Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien und tauchte die Landschaft in ihr helles Licht, eine leichte Brise strich durch die Bäume und verhinderte, dass es zu heiß wurde. Ein Paar wenige Schäfchenwolken bewegten sich am Himmel und es duftete nach Pinien und frischer Erde. Ich sog die Luft ein und genoss den Ausblick auf den Onondaga See. Es war noch relativ früh am Morgen, das Frühstück und den Küchendienst hatte ich allerdings schon hinter mir. Tony und ich hatten schweigend das Geschirr in die Maschine geräumt und die Tabletts gestapelt. Wir waren beide nicht sehr ausgeschlafen, doch es war schön gewesen in Stille zu arbeiten.
Ms. Jenkins hatte uns um halb Acht geweckt, mittlerweile war es etwa Neun. In einer halben Stunde sollte es los gehen. Wir wollten auf eine Pferdefarm, etwa eine dreiviertel Stunde von hier entfernt. Es sollte eine kurze Führung geben und dann würden wir selbst reiten dürfen. Die meisten der Campbewohner sahen dem Ganzen mit wenig Begeisterung entgegen, vor allem der männliche Teil.
Als Kind war ich schon mal geritten und fand es eigentlich ganz cool, trotzdem hatte ich wenig Lust den ganzen Tag dort zu verbringen.
"Es ist wirklich schön hier, ich werde den Ausblick vermissen." Alex hatte sich zu mir gesellt. Ihre eigentlich blonden Haare waren nass und waren dadurch dunkler als sonst. Mit einem Handtuch rieb sie sich die Spitzen trocken.
"Ich auch." Ich warf ihr einen Blick zu. Alex war schon geschminkt und angezogen, nur ihre Haare mussten noch trocknen. Mit einem Seufzen ging ich in die Blockhütte. "Ich muss mich auch noch schminken und umziehen."
Billie saß an unserem kleinen Schminktisch und tuschte sich die Wimpern. Ich kramte in meiner Kommode nach etwas zum Anziehen. Ich tauschte mein weites Schlafshirt gegen ein schwarzes Crop Top und Jeansshorts. Im Bad kämmte ich meine Haare und trug etwas Wimperntusche auf. Dann packte ich meinen Rucksack. Wenige Minuten vor Abfahrt holten wir uns unser Lunchpaket an der Versorgungshütte ab. Darin befand sich eine Flasche Apfelsaft, zwei Sandwiches und ein Müsliriegel.
Im Bus setzte sich Billie zu Otis, so dass Alex und ich uns eine Sitzbank teilte. Eine Reihe vor uns saßen Tony und Milo.
"Habt ihr auch so Lust auf Ponyreiten?" Milo hatte sich umgedreht und blickte über den Sitz hinweg.
Alex lachte. "Das arme Pferd, das dich schweren Klotz tragen muss."
Milo verdrehte die Augen. "Ich will nicht mal reiten. Ich bin kein zwölfjähriges Mädchen."
"Ja, stimmt. Du bist viel zu cool dafür." Die Blondine lehnte sich nach vorne und flüsterte: "In Wahrheit hast du einfach nur Angst."
Während die beiden anfingen zu diskutieren, kreuzte sich mein Blick mit dem von Tony. Er lächelte mir zu. Ich erwiderte sein Lächeln und verdrehte die Augen über die beiden Streithähne.
Im Bus war es heiß, die Klimaanlage schien nicht zu funktionieren und die Sonne schien unerbärmlich durch die Fenster und erhitzte den Innenraum. Viele stöhnten über die Hitze und wischten sich Schweißperlen, die die Haut zum glitzern brachten, aus dem Gesicht. Die Fenster ließen sich nur einen kleinen Spalt öffnen und die einströmende Luft erbrachte nicht die erhoffte Erlösung. Die restliche Zeit der Fahrt verbrachte ich damit, den Gesprächen von Alex und Milo zu lauschen. Hin und wieder bemerkte ich Tonys Blick auf mir und lächelte ihm zu.
Nach einer Weile kamen wir an der Farm an. Ich blickte aus dem Fenster und sah ein Wohngebäude mit weißer Holzfassade und großer Veranda, dahinter befand sich ein großes Stallgebäude. In einiger Entfernung konnte man eine weitläufige Koppel mit einigen Pferden drin erkennen.
"Wir sind da.", sagte ich. Alex hielt in ihrer Tirade inne und sah aus dem Fenster. Dann grinste sie Milo zu. "Na, dann kannst du dich ja endlich beweisen."
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Camp Silvertown
Teen FictionOlivia Benett fühlt sich wie ein Geist. Auch nach vier Jahren Highschool, in denen sie jeglicher Konfrontation mit Parties, Jungs und Spaß auswich, kann sich kaum jemand an ihren Namen erinnern. Das will sie ändern. Und was bietet eine bessere Mögl...