Woche 1, Tag 2

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Am nächsten Tag wurde ich als Erste wach. Auf meinem Handy sah ich, dass es erst kurz nach halb 8 Uhr war. Da ich nicht mehr müde war, beschloss ich trotzdem aufzustehen. Mit wenigen Handgriffen schnappte ich mir frische Unterwäsche und den dunkelblauen Stoff des Schulpullis. Ich begab mich in das minimalistische Badezimmer, um zu duschen. Das Wasser war kühl und fühlte sich gut an auf meiner Haut. Ich summte leise die Melodie eines Liedes, während ich mir meine Haare wusch. Als ich fertig war, schlüpfte ich in die Unterwäsche und den Pulli. Ich kämmte meine Haare und wickelte sie dann in einen Handtuchturban. Dann putze ich mir die Zähne, während ich, immer noch summend, im Zimmer begann meine Taschen auszupacken. Die hölzerne Kommode vor meinem Bett war rasch gefüllt und zufrieden schob ich die leeren Taschen unter das schmale Bett.

Billie war inzwischen auch wach und blinzelte mir verschlafen, mit halb geöffneten Augen, entgegen. Stöhnend legte sie einen Arm auf den Kopf und fluchte leise. "Wie spät ist es?"

Ich zuckte mit den Schultern. Plötzlich hörten wir ein leises Klopfen an der Tür zu unserer Hütte. "Was?!", schrie Billie und drückte sich das Kissen auf den Kopf. Sie war einfach kein Morgenmensch. Ich verkniff mir ein Lachen.

Als ich allerdings hörte, wie sich die Tür öffnete, sprintete ich ins Badezimmer. Ich hatte schließlich keine Hosen an. Peinlich berührt schloss ich die Badezimmertür und lehnte mich gegen sie. Gegenüber von mir befand sich der Spiegel. Ich sah lustig aus, den Mund voller Zahnpastaschaum und ein Handtuch auf dem Kopf. Vom Zimmer hörte ich gedämpfte Stimmen.

Ich beeilte mich damit den Mund auszuspülen und die dunkelbraunen Haare zu kämmen. Ich betrachtete mich im Spiegel und zog die Nase kraus, als ich einige wenige Sommersprossen darauf entdeckte. Meine Wangen waren etwas gerötet, von der peinlichen Situtation vorhin. Ich hoffte sehr, dass mich die Person, welche ins Zimmer eingetreten war, nicht erblickt hatte.

Als ich schließlich hörte, wie die Tür sich wieder verschloss, wagte ich mich zurück in das Zimmer. Alex war inzwischen aufgewacht und saß schon putzmunter am Schminktisch. Billie hingegen war immer noch ziemlich verschlafen und saß auf dem Bett, die Beine umklammert.

"Wer war das?", fragte ich, während ich mir etwas zum Anziehen aus der Kommode nahm.

Alex sah kurz auf, ohne dabei jedoch ihre Schminkroutine zu unterbrechen. "Milo. Er wollte uns fürs Frühstück wecken."

"Warum?"

Billie zuckte mit den Schultern. "Er wollte bloß nett sein, ist doch egal warum."

Ich zog eine Schnute. "Klar." Nachdem ich mich angezogen hatte, bemerkte ich den prüfenden Blick von Alex. Sie musterte mein schwarzes Croptop und die kurzen weinroten Bandagehosen.

"Seit wann trägst du sowas?" Sie deutete auf mein Outfit und runzelte verwundert die Stirn.

Ich biss mir auf die Lippen. "Was meinst du?"

"Ein bauchfreies T-shirt?" Sie grinste. "Seit wann hast du sowas wie Modestil? Und warum zum Teufel ziehst du dich so hübsch an?"

"Machst du doch auch." Das tat sie wirklich. Alex und Billie waren stilsicher und trugen immer tolle Klamotten. Besonders Alex zog sich manchmal etwas zu knapp an, aber das war ihr egal. Die Jungs fanden die beiden total heiß. Im Gegenteil zu mir...

Alex runzelte die Stirn und klemmte eine ihrer blonden Strähnen hinter das Ohr. "Ja.", sagte sie mit einem Grinsen. "Aber du nicht. Dir ist es immer egal, was du trägst. Hauptsache unauffällig."

Billie setzte sich auf mein Bett, musterte mich mit erhobenen Augenbrauen und nickte zustimmend. "Sie hat recht. In den sieben Jahren, die ich dich jetzt schon kenne, hast du dir doch niemals Gedanken darüber gemacht, was du trägst."

Camp SilvertownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt