Ich war so unendlich glücklich, dass mein Vater endlich wieder da war. Er war drei Monate unterwegs in Mittelerde gewesen, um Neuigkeiten zu beschaffen. Auch wenn wir am A**** der Welt lebten, wir blieben immer noch ein Teil von ihr und fühlten uns verpflichtet, auch noch einen Teil zu leisten. Da mein Vater sich in einen riesigen schwarzen Hund verwandeln konnte, war er es meistens, der sich unbemerkt unter die Menschen mischte und sich umhörte.
"Golai, alter Freund, tauchst du hier auch mal wieder auf!" Tuin der Krieger gesellte sich zu uns. "Ja Tuin, und ich fürchte, ich bringe schlechte Kunde" "Aber, aber, bevor du uns mit schlechten Nachrichten die Stimmung vermiest, wird erst einmal gefeiert! Es ist alles vorbereitet, das ganze Dorf freut sich! Das kannst jetzt nicht ablehnen." Unterbrach Tuin meinen Vater. "Also gut" gab Golai sich geschlagen, "aber danach muss ich dringend eine Versammlung einberufen!" Erst jetzt schien den beiden Männern aufzufallen, dass ich auch noch hier war. "Lucy geh doch noch eine Runde in den Wald, während wir noch was besprechen. Unentschlossen blieb ich noch einen Augenblick stehen und ging dann kurz ins Haus. Wenn Vater schlechte Nachrichten hat, kann es ja nicht schaden, die Kampftricks noch mal aufzufrischen. Ich ging auf mein Zimmer und fischte unter meinem Bett meinen Bogen mit Köcher und ein Schwert, das ich von Regan einmal bekommen hatte, heraus. Ich hatte immer noch meine Trainingssachen von heute morgen an. Einen braunen Wams, eine bege Leggins, dunkelbraune Armschoner, die bis auf meinen Handrücken reichten. Und noch meine treuen Lederschuhe, ebenfalls dunkelbraun. Gerade als ich das Haus wieder verlassen wollte, rief meine Mutter mich zu ihr. "Lucy, komm bitte pünktlich zum Fest und wenn du unterwegs ein paar hübsche Blumen findest, bring die doch mit!" "Kann's nicht auch ein Reh sein?" Fragte ich etwas genervt zurück, ich ging lieber jagen, als Blümchen zu pflücken. Ein warnender Blick von meiner Mutter reichte, ich seufzte und ging hinaus. In Menschengestalt spazierte ich zum Wald und atmete die frische Luft des Waldes ein. In einem Wald kam ich immer zur Ruhe und konnte gut nachdenken, da ich hier immer einen freien Kopf bekam. Unbewusst hatte ich den Weg zum Meer eingeschlagen. Da der Wald sehr nah am Meer endete, lief ich bis zum Wasser und folgte gedankenverloren dem Strand, bis ich zu der Stelle kam, an der der Brandywein (auch Baranduin genannt) sich mit dem Meerwasser vereinte. Ich lief noch ein Stück, bis das Wasser wieder süß wurde und ich mich ans Ufer kniete und etwas Wasser trank. Ich wollte gerade noch eine Hand voll Wasser zu meinem Mund führen, doch mitten in der Bewegung stockte ich und begann mein Spiegelbild zu betrachten. Ich sah ein Mädchen, welches sich ihre Kastanienbraunen Haare zu einem losem Zopf nach hinten gebunden hatte, so dass man ihre leicht spitz zulaufenden Ohren nicht sah. Ihre Augen waren ungewöhnlich grün. 'Smaragdgrün' sagte meine Mutter.
Aber ich wandte mich wieder meinen Ohren zu, ich war die einzige in unserem Dorf, die solche Ohren hatte. Oft wenn ich alleine war, dachte ich darüber nach. Meine Eltern hatten mir erklärt, dass in meinen Adern etwas elbisches Blut floss, das ich anscheinend von meiner Großmutter hatte, die eine Halbelbe gewesen war. Die elbischen Gene hatten aus unerklärlichen Gründen meinen Vater 'übersprungen'. Früher war ich gehänselt worden, weil ich anders war und heute fragte ich mich, ob es ein Segen oder doch eher ein Fluch war, ewig zu leben. Alle anderen, die ich kannte würden früher oder später sterben und nur ich würde hier verweilen. Alle meine Freunde, alle die ich liebte würden mich verlassen und ich konnte nichts tun.Ein Stein spiegelte die Sonne, so das ich aufblickte. Ich hatte die Zeit komplett vergessen! In einer halben Stunde sollte das Fest losgehen. Ich verwandelte mich in den Tiger und jagte durch den Wald nach Hause. Kurz bevor ich den Waldrand erreichte, erinnerte ich mich an die Blumen und schwenkte noch mal nach links ab. Auf der Blumenwiese verwandelte ich mich und pflückte schnell noch ein paar Blumen und rannte dann zurück zum Dorf, drückte meiner Mutter im Vorbeigehen die Blumen in die Hand und verschwand im Haus, um mich umziehen. Die Waffen landeten auf dem Bett, währen ich mich schon über meinen Kleiderschrank hermachte. Von Kleidern hielt ich nicht besonders viel also zog ich mir eine dunkelgraue Leggins und eine hellblaue Bluse an.
