Wie immer war der Samstagmorgen besonders mühsam und besonders langsam. Fast jeder im Camp war verkatert oder wenigstens übernächtigt.
Ich fühlte mich ungewöhnlich gut, hatte ausreichend Schlaf erhalten und zum Glück keinen Kater. Die beiden Saufnasen zu meinen Seiten schliefen noch tief und fest, als ich ins Bad ging, um mir eine Dusche zu genehmigen. Ich hatte die beiden gestern Nacht gar nicht nach Hause kommen hören.
Ich wusch meine Haare mit nach Pfirsich duftendem Shampoo und sang dazu Bon Iver Songs. Nach einer gründlichen Beinrasur und einem erfrischenden Zähneputzen, fühlte mich super. Es gab kaum einen besseren Start in den Tag. Gerade als ich ins Zimmer zurückkam, um mein Handtuch gegen Shorts und T-shirt einzutauschen, klopfte es an der Tür. Ms. Jenkins trat, nach einem Herein meinerseits, herein und blickte sich zaghaft um. Sie lächelte, als sie mich sah. "Ms. Benett, wir starten um halb 12 zum Minigolfplatz. Bitte seien Sie dann am Parkplatz und schauen Sie zu, dass die beiden Schlafmützen auch da sind."
Minigolf stand also an. Es war Punkt halb 12 und ich stand angezogen und von meinen beiden Mitbewohnerinnen flankiert am Parkplatz, die sich vor Müdigkeit kaum auf den Beinen halten konnten. Billie gähnte laut und streckte sich dann ausgiebig. Auch die restlichen Leute, die um uns herumstanden, gähnten hin und wieder oder streckten sich. Ms. Jenkins stand vorne am Bus, wie immer ein Klemmbrett vor der Brust und versuchte zu zählen, ob alle anwesend waren.
Irgendwann, ungefähr zehn Minuten zu spät, kamen schließlich Milo, Tony und Dallas angetrottet. Die drei hatten sich anscheinend noch eine Mütze voll mit Schlaf gegönnt. Obwohl ich dem zu widerstehen versuchte, konnte ich nicht anders, als Tony anzugucken. Er sah völlig übermüdet aus und ich fragte mich, was er gestern Abend wohl noch so getrieben hatte, um so müde zu sein. Ich wandte meinen Blick schnell wieder ab und da wir endlich alle hier waren, durften wir in den Bus einsteigen. Alex, Billie und ich setzten uns in zwei Reihen hintereinander, der Platz neben mir blieb leer. Ich drehte mich zu den beiden um und verdrehte die Augen, als ich sah, dass Billie schon ihren Kopf gegen das Fenster gelehnt hatte und anscheinend versuchte zu schlafen. Alex warf ihr einen schiefen Blick zu und setzte sich dann kurzerhand eine Reihe nach vorne, neben mich.
Als ich sie stirnrunzelnd anguckte, zuckte sie nur mit den Schultern. "Sie schläft sowieso die ganze Fahrt und ich will quatschen."
Ich grinste und zauberte eine Packung Kekse aus meinem Rucksack, die Alex sofort mit gierigen Augen verschlang. Auf der Fahrt aßen wir die halbe Packung und quatschten über den gestrigen Abend. Leider wusste Alex auch nicht, was beziehungsweise ob was zwischen Billie und Otis gelaufen war. Ich erfuhr aber, dass Tony schon bald nach mir ins Bett gegangen war, warum er trotzdem so müde war, war mir aber ein Rätsel.
Nach etwa anderthalb Stunden waren wir da. Viele der Anderen hatten die Zeit genutzt, um etwas Schlaf nachzuholen und streckten sich nun von Neuem.
"Leute! Hierher." Mr. Ward winkte uns zu sich, bis alle einen Halbkreis um ihn gebildet hatten. "Ihr dürft euch in Dreiergruppen zusammentun, hier drüben bekommt ihr die Minigolfschläger und könnt euch dann an eine der Bahnen begeben. Dort drüben gibt es einen Imbiss und um Fünf treffen wir uns wieder hier, alles klar?" Zustimmendes Murren machte sich breit, dann teilte sich die Gruppe langsam auf.
Es war klar, dass Alex, Billie und ich eine Gruppe bilden würden und so holten wir uns unsere Schläger und suchten uns die Bahn aus, die am weitesten von allen anderen entfernt war. Keiner von uns hatte wirklich Lust Minigolf zu spielen. Alex versuchte sich trotzdem daran, den Ball in Richtung Loch zu schmettern, hatte allerdings jedes Mal zu viel Schwung drauf.
"Also Billie? Wie wars denn gestern?", fragte ich und stupste mit meinem Schläger die Brünette an. Die Angesprochene schob nur ihre Brille nach oben und hob ihre Augenbrauen. "Hab ihn geküsst, hab ich doch gesagt."
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Camp Silvertown
Teen FictionOlivia Benett fühlt sich wie ein Geist. Auch nach vier Jahren Highschool, in denen sie jeglicher Konfrontation mit Parties, Jungs und Spaß auswich, kann sich kaum jemand an ihren Namen erinnern. Das will sie ändern. Und was bietet eine bessere Mögl...