Mut

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Karol P.O.V

Langsam öffnete ich meine Augen. Ich versuchte aufzustehen, jedoch ohne Erfolg. Ich hatte einfach keine Kraft mehr. Mein Mund war trocken und mein Magen knurrte. Abgesehen von Hunger und Durst, plagten mich unerträgliche Schmerzen. Mein ganzer Körper schmerzte.

Nach einigen Versuchen, schaffte ich es letztendlich doch mich aufzusetzen. Ich lehnte mich an die Wand und starrte in die Dunkelheit. Die Halle spiegelte in diesem Moment mein Inneres wider. Kalt, leer und dunkel. So dunkel, dass ich nicht einmal meine eigene Hand vor meinem Gesicht erkennen konnte.

Ich atmete verzweifelt aus, was aufgrund der Kälte dazu führte, dass eine Dampfwolke meinem Mund entkam. Ich beobachtete ruhig, wie sich die Wolke in der eisigen Luft auflöste.

Auflösen. Genau das tat mein Leben gerade. Alles löste sich auf. Meine Träume. Meine Wünsche. Und das allerschlimmste; meine Hoffnung. Die Hoffnung hier raus zukommen. Die Hoffnung Mamá, Rugge und meine Freunde wiederzusehen. Die Hoffnung jemals wieder glücklich zu werden.

Wie heißt es doch so schön? Ohne Hoffnung gibt es kein Morgen.

Ich starrte in die Dunkelheit und spürte das vertraute brennen in meinen Augen. Ein verzweifeltes Lachen entkam meiner trockenen Kehle gefolgt von einer, wie ein Diamant glänzender Träne. Sie fand ihren Weg über meine Wange nach unten auf den harten Boden, wo sie schließlich zersplitterte.

Ich halte das nicht mehr aus.

Ich fuhr mir durch die Haare, wo ich dann unkontrolliert meine Fingernägel in meine Kopfhaut rammte. Ich kniff meine Augen zusammen. Mein Herz begann zu rasen. Ich hatte das Gefühl, es würde mir jederzeit aus meinem Brustkorb springen. Ich zitterte. Angefangen bei meinen Händen bis hin zu meinem ganzen Körper. Ich öffnete meine Augen Stück für Stück, schloss sie allerdings sofort wieder, da sich alles um mich herum drehte. Meine Kehle schnürte sich zu. Langsam und qualvoll. Panik überkam mich.

Auf einmal drang ein grelles Licht in den Raum, welches allerdings nach einer Sekunde wieder erlosch. Mit jedem Schritt, welche sich mir näherten, versuchte ich meine Atmung, sowie meinen Körper zu kontrollieren.

Kontrolle. Als dieses Wort in meine Gedanken schoss, entkam mir ein ein verzweifeltes und gleichzeitig enttäuschtes Lachen. Ich hatte in jenem Moment nichts unter Kontrolle. Nicht meinen Körper, nicht meine Gedanken. Nichts. 

,,Da freut sich aber jemand mich zu sehen.", hörte ich seine dreckige, nervtötende Stimme.

Ich erwiderte nichts. Meine Augen waren überall, nur nicht bei ihm. Ich würdigte ihn keines Blickes.

,,Ach Töchterchen, komm zu Papá."

Ich brauchte ihn nicht anzusehen, um zu wissen, dass er sein lächerliches Grinsen auf dem Gesicht trug, während er diese Worte aussprach.

Ein verächtliches, schwaches Lachen entkam mir.

,,Kannst du auch etwas anderes?", fragte ich ihn, wobei mein Kopf langsam zu ihm hoch glitt. Keine Antwort. Nur ein verwirrter, fragender Blick.

,,Aufziehen, provozieren und dumme Sprüche machen. Das kannst du. Spuckst laute Töne, setzt aber nichts davon um. Leere Worte. Du willst mich verletzen? Du willst mein Leben ruinieren? Wo sind die Taten dazu? Tu es. Ich hab keine Angst vor dir. Guck mich an. Ich habe alles wichtige in meinem Leben bereits verloren, dank dir. Ich hab nichts mehr zu verlieren. Also los. Oder soll ich dir diese Arbeit auch noch abnehmen? Du willst dir doch nicht die Finger schmutzig machen, richtig? Jedenfalls wäre das der einzig erklärbare Grund, warum du deine großen Versprechungen nicht umsetzt. Oder ist es doch die Angst, die dich davon abhält mir was anzutun? Die Angst, dass dich irgendwer erwischt und du wieder hinter Gittern landest? Apropos hinter Gittern. Wie war es so? Schön? Schöne Räumlichkeiten, gutes Essen?", provozierte ich, wobei ein Grinsen nun mein Gesicht schmückte.

Geschockt schaute mein Vater mich an.

,,Bereite dich schonmal drauf vor. Denn im Gegensatz zu dir, haben meine Worte eine Bedeutung und sie werden in die Realität umgesetzt.", warnte ich ihn, während ich langsam aufstand und mit langsamen Schritten auf ihn zuging. Ich schaute ihm tief in die Augen. Mein Blick war abwertend.

,,Ich komme hier raus. Ob alleine oder mithilfe einer Person, von der du es wahrscheinlich niemals erwarten würdest. Ich komme raus und das würde für dich das Ende bedeuten, lieber Papá. Ich schwöre es."

Ich stand ihm nun gefährlich nah, mein Blick blieb trotzdem standhaft. Ich sah, wie er mit jedem Wort, welches ich aussprach, die Kontrolle seiner Atmung verlor. Sein Kiefer war angespannt.

Er öffnete kurz seinen Mund, als würde er etwas sagen wollen, schloss diesen allerdings wieder. Er senkte seinen Blick, schüttelte seinen Kopf und verließ erneut die Halle.

Plötzlich sackte ich zusammen. Meine Beine verloren ihre Kraft. Ich fiel auf meine Knie. Es schien als wäre all mein Mut, zusammen mit meinem Vater, durch die Tür verschwunden. 

,,Hilf mir, Rugge."

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So, wer hätte das denn bitte erwartet? Nach drei Jahren ein neues Kapitel.. Ich hätte selbst nicht gedacht, dass ich diese Geschichte weiter schreibe. Aber ich konnte das nicht so stehen lassen. Ich hoffe trotzdem, dass euch das Kapitel gefällt! Ich gebe mir Mühe, diese Geschichte bald zu Ende zu bringen.

Gibt es überhaupt noch Leser, die diese Geschichte seit Beginn an kennen? Das würde mich echt interessieren.

Bis bald, mit einem neuen Kapitel!
Eure Aurora🌸

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 20, 2021 ⏰

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Gefühlschaos || RuggarolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt