Woche 1, Tag 3

135 7 2
                                    

Am nächsten Tag wurden wir schon relativ früh von Ms. Jenkins dumpfen Klopfen an unsere Hüttentür geweckt. Ich war schon wach gewesen, als sie uns um 7:00 Uhr morgens wecken wollte, hatte allerdings immer noch im Bett gelegen.

Billie hatte lange gebraucht, bis Alex und ich sie dazu bringen konnten, aus dem Bett zu steigen und sich anzuziehen. Beim Frühstück hatte sie mit niemandem ein Wort geredet und sich missmutig Müsli in den Mund gestopft. Milo und Anthony hatten sie darauf hin ausgelacht. Sie war einfach ein Morgenmuffel.

Jetzt, eine halbe Stunde später, stand ich mit Otis am Anfang des Waldes und betrachtete stirnrunzelnd die Karte, welche er in seiner Hand hielt. Schatzsuche hieß die Aktivität des Tages und ich fragte mich, wer sich das ausgedacht hatte. Wir waren in dreier Teams aufgeteilt worden. 

Meine Gruppe bestand aus Otis, Sanya und mir. Sanya war Redakteurin der Schülerzeitung gewesen und eigentlich ganz nett. Aber sie nervte und dass nicht nur weil sie schon nach weniger als einer halben Stunde dringend pinkeln musste. Während sie also hinter einigen Büschen verschwand, atmete Otis erleichtert auf. "Ich wusste ja, dass ihr Mädels viel tratscht aber so?", hatte er gesagt. Ich hatte bloß gelacht und dann versuchten wir uns auf unseren einzigen Hinweis, eine selbstgemalte Karte, zu konzentrieren.

"Ms. Jenkins sollte sich wirklich ein Hobby suchen.", murmelte ich, als ich versuchte festzustellen wo genau wir uns befanden.

Otis nickte zustimmend, als Sanya wieder zu uns stieß. Sie band das dichte schwarze Haar zu einem Zopf und stemmte die Hände in die Hüften. "Also, auf was wartet ihr noch?"

Otis war mir einen genervten Blick zu, sagte allerdings nichts. Wir schulterten also unsere Rucksäcke mit etwas Proviant, das aus zwei Sandwiches und einer Flasche Apfelsaft für jeden bestand, und machten uns auf den Weg in die ungefähre Richtung des 'Schatzes'.

Sanya jammerte währenddessen andauernd. "Meine Schuhe sind zu klein.", "Ich hab Hunger.", "Wann sind wir endlich da?", "Könnt ihr nicht langsamer gehen?!" oder "Ich kann nicht mehr."

Unser männlicher Begleiter und ich versuchten sie zu ignorieren und stapften einfach weiter in den Wald hinein. Obwohl ich eigentlich kein großer Fan von Wanderungen war, so genoss ich es heute tatsächlich sehr. Bis auf Sanya war es wirklich schön. Die Bäume spendeten uns Schatten, sodass es nicht all zu heiß wurde. Ein leichter Wind streifte uns durch das Haar und über die Haut. Wir hörten die Vögel zwitschern und ein angenehmer Waldgeruch stieg uns in die Nase. Mit einem Lächeln beobachtete ich das Lichtspiel der Sonnenstrahlen, die von den Blättern der Bäume gebrochen wurden.

"Ich kann nicht mehr. Meine Füße tun weh und ich hab Hunger und Durst." Sanya ließ ihren Rucksack fallen und setzte sich auf den Waldboden, mit dem Rücken an einen großen Baum gelehnt.

Ich seufzte und setzte mich zu ihr auf einen großen Stein. Otis gesellte sich dazu. Still nahm ich mein Sandwich aus dem Rucksack und begann zu essen. Sanya betrachtete das Sandwich misstrauisch und nahm dann einen kleinen Bissen. Sie verzog das Gesicht, sagte allerdings nicht.

Als wir alle fertig waren, wollte sie noch nachsehen ob sie Blasen an den Füßen bekommen hatte. Hatte sie nicht.

Otis wurde langsam ungeduldig. Er wollte endlich weiter. Ich verstand ihn, aber Sanya schien sich alle Zeit der Welt zu lassen. Irgendwann beschlossen wir, dass Otis vorausgehen sollte, um inzwischen den Schatz zu suchen und den anderen Bescheid zu geben. Wir waren nämlich reichlich spät. Er machte mit seinem Handy ein Foto von der Karte und winkte uns kurz zu, bevor er zwischen den Bäumen verschwand.

Da war ich also allein mit der größten Nervensäge des Universums, wir hingen beide unseren Gedanken nach. Wir kamen langsam voran, aber wenigsten hatte sie mit dem Jammern aufgehört.

Camp SilvertownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt