Woche 3, Tag 7

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Ein dumpfes Klopfen zerrte an meinem Bewusstsein, missmutig zog ich mir die Decke weiter über den Kopf. Es musste noch früh sein, denn ich war alles andere als ausgeschlafen. Neben mir bewegte sich etwas und verwirrt öffnete ich meine Augen.

Neben mir lag Tony. Das dunkelbraune Haar war zerzaust, die Augenlider flatterten, öffneten sich aber nicht, so dass die dunklen langen Wimpern flackernde Schatten auf die hohen Wangenknochen malten.

Ein weiteres Klopfen riss mich aus meinem Starren und erst jetzt wurde mir bewusst, was es zu bedeuten hatte. Eine der Betreuungspersonen stand vor der Tür, denn jede andere Person wäre schon längst hereingekommen. Rasch schüttelte ich Tony neben mir an der Schulter, doch er murrte nur und versuchte mich wegzustoßen. "Tony, du musst sofort verschwinden.", flüsterte ich und schüttelte ihn nochmals, diesmal doller.

Langsam öffnete er seine Augen und sah mich stirnrunzelnd an. "Was?"

Wieder klopfte es. "Da ist jemand an der Tür, du musst dich im Badezimmer verstecken."

Doch es war schon zu spät, die Tür öffnete sich mit einem Ruck und Ms. Jenkins stand ihm Türrahmen. Alarmiert sah sie sich im Raum. Als sie Tony und mich in einem Bett und vor allem mit seinem Arm um mich geschlungen, entdeckte, keuchte sie. "Ms. Benett, Mr. Bishop. Was zum Teufel glauben Sie, was Sie da machen? Sie wissen, es ist Ihnen ausdrücklich verboten mit dem anderen Geschlecht in einer Hütte zu schlafen, geschweige denn in einem Bett. Das wird Konsequenzen mit sich ziehen."

"Ms. Jenkins, ich kann das erklären. Es ist überhaupt nicht so, wie es aussieht." Meine Stimme klang wohl etwas zu verzweifelt, denn Tony warf mir einen amüsierten Blick zu, dann richtete er sich auf. "Es ist tatsächlich nicht so. Der Strom war aus, ein Gewitter tobte und Olivia hier, hatte ganz einfach Angst alleine zu sein."

Doch die ehemalige Vertrauenslehrerin der West Hill Academy verdrehte nur die Augen hinter der viel zu großen Brille. "Also bitte, ich bin doch nicht von gestern. Küchendienst für Sie beide. Ich erwarte Sie ab Morgen jeden Tag nach den jeweiligen Mahlzeiten und damit meine ich Frühstück und Abendessen in der Versorgunghütte. Und wehe Ihnen wenn ich Sie nochmal zusammen im Bett erwische. Dann können Sie sofort abreisen." Mit Schwung drehte sich Ms. Jenkins um. Doch bevor sie aus der Tür trat, drehte sie sich noch kurz um und warf uns noch einen Blick zu. "Ach und natürlich werde ich Ihre Eltern informieren müssen.", sagte sie. Dann lief sie mit wippendem Pferdeschwanz aus der Hütte.

Ich seufzte tief. "Oh, nein. Meine Eltern werden so wütend sein."

Tony vergrub sein Gesicht in den Händen. "Meine werden mich umbringen."

Dann sahen wir uns an und fingen an zu lachen.

Etwa zehn Minuten später waren wir angezogen und begaben uns auf den Weg zur Versorgungshütte. Es war später als gedacht. Als ich vorhin auf die Uhr geguckt hatte, war es schon halb 10 gewesen. Ich gähnte, als ich die Tische betrachtete, die mittlerweile wieder trocken waren. Das dunkle Holz glänzte in der warmen Morgensonne. Viele unserer ehemaligen Mitschüler waren schon am frühstücken und ich war froh unsere Freunde an unserem üblichen Tisch zu entdecken. 

Billie wackelte mit den Augenbrauen und Alex grinste mir ins Gesicht, als ich schließlich mit meinem Tablett und Tony nur wenige Schritte hinter mir, an den Tisch trat. 

"Na, gut geschlafen?" Alex Grinsen wurde nochmals etwas breiter.

Ich warf den beiden Mädels böse Blicke zu und setzte mich neben Alex, Tony nahm gegenüber von mir Platz. Er räusperte sich betreten und sah auf seinen Frühstückstoast.

"Also ich hab wahnsinnig gut geschlafen. Ich glaube Dallas hat eine andere Matratze, als ich. Die ist um so einiges bequemer."

Dallas musterte Billie misstrauisch. "Sie gehört mir.  Bild dir bloß nicht ein, dass sich das von letzter Nacht wiederholt."

Camp SilvertownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt