Die Gefangenschaft

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Kaltes Metall liegt auf mir.
Oder liege ich auf dem Metall?
Ich versuche mich zu bewegen, aber mein Körper will nicht. Meine Arme fühlen sich an, als wären sie aus Blei. Ich denke, ich liege bequem. Ganz sicher bin ich mir da aber nicht, da ich nicht spüre, wie ich liege. Eigentlich spüre ich gar nichts. Rein gar nichts.
Panik steigt in mir auf und mein Herz klopft wie verrückt. Mein Herz!
Ich kann mein Herz klopfen spüren.
Also bin ich noch am Leben. Oder fühlt es sich so an, wenn man tot ist? Dumpf. Taub. Und doch lebendig? Ich erschrecke bei dem Gedanken, dass es von nun an für immer so sein wird. Das akzeptiere ich aber nicht.
Ich spanne meinen ganzen Körper an und versuche mit aller Kraft mich zu bewegen oder wenigstens etwas zu spüren.
Nach gefühlten Stunden fühle ich den Zeigefinger meiner rechten Hand. Er kribbelt lästig, aber ich kann ihn spüren!
Nach gefühlten Tagen kann ich meinen rechten Arm bewegen. Ich fühle, wie mir  Schweißtropfen über den Nacken rollen. Als sich die Hälfte meines Körpers einigermaßen wieder normal anfühlt, atme ich erleichtert aus.
Ein stechender Schmerz zieht sich über meine Schläfen.
Langsam öffne ich meine Augen und kämpfe gegen den Drang an, sie direkt wieder zu schließen.
Grelles Licht lässt mich fast erblinden, also lege ich die flache Hand über meine Augen. Nachdem sich meine Augen an das Licht gewöhnt haben, entferne ich meine Hand und sehe ich mich um.
4 weiße Wände. In der Mitte ein glänzender Tisch. Darauf ein Mädchen.
Ich lasse meine Fingerspitzen über das kalte Metall fahren. Glatt. Ohne furchen oder Kratzer.
1. Regel: Keine Panik.
2. Regel: Mache dich mit deiner Umgebung vertraut.
Vorsichtig richte ich mich auf, was das Drönen in meinem Kopf nur verstärkt. Ich gehe nicht darauf ein, stehe auf und laufe zu einer der Wände.
Vorsichtig lege ich meine rechte Hand auf die Wand. Sie sind aus Beton, weiß bemalt.
Danach laufe ich einmal die Wände ab, vielleicht finde ich eine Fluchtmöglichkeit. Und tatsächlich: An der dritten Wand, die ich begutachte ist eine Einbuchtung. Ein Ausgang. Aber auch dieser weiß bemalt, als wolle man ihn vertuschen.
Mit schmerzenden Muskeln drücke ich gegen das große Viereck.
MeineGlieder streiken, was ich gekonnt ignoriere. Aufgeben kommt ganz sicher nicht in Frage!
Stumm schmeiße mich mit dem ganzen Gewicht dagegen. Ein dumpfer Schlag und weitere Schmerzen in meiner Schulter. Sonst nichts.
Schnell atmend schaue nach oben. Das grelle Licht lässt mich direkt Farbflecken sehen, die ich direkt versuche, wegzublinzeln. Ohne darüber nachzudenken klettere ich auf den Tisch und richte mich auf. An die Decke komme ich nicht ran, dafür ist die Decke zu hoch. Vorsichtig springe ich nach oben und berühre kalten Beton.
Niedergeschlagen setze ich mich auf den Tisch nieder. Nach einem langen Moment erhebe ich die schmerzenden Arme und atme nochmal tief ein.
Konzentriert schließe ich die Augen und versuche Wasserstoffmoleküle zu finden.
Außer die gewohnten in meinem Körper und die in der Luft ist nichts. Die Wände schirmen alles ab.
Es gibt keinen Ausweg - Diese Erkenntnis trifft mich hart.
Erst kommt die Verzweiflung und dann die Angst.
Wie kochendes Wasser tröpfelt die Erinnerung des letzten Tages in meine Gedanken.
Letzten Tages?  Oder ist es schon länger her?
Woher soll ich das wissen.
Ich ermahne mich, langsam zu atmen. Panik bringt mir gar nichts.
Wie in Zeitlupe lasse ich mich auf den kalten Tisch fallen.
Ich lasse meinen Gedanken freien lauf und sehe dabei an die Decke. Ist Sam auch eingesperrt? Möglich.

Nervös klopfe ich mit meinen Knöcheln auf meine glänzende Liege.
Dog. Dog. Dog.
Mein Atem und das Klopfen sind die einzigen Geräusche, die den Raum erfüllen. Wie in Trance klopfe ich weiter, wie lange, weiß ich nicht. Ich möchte mich nur auf etwas konzentrieren können, sonst werde ich noch verrückt. Irgendwann fange ich an, die Klopfer zu zählen, die im gleichen Rythmus meines Herzschlags schlagen.