Als ich dann aus dem Haus trat wartete meine Mutter schon auf mich und schien mit meiner Kleiderwahl einigermaßen zufrieden zu sein. Sie wusste, das es zwecklos wäre, mich dazu zu überreden ein Kleid anzuziehen oder meinen Dolch abzulegen. Den Dolch hatte ich mir an einen kleinen Gürtel gehängt, der um meine Hüfte lag.
Auf dem Dorfplatz war die Feier schon im vollen Gange und einige Leute tanzten zur Musik. Ich ging brav mit meiner Mutter in die Menge und sagte allen 'Hallo', obwohl wir uns jeden Tag sahen. Mein Vater saß mit einigen Männern zusammen und sie redeten und tranken. Ich ging kurz zu ihm nahm einen Schluck aus seinem Becher und umarmte ihn kurz. Da ich keine sonderlich große Lust zum tanzen hatte, und Regan mit Nila einen Tanz nach dem anderen hinlegte, zog ich mich etwas an den Rand des Geschehens zurück. In Gedanken versunken betrachtete ich die Menge und plötzlich fiel mir auf, dass alle da waren, auch diejenigen, die eigentlich als Wachen eingeteilt waren.
Und wer bewacht jetzt das Dorf und die Grenzen?
Überlegte ich mir. Wie auf Kommando, zu meinem Gedanken, brach plötzlich Panik im Dorf aus.
Erstickte und angstvolle Schreie füllten die Stille, die für einen Moment geherrscht hatte. Alle strömten auseinander, einige verwandelten sich, und so war es ein einziges Chaos aus Tieren und Menschen. Die Angreifer konnte ich nicht sehen, sah aber wie Schwerter blitzten und Pfeile flogen.
Höchstwahrscheinlich Menschen dachte ich mir, die könnten wir besiegen, wenn wir bewaffnet und nicht überrascht worden wären. Verflucht wir müssen uns schnell organisieren sonst haben wir ein gewaltiges Problem! Ich griff nach meinem Dolch, immerhin war der noch da. Sobald meine Hand das Heft umfasste wurde ich ruhig. Um einen Überblick zu bekommen, kletterte ich schnell auf das Dach eines kleinen Hauses und versuchte die Situation zu erfassen. Als ich oben war sah ich, dass auf dem selben Dach ein Mann lag, der mit einer Armbrust in die Menge zielte oder genauer gesagt auf Nila. Mir einer flinken Bewegung war ich über ihm und hatte ihm mit dem Dolch den Garaus gemacht. Dadurch ging der Pfeil daneben und ich sah Nila mit schmerzverzerrtem Gesicht zu 'meinem' Dach aufblicken. Flieg weg! Formte ich stumm mit meinen Lippen und in der nächsten Sekunde erhob sich ein weißer Schwan aus der Menge und flog nah an mir vorbei, sodass ich den Streifschuss an der Schulter sehen konnte. Ich wendete mich wieder dem Kampf zu, denn inzwischen hatten einige Krieger verstanden, was hier vor sich ging und kämpften als Tiere gegen die Angreifer. Ich sah noch einige weitere Menschen auf umliegenden Dächern liegen und nahm mir den nächsten vor. Mit der Armbrust meines ersten Feindes, schoss ich den nächsten ab und kletterte dann auf dessen Dach, da er Pfeil und Bogen besessen hatte. Mit einem Bogen konnte ich nunmal besser umgehen als mit einer Armbrust. Ich richtete mich auf, legte den ersten Pfeil ein und zielte. In der Bewegung wurde mir erst bewusst, dass ich dabei war Menschen zu töten, Menschen die vielleicht auch eine Familie hatte, welche Zuhause auf sie wartete. Aber ein Schrei von unten ließ mich alle Bedenken vergessen und ich ließ den Pfeil aus der Sehne schnellen.
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Krallenspuren |Herr der Ringe ff| Legolas
FanfictionLucy ist eigentlich ein ganz normales Mädchen, oder auch nicht. Sie gehört dem letztem Gestaltwandler-Stamm an, der seit vielen Jahren zurückgezogen, in einem einsamen Wald in Mittelerde lebt. Außerdem ist Lucy eine Halbelbe. Als ihr Dorf angegriffe...