wolf schätzte, so sehr liebte er es auch danach ein langes, warmes und vor allem erholsames Bad zu nehmen. Darum teleportierte er sich binnen Sekunden in sein Badezimmer um sich ein warmes Bad einzulassen. Doch war er nicht allein, stand dort an der Badewanne eines der Dienstmädchen, welches das Leben hier von seinem Bruder und ihm um einiges vereinfachte. Sie sah aus wie ein normales Mädchen, doch war sie ursprünglich eine Wölfin gewesen, welche sein Bruder zu diesem bezaubernden Etwas verwandelt hatte. Sie hatte lange weiße Haare, während ihre Augen goldend schimmerten und war auch so recht ansehnlich. Als sie ihn nun bemerkte lächelte sie sanft und verbeugte sich sogleich vor Ehrfurcht.

Diabolik Lovers ~ Wenn die Finsternis dich zerstört / Band IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt