Das Camp wurde schon seit Generationen für die Abgänger der West Hill Academy abgehalten. Man wollte die gemeinsame Zeit nochmals richtig genießen, bevor es dann endgültig vorbei war. Die Schulzeit, das Wohnen bei den Eltern und die Zeit der Unbeschwertheit hatte ein Ende gefunden, zumindest bei den Meisten. Gleichzeitig war es auch der Beginn von etwas Neuem. Der Beginn von Unabhängigkeit, ja, Freiheit irgendwie. Ich für meinen Teil freute mich sehr auf das neue Kapitel in dem Buch, das mein Leben war.
Die High School Zeit war zwar schön, aber ich wusste, dass da draußen noch sehr viel mehr auf mich wartete. Ich hatte immer sehr viel gelernt und für die Schule getan. Ich hatte natürlich Alex und Billie, mit denen ich schon seit einer kleinen Ewigkeit befreundet war. Aber da war nichts in meinem Leben, was mich in irgendeiner Weise besonders machte. Nichts, das mich bei anderen in der Erinnerung verankerte. Ich war eine von Tausenden, die in etwa die gleiche Lebensgeschichte mit sich trugen und es gab nichts, was mich von diesen unterschied.
"Du kommst heute Abend doch?", fragte Alex und schob die Sonnenbrille wieder zurück auf ihre Nase. Ich wurde aus den Gedanken gerissen und sah sie an.
Wir lagen am Ufer des Sees und sonnten uns. Das Wetter war perfekt dafür. Es war heiß, aber gerade so, dass man es in der prallen Sonne aushalten konnte. Das Wasser des Sees glitzerte im Sonnenlicht, nur die sanften Wellen malten Schatten auf das klare Blau. Eine leichte Brise streifte uns, was die Grashalme zum Rascheln brachte. Wir trugen unsere Badekleidung und ließen uns trocknen, nachdem wir einige Runden im See geschwommen waren.
Billie warf mir einen fragenden Blick zu. Schließlich nickte ich. "Ja, ich werde mit euch hingehen."
Alex strahlte. Sie flocht ihr langes blondes Haar zu einem Zopf und drehte sich, sodass sie auf dem Bauch lag. Die Sonne hatte ihr, uns allen, schon eine hübsche Bräune verpasst und man konnte etwas von den weißen Streifen erkennen, welche vom Bikini von der Sonne abgeschirmt wurden.
Ich setzte mich auf und stütze mich auf meine Arme. Die nassen Haare fielen so meinen Rücken entlang. Auch wenn sie nicht weiter, als bis zur Mitte meines Schulterblatts reichten, bekam ich eine Gänsehaut.
"Das bedeutet uns wirklich viel." Billie betrachtete mich, noch immer ein leichtes Lächeln auf den Lippen.
Ich warf ihr einen Blick zu und erwiderte das Lächeln. "Ich weiß."
Billie setzte sich ebenfalls auf. Sie bürstete ihr dunkles, langes Haar, das ihr eigentlich in sanften Wellen bis zur Brust reichte, und starrte auf den See hinaus. Nach einer Weile sagte sie:"Du hast dich verändert, Liv."
Alex murrte zustimmend, sie befand sich schon im Halbschlaf. "Das ist gut."
Billie nickte. "Ja, ist es."
Ich biss mir auf die Unterlippe. "Was meint ihr?"
"Früher hast du uns ausgelacht, wenn wir dich auf eine Party mitnehmen wollten. Und du bist offener." Sie schenkte mir einen nachdenklichen Blick. "Ich frag mich bloß, warum."
Ich zuckte mit den Schultern und schluckte. "Ich wollte mal was anderes ausprobieren."
Billie lachte. Ich wusste, sie glaubte mir nicht. Aber es war mir peinlich, die Wahrheit zu sagen, also schwieg ich.
Es war Freitag und das bedeutete, das heute Abend wieder eine kleine Party steigen würde. Milo bettelte mich schon den ganzen vorherigen Tag an, zu kommen. Als ich zusagte, glaubte er mir erst nicht. "Wenn du nicht kommst, dann hol ich dich einfach wieder. Aber diesmal warte ich nicht erst, bist du dich umgezogen hast.", hatte er mir mit einem Zwinkern angedroht. Er war süß, aber ich wusste, dass er seine Drohung in die Tat umsetzen würde, sollte ich nicht kommen.
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Camp Silvertown
Novela JuvenilOlivia Benett fühlt sich wie ein Geist. Auch nach vier Jahren Highschool, in denen sie jeglicher Konfrontation mit Parties, Jungs und Spaß auswich, kann sich kaum jemand an ihren Namen erinnern. Das will sie ändern. Und was bietet eine bessere Mögl...