Bei 2469 höre ich auf zu zählen. Mittlerweile hat der Tisch unter mir meine Wärme gespeichert. Darüber habe ich mir keinegroßen Gedanken gemacht, in den Minuten - Stunden? - in denen ich hier schon eingesperrt bin. Mir ist nicht kalt. Da fällt mir ein, dass ich ja Starks Termojacke trage. Ruckartig setze ich mich auf und reiße sie mir vom Leib. Dass ich daran nicht früher gedacht habe! Der Chip!

Ich weiß es noch, als sei es gestern gewesen, als ich den ersten Prototyp angezogen habe. Steve lag Tony damit in den Ohren, einen Peilsender einzuarbeiten, damit ich sicher bin. Hektisch drehe und wende ich die Jacke, bis ich sie so in den Händen halte, dass ich auf den unteren Rücken schauen kann. Sofort verflüchtigt sich das Hochgefühl, welches gerade noch meine Brust ausgefüllt hat. Ein rießiges Stück wurde aus der Jacke gerissen. Genau das Stück, in dem der Peilsender eingearbeitet wurde. Nur mit Mühe kann ich die Tränen verdrängen, die sich bereits in meinen Augenwinkeln ausbreiten. Trotzig werfe ich die Jacke auf den Boden und lege mich wieder flach auf das Metall.
Verloren starre ich die weiße Decke an, während meine Beine und Arme kraftlos vom Tisch herunterbaumeln.
"Und gefällt es dir hier? Ich habe mich sehr angestrengt!" Eine tiefe Stimme reißt mich aus meiner Trance und schlagartig stehe ich auf meinen Füßen.
Loki lehnt sich entspannt an eine der Wände und lächelt, die Arme locker in einander verschränkt.
Ich versuche gelassen zu wirken. Es bringt schließlich nichts, wenn er von meiner Aussichtslosigkeit Kenntnis nimmt.
"Woher wusstest du nur, dass ich eher der schlichte Mensch bin?", eine große Welle Sarkasmus schwemmt neben den Worten aus meinem Mund.
Er stößt sich leicht von der Wand ab und schlendert mir gelassen entgegen.
Darauf bedacht, dass er es nicht mitbekommt, erhebe ich hinter meinem Rücken die rechte Hand.
Ich spüre nicht mehr und nicht weniger Wasseranteil in diesem Raum, wie als Loki noch nicht hier war.
Also wieder ein Trugbild. War ja klar.
"Hach, ist das nicht schön? So in trauter Zweisamkeit.", er klingt erfreut.
Langsam lasse ich meine Hand sinken. Ich versuche nicht zu verbergen, dass ich weiß, dass er nicht persönlich hier ist.
"Und ich dachte, ich würde Eure Majestät endlich mal persönlich begegnen. Enttäuschend"
Diese Worte scheinen ihn zu amüsieren.
"Weißt du, ein großer König lässt sich nie bei seinem gemeinen Volk blicken. Vor allem nicht, wenn es gefährlich sein kann." Nun steht er direkt vor mir. Selbstbewusst schaue ich in seine Augen. Das strahlende Blau-Grün funkelt mir schelmisch entgegen.
"Sorry, aber mein König bist du leider nicht.", gelangweilt zucke ich mit den Schultern.
Sein Blick wandert langsam über mein Gesicht, zu meinem Hals.
Ich bewege mich kein Stück und starre ihn weiter an.
Mir wurden Geschichten über ihn erzählt. Oh, und die Invasion in New York habe ich natürlich auch mitbekommen. Zu dieser Zeit war ich noch im Camp und ziemlich abgeschirmt vom Rest der Welt.
Thor hat immer wieder versucht, ihm zu erklären, dass er ihn wie einen Bruder liebt, dass er sein Bruder ist. Aber Loki hat alles, was er hatte mit Füßen getreten. Die Menschen - Ääh Asen- , die ihn aufgezogen hatten, verspottet und gehasst.
"Wisst ihr, hoher Lord, Menschen, wie meine Wenigkeit, brauchen Essen und Trinken zum Überleben."
Loki hebt sofort seinen Blick. Er sieht aus, als hätte ich ihn aus einen Gedanken gerissen, aber mal ehrlich: ist mir doch egal! Ich will hier raus. Aber erstmal habe ich Hunger.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, flimmert die Gestalt von Loki kurz auf und verschwindet.
Na toll!
Ich suche noch einmal den Raum ab und lege mich enttäuscht wieder auf den Tisch.
Und wenn wir schon dabei sind, dass ich etwas fordere, eine Matratze wäre auch nicht schlecht!

Because i am the Monster parents tell their children about at Night? (Loki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt