Der Dienstag der zweiten Woche gestaltete sich als ziemlich schwierig. Eigentlich wollten wir eine kleine Wanderung um den Onondaga See unternehmen. Allerdings litten etwa dreiviertel der Campteilnehmern an einem ganz schlimmen Muskelkater. Ich gehörte erstaunlicherweise zu denen, die diesen nicht ganz so ausgeprägt spürten. Dann gab es noch jene, welche behaupteten gar nichts zu spüren. Milo gehörte natürlich zu diesen, wie er mir selbst ganz stolz am Frühstückstisch mitgeteilt hatte, bei dem ich mich neben ihn hin platziert hatte.
Da die Wanderung abgeblasen worden war, grillten wir gegen Mittag. Jeder musste mithelfen. Alex, Billie, ich und einige andere Mädchen hatten sich dazu bereit erklärt uns um die Salate zu kümmern. Ich saß also neben Billie, die verzweifelt versuchte eine Karotte anständig zu schälen und schnippelte fleißig ein Paar Kartoffeln für den Kartoffelsalat. "Wolltest du das nicht gestern machen?", fragte ich und pustete mir eine nervige Haarsträhne aus dem Gesicht.
Billie verdrehte die Augen und seufzte. "Ich hab das Zimmer im Studentenheim ja schon. Ich verstehe bloß nicht, warum ich nun schon zum zweiten Mal bestätigen muss, dass ich es wirklich nehme."
"Naja.. Hätte ja auch sein können, dass du dich doch noch für eine andere Uni entscheidest und dann hätten sie das Zimmer noch an jemand anderen abgeben kö-.."
"Olivia?" Eine Stimme unterbrach mich und ich sah verwundert auf. Rebecca Adams stand vor mir und lächelte mich an. Ich hatte noch nie auch bloß ein Wort mit dem Cheerleadercaptain gewechselt, dementsprechend erstaunt war ich, als sie mich hier so offen ansprach. Ich blinzelte, bevor ich endlich den Mund aufbekam. "Ja?"
Ihr Lächeln vertiefte sich und ich konnte Grübchen an ihren Wangen erkennen. Sie hatte das dunkelbraune Haar zu einem Zopf geflochten und trug gemütliche Shorts und ein weißes T-shirt. In ihren Händen hielt sie eine leere Salatschüssel. Als sie sich auf den freien Stuhl zu meiner Rechten fallen ließ und die Schüssel vor mir auf den Tisch stellte, warf ich Billie einen verwunderten Blick zu. Die zuckte bloß mit den Schultern. "Hey, Becca."
Rebecca warf Billie einen freundlichen Blick zu. "Hi." Dann wandte sie sich an mich. "Hier kannst du die Kartoffeln hineingeben." Sie deutete auf die Schüssel vor mir und ich nickte. Sie begann schon mal die Scheiben von meinem Schneidebrett einzusammeln. Plötzlich seufzte sie. "Darf ich dich was fragen?"
"Klar." Ich hatte eine Augenbraue erhoben und sah sie erwartungsvoll an.
Das sonst so selbstbewusste Mädchen grinste unsicher. "Tut mir leid. Ich bin wirklich sehr neugierig und das geht mich eigentlich nichts an.. Aber bist du jetzt mit Milo zusammen?"
Ich starrte sie kurz an, dann schüttelte ich den Kopf und lachte leise. "Nein. Ich bin nicht mit Milo zusammen." Und damit widmete ich mich meiner letzten Kartoffel.
"Oh." Sie räusperte sich und klaubte die letzten Stückchen zusammen. "Okay und nochmals sorry für meine unangebrachte Frage." Sie stand auf, nahm die gefüllte Schüssel mit sich und schenkte uns noch ein letztes Lächeln.
Verwirrt drehte ich mich zu Billie um. "Was zum Teufel, war das?"
Meine beste Freundin sah dem Mädchen nach und grinste kopfschüttelnd. "Weißt du denn nicht, dass Courtney, Beccas beste Freundin, in Milo verliebt ist?"
"Hä? Ich dachte, die wäre mit Jack Ravenswood zusammen?"
Billie schüttelte bloß den Kopf. "Ach, Quatsch. Die beiden sind schon seit einem halben Jahr getrennt, weil Jack rausbekommen hat, dass Courtney in Wahrheit auf Milo steht. Jeder wusste das, außer er selbst."
"Oh, Wow. Das ist bestimmt hart."
Alex, die wohl den letzten Teil des Gesprächs mitbekommen hatte, gesellte sich zu uns. "Was ist hart?"
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Camp Silvertown
Teen FictionOlivia Benett fühlt sich wie ein Geist. Auch nach vier Jahren Highschool, in denen sie jeglicher Konfrontation mit Parties, Jungs und Spaß auswich, kann sich kaum jemand an ihren Namen erinnern. Das will sie ändern. Und was bietet eine bessere Mögl...