Woche 1, Tag 5

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"Verdammt.", fluchte Alex und ließ die Palette Bier beinahe fallen. Milo bedachte sie mit einem bösen Blick und nahm sie ihr ab.

"Pass bloß auf das Bier auf." Fast schon zärtlich sah er auf die Dosen hinab, bevor er sie auf den Tisch zu den anderen stellte.

Alex drehte sich zu mir, verdrehte die Augen und bewegte ihre Finger, als wäre eine Schraube in ihrem Kopf locker. Ich lachte und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann stellte ich blaue Pappbecher auf den Tisch neben die Getränke.

Alle waren damit beschäftigt alles für heute Abend vorzubereiten. Die drei Betreuer hatten sich etwas zurückgezogen und überließen uns uns selbst.

Manche sorgten für Snacks, andere für Getränke und wieder andere für die kleine Musikanlage, die tatsächlich jemand von zu Hause mitgebracht hatte. Anscheinend hatte man sich schon vorher organisiert und sich von vergangenen Jahren Einiges abgeschaut. Ich konnte darüber bloß schmunzeln.

Irgendwann gingen alle zurück zu den Hütten, um sich etwas herzurichten. Ich lag in meinem Bett und las in einem meiner Bücher, während Alex und Billie sich alle Mühe machten, um sich in Schale zu werfen.

"Warum ziehst du dich nicht um?" Alex deutete mit ihrem Glätteisen auf meine Trainingsshorts.

Ich sah nicht mal von meinem Buch auf. "Weil ich nicht mitkomme."

Billie setzte sich auf und hörte auf ihre Schuhe zu schnüren. "Was?"

Ich seufzte und blickte auf, legte den Kopf schief. "Ich komme nicht mit auf diese Party, ich bleibe hier."

"Was willst du denn hier alleine machen?"

"Etwas lesen, vielleicht schau ich mal auf die Bücherliste für die Cornell."

Alex stöhnte. "Du willst an einem Freitagabend etwas für die Uni machen? Du spinnst wohl. Dafür hast du in New York immer noch genug Zeit. Wir müssen die gemeinsame Zeit doch genießen."

Ich zuckte bloß mit den Schultern. Alex stupste Billie mit dem Ellenbogen in die Rippen. "Jetzt sag doch auch mal was."

Diese blickte mich kurz an, bevor sie sich weiter an ihre Schuhe machte. "Lass sie doch. Wir können sie kaum zwingen."

"Billie! Komm schon, sie kann nicht hier bleiben."

Diese stand bloß auf, kloppte sich unsichtbaren Dreck von ihrer hellen Boyfriendjeans und wandte sich zum Spiegel hin. "Du kannst niemand zu seinem Glück zwingen." Sie hob eine perfekt gezupfte Augenbraue hoch und blickte mich durch den Spiegel an.

Alex seufzte. Dann schnappten sich die beiden ihre Sachen und machten sich auf zur Tür. Etwas eifersüchtig und betrübt, betrachtete ich die beiden. Billie sah total cool und lässig aus, während Alex super sexy wirkte.

"Schönen Abend."

Billie nickte und Alex blickte nochmals zurück, dann verschwanden die beiden nach draußen.

Missmutig starrte ich auf die Wörter in meinem Buch. Billie hatte zwar recht damit, dass man niemanden zwingen konnte, trotzdem schmerzte etwas, das die beiden sich einfach so abwimmeln ließen. Ich seufzte und schlug mir das Buch an den Kopf. Warum war ich bloß so langweilig?!

Es verging etwa eine Stunde damit, dass ich wie besessen versuchte das Kapitel fertig zu lesen, aber immer wieder von vorne beginnen musste, weil ich mich einfach nicht darauf konzentrieren konnte. Ich wollte doch auffallen. Dafür war ich sogar extra shoppen gewesen, nahm an diesem Camp teil und trotzdem schaffte ich es einfach nicht aus meinem eigenen Schatten zu treten.

Camp SilvertownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt