Woche 3, Tag 5

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Ein Summen weckte mich aus einem tiefen Schlaf. Vergeblich tastete ich nach meinem Handy und stöhnte missmutig, als das Summgeräusch sich noch verstärkte. 

"Mach das aus, ich will schlafen.", murrte eine verschlafene Stimme, die wohl Billie gehörte.

Ich verdrehte die Augen und stützte mich auf meine Ellbogen ab. Mit verkniffenen Augen suchte ich mein Bett ab und fand den Übeltäter auf dem Fußboden neben meinem schmalen Bett. Das kühle Metall des Gerätes endlich in meinen Händen, nahm ich den Anruf durch ein Tippen auf das Display an. "Hallo?"

"Hi, Schatz. Warst du etwa noch im Bett?" Meine Mum klang amüsiert.

"Ja, Mum. Es ist doch erst -", sagte ich, warf ein Blick auf die Uhr und fuhr dann fort: "-...halb Acht. Mum, wieso rufst du mich so früh an?"

Die nächste halbe Stunde verbrachte ich damit, meine Mutter zu unterhalten. Alex gab hin und wieder ein Stöhnen von sich, um mir mitzuteilen wie nervig ich war. Billy hingegen war schon wieder eingeschlafen und gab nur hin und wieder ein Schnarchen von sich. Als ich endlich auflegen durfte, überlegte ich kurz noch mal etwas zu schlafen, entschied mich aber nach einem Blick aus dem Fenster dagegen. Die Sonne schien und keinerlei Wolke war am Himmel zu sehen.

Mühsam begab ich mich auf meine Beine und streckte mich ausgiebig. Alex beobachtete mich aus zusammengekniffenen Augen und stöhnte dann, bevor sie sich ebenfalls zum Aufstehen aufraffte. 

"Das war nervig.", sagte sie vorwurfsvoll und raffte ihre blonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen.

Ich verdrehte die Augen und ging zur Tür, um auf die Veranda zu gehen. Ich sog die frische Luft ein und war froh um die sanfte Brise, die mir ums Ohr strich und die Wärme der Sonne etwas besänftigte. Mein Blick strich hinunter zum See, dessen dunkelblaues Wasser die Sonnenstrahlen reflektierte und einladend glitzerte. 

In der Hütte neben uns knallte eine Tür zu. Es war Tony, der kurz innehielt, als er mich erblickte, dann aber die wenigen Stufen hinuntersprang und im Laufschritt Richtung Wald joggte.

Ich seufzte. Ich wünschte, ich müsste ihn nicht so leiden lassen. Allerdings herrschte in mir das reinste Gefühlschaos, ich hatte keine Ahnung was ich wollte. Tony war unglaublich attraktiv, er war nett, aber eigentlich wusste ich nicht wirklich viel über ihn. Ich kannte ihn gar nicht und er mich nicht. Wie konnte er dann von sich behaupten, in mich verliebt zu sein? 

Alex kam hinter mir aus unserer Blockhütte und schnalzte mit der Zunge. "War das Tony?"

Ich nickte.

"Warum hat er dich denn ignoriert?"

Ich runzelte die Stirn. Es war typisch für Alex, dass sie die ganze Szene vom Fenster aus beobachtet hatte. "Keine Ahnung, Alex." Ich merkte selbst, wie genervt ich klang. Doch es fiel mir einfach schwer ruhig zu bleiben.

Jetzt war es an Alex, mit der Stirn zu runzeln. "Ist gestern irgendwas zwischen euch vorgefallen? Ich dachte, du wärst sauer auf ihn und nicht umgekehrt?"

"Ich weiß doch auch nicht, was mit ihm los ist. Ich hab ihm gesagt, ich brauch noch Zeit. Ich hab keine Ahnung wo mir der Kopf steht." Alex legte mir mitfühlend den Arm um die Schultern. "Das wird schon, Liv. Heute Abend kannst du dich etwas ablenken und erst morgen wieder daran denken."

Die Party an jenem Abend hatte ich zunächst völlig vergessen, aber erstaunlicherweise besserte sich meine Stimmung bei dem Gedanken an Trinkspiele und Lagerfeuer. 

Als irgendwann Billie zu uns stieß, die bis eben noch im Bett gelegen hatte und wir uns was anständiges angezogen hatten, machten wir uns auf zum Frühstück. Die meisten unserer ehemaligen Mitschüler waren schon aufgestanden und befanden sich entweder schon auf dem Weg zum See hinunter, spielten Kartenspiele auf den kleinen Veranden oder schlugen sich die Bäuche am Frühstücksbuffet voll. 

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