Panik

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Ruggero P.O.V

,,Nein! Lass ihn in Ruhe! Ich tue alles! Aber bitte lass ihn in Ruhe!", schrie Karol bettelnd, worauf sie auf ihre Knie fiel. Ihre Augen waren blutrot und angeschwollen. Sie so zu sehen, verpasste mir einen Stich ins Herz.

Der Blick des Mannes, welcher mir noch immer unbekannt war, wanderte von Karol zu mir.

,,Eine süße Freundin hast du da, nicht? Sieh sie dir an.", sprach er mit einem abwertenden Ton. Mein Kiefer spannte sich an.

,,Sie sind doch alle gleich. Zerbrechlich und schwach. Sie würde ihr Leben für irgendeinen Mann geben." Die Art wie verabscheuend er sie anguckte war zu viel für mich.

Ich ballte meine Fäuste, bevor ich ihm am Hals packte und gegen die Wand drückte.

,,Hör mal zu. Ich hab weder eine Ahnung, wer du bist, noch was du mit Karol zu tun hast. Aber spreche niemals wieder so über meine Freundin. Und glaub mir, auch ich würde mein Leben für sie geben. Weil ich sie mehr als alles in dieser Welt liebe. Liebe. Etwas, was du scheinbar nicht kennst.", fauchte ich ihn an.

Meine Worte passten ihm überhaupt nicht. Er versuchte vergebens meinem Griff zu entkommen, bis er mir mit voller Wucht in meinen Magen schlug. Ich ließ ihn los und krümmte mich. Von hinten tritt er mir ins Schienbein, was dazu führte, dass ich zu Boden fiel.

,,Rugge!", rief Karol, worauf sie auf mich zu rannte. Sie kniete sich vor mich und nahm mein Gesicht in ihre sanften Hände. Ein Lächeln schmückte ihre Lippen, jedoch schrieen ihre Augen Besorgnis und Angst.

,,Es tut mir leid.", entschuldigte sie sich plötzlich. Ich schaute sie verwirrt an.

,,Was tut dir-"

,,Ich liebe dich mehr als mein Leben, Idiot." Sie näherte sich meinem Gesicht und legte ihre Lippen sanft auf meine. Als wir uns lösten, schaute ich in ihr schwach lächelndes Gesicht, bis sie auf einmal verschwand.

,,Karol!"

Ich schreckte auf.

,,Es war nur ein Alptraum.", beruhigte ich mich selber, vergrub mein Gesicht in meinen Händen und schloss nochmal kurz die Augen.

Ich seufzte aus und starrte für eine Zeit lang in die Leere. Mein Blick wanderte zu dem Platz neben mir, wo eigentlich Karol liegen sollte. Verwirrt ging ich zum Badezimmer in der Hoffnung, dass sie dort sein würde.

,,Karol?", rief ich ihren Namen auf dem Weg ins Bad. Keine Antwort.

Ich öffnete die Tür und musste feststellen, dass sie nicht dort war. Ich ging zurück ins Zimmer und schaute auf mein Handy.

,,Keine neuen Nachrichten. Keine verpassten Anrufe."

Wenn sie zu Mamá gegangen wäre, hätte sie mir geschrieben oder mich geweckt und Bescheid gesagt.

Verzweifelt schweifte mein Blick in alle Richtungen und blieb in der Ecke hängen, wo mein Koffer stand. Jedoch fehlte da was. Karols Koffer. Ich lief zum Schrank und öffnete diesen. All ihre Klamotten waren weg.

Ist sie einfach abgehauen? Nein. Karol würde sowas nicht tun.

Voller Panik nahm ich mein Handy und rief Karol an.

,,Bitte geh ran. Bitte." Ich kniff meine Augen zusammen, wobei ich darauf wartete, dass sie abnahm.

,,Ihr Gesprächspartner ist zurzeit nicht er-" Ich schmiss das Handy auf das Bett, fuhr mir durch die Haare und fluchte.

,,Ich liebe dich mehr als mein Leben, Idiot."

Ich hörte ihre Stimme. Als wäre es nicht nur ein Traum gewesen. Als hätte sie es wirklich zu mir gesagt. Meine Augen weiteten sich. Mein Traum hatte eindeutig etwas mit der jetzigen Situation zu tun.

Es kann kein Zufall sein, dass ich sowas träume und Karol auf einmal wirklich verschwunden ist.

Der Traum spielte sich nochmal in meinem Kopf ab. Ich sah diesen unbekannten Mann und seine abwertenden Blicke. Und dann schoss mir das Bild von Karol in den Kopf. Ihre glasigen, roten Augen. Sie hatten ihren Glanz verloren. Trauer, Angst und Schmerz ersetzten die Freude und Liebe in ihren Augen.

,,Scheiße!", schrie ich und boxte mit meiner Faust gegen die Wand.

Was soll ich tun? Soll ich Karols Mamá Bescheid sagen?

Valentina und Carolina!

Ich lief auf meinen Laptop zu und öffnete Skype. Karol war zum Glück noch angemeldet. Ohne zu überlegen drückte ich auf „Gruppenanruf" und wählte Carolina und Valentina. Noch nichtmal zehn Sekunden später nahmen sie ab.

,,Kar-, warte. Du bist nicht Karol." Beide schauten mich verwirrt an und warteten darauf, dass ich was sagte.

,,Karol ist weg.", schoss es unüberlegt aus mir raus. Eine Zeit lang herrschte Stille. Doch dann fingen sie beide an zu lachen.

,,Ihr seid ja so witzig. Na los Karol, komm aus deinem Versteck.", lachte die Brünette und wartete gespannt auf Karol.

,,Ich mein es ernst! Sie ist weg! Verschwunden! Ihre Klamotten sind auch nicht mehr hier!"

Das Lachen verging ihnen. Fassungslos schauten mich beide am Bildschirm an. Da keiner von ihnen was sagte, entschloss ich mich dazu, ihnen von meinem Traum zu erzählen.

,,Es hat sich so echt angehört. Als hätte sie es in diesem Moment, wo ich es im Traum hörte, in Realität gesagt.", erzählte ich ihnen, wobei sie mir gespannt zuhörten. Mit jedem Wort das ich sagte, schienen sie immer panischer zu werden.

Stille.

Beide verloren Tränen, jedoch waren sie so still, dass ich mein rasendes Herz klopfen hörte.

,,Wir finden sie. Wir werden sie finden.", brach ich die Stille, worauf sie mich hoffnungsvoll anguckten.

,,Ihr müsst mir aber eins versprechen. Sagt niemandem was davon. Auch Karols Mutter nicht. Ich will es ihr selbst sagen. Es ist meine Verantwortung.", sagte ich ruhig, wobei sie nickten. Gerade wollte ich auflegen.

,,Ruggero? Danke. Karol hat wirklich Glück dich zu haben.", stoppte Valentina mich und lächelte traurig.

,,Ich hab Glück sie zu haben.", erwiderte ich, ebenfalls leicht lächelnd.

,,Ich hab Angst. Was ist, wenn wir sie n-nicht finden?", stotterte Carolina und fuhr sich durch die Haare.

,,Man kann mir alles nehmen, nur nicht sie."

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Neues Kaptitel!🎉

Wie gefällt euch das Kapitel?
Wen hat Rugge in seinem Traum gesehen?
Werden sie Karol wirklich finden?
Werden Carolina und Valentina ihr Versprechen halten?
Was passiert derzeit mir Karol?

Ich hab euch lieb!
Eure Aurora❤️

Gefühlschaos || RuggarolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